Dorfgastein: Fulseck – für Jäger und Sammler!
1. September 2019 von Bernhard Baumgartner
In Kärnten sagt man zum Schwammerlsuchen meist “klauben”, sonst geht es eher um Jagd auf Pilze (viel zu oft im Konflikt mit den Jägern und Waldbesitzern), während für Heidelbeeren das “Sammeln” besser passt. Bei einem Bergurlaub mit gemischtem Wetter kann das zum zeitfüllenden Zeitvertreib geraten, so etwa bei unserem letzten Tag im Gasteiner Tal am 22. August. Wie am ersten Urlaubstag zeigte sich das Wetter (wenn auch nicht so ganz) freundlich, also endlich hinauf in Gipfelhöhe, aber leider nicht mit der neuen Schlossalmbahn, sondern wie schon oft bewährt auf das Fulseck bei Dorfgastein.
Nach dem leicht regnerischen Vortag hatte sich über Nacht ein Nebeldecke ins Gasteiner Tal gelegt. So verschwanden die Seilbahngondeln bald oberhalb der Talstation in den Wolken, um sie unterhalb des Gipfels zu durchstoßen – ein Nebelmeer bedeckte die Täler unter uns, aber oberhalb dehnte sich ein ziemlich klarer und föhnig gestimmter Bergraum mit prachtvoller Fernsicht. Das Fulseck als einzeln stehender Höhepunkt in dem nordwärts auf den Schuhflicker (dort die Klammkalke des Tauernfenster-Rahmens) ziehenden Kamm, ist wirklich ein grandioser Panoramagipfel!
Panoramen: 1. Bild = Hohe Tauern zwischen Ankogel und Großglockner, 2. Bild = Dachsteingruppe und Radstädter Tauern, 3. Bild = gegen Norden mit Schuhflicker, 4. Bild = Goldberggruppe mit Scharek und Hohem Sonnblick
Der Großglockner ist gerade noch frei, ebenso das Wiesbachhorn, bevor diese Giganten sich unversehens einen kleinen Wolkenschal umgürten!
Die Nebeldecke liegt in den nordseitigen Tälern etwas tiefer als im Süden, daher brandet mit dem Südostwind vom hintersten Lungau und Murwinkel das Weiß wie ein Wasserfall über den Tauernkamm, ein noch kaum jemals gesehenes und hier überhaupt trotz vieler Besuche noch nie erlebtes Phänomen! Die Hauptbeschäftigung bei der Kammwanderung leicht bergab Richtung Arltörl besteht daher aus Fotografieren…
Vor dem letzten steileren Stück hinab zum Arltörl quert ein Almzaun den Bergrücken, und hier finden wir rechts abseits die ergiebigsten Heidelbeerreviere. Allerdings brocken / sammeln wir händisch, also nicht mit einem “Reffel” (was ja eigentlich verboten ist), sondern einzeln mit den Fingern. Das dauert halt seine Zeit, und daher ist schon Mittag vorbei, als wir wieder zur Bergstation hinaufwandern. Unser Sammel- und Jägertag ist aber noch nicht zu Ende – denn nun folgt die Talfahrt, und zwar nur bis zur Mittelstation. Dort warten nämlich die feuchten und teilweise steilen Bergwälder auf uns mit ihren Schwammerlschätzen! Es lohnt sich auch dieser Zwischenstop, die Eierschwammerl werden zwar entgegen dem Wochenanfang schon etwas weniger, dafür gibt es ganz schöne und frische Herrenpilze. So schließt dieser “Bergtag mit Technik” für uns zu vollster Zufriedenheit!