Wastl am Wald: Hochstadelberg
28. Januar 2019 von Bernhard Baumgartner
Nach dem seit längerer Zeit (vor allem 2006) ausgiebigsten Schneefall, bei dem auch die B 28 (“Wastlstraße”) länger gesperrt war, höchste Zeit für eine (wenn auch kleine) Gipfeltour! Die Schneelage hatten wir ja in Ulreichsberg und in der Walster erkundet, und ebenso wie dort haben sich auch inzwischen die Verhältnisse in Annaberg normalisiert. Zu merken am Sonntag, 27. Jänner, an den vollen Parkplätzen für den Tirolerkogel und auch ziemlich auch bei den Reidlliften.
Noch etwas Spannendes haben wir bei der Auffahrt zum Annaberg bemerkt – vom Scheiblingberg hängt bei der “Halterlahn” ein gewaltiges, schon halb abgerissenes Schneebrett herab! Der Parkplatz vor der Straßenkurve ist ja durch die Lawinenverbauungen schon seit Jahrzehnten abgesichert (in den 1940er Jahren sogar Lawinentote, wenn ich die Gedenktafel richtig in Erinnerung habe). Aber diese Abbruchkante könnte schon die Forststraße zum Gscheid gefährden. Der locker stehende Hochwald ist da keine ausreichende Sicherung. Dichten Jungbestand gibt es nur unterhalb der Verbauungen. Als diese angelegt wurden, hat man übrigens auch einen schönen Frauenschuh-Standort zerstört. Na ja, am Waldrand unter dem Ahornberg links von der Postalm ist diese Orchidee auch verschwunden (und blüht jetzt teilweise in den Annaberger Hausgärten….). Von einem Schneerutsch entlang dem ersten Stück zum Tirolerkogel konnten wir nichts bemerken – unser Ziel war nämlich drüben bei Wastl am Wald.
Die Straßen sind nun alle bestens geräumt, und auch der Parkplatz an der “Wastlstraße” beim “Ötscherblick” war nicht vom Schnee gefüllt, sondern von den Autos der Tourengeher – überwiegend mit Schneeschuhen unterwegs. Wir hatten diese zwar im Auto, schnallten aber doch die Backcountry-Ski an, denn egal bergauf oder bergab geht es damit viel müheloser. Noch dazu gab es entlang der Markierung eine gute Spur, und dieser folgten wir, am Steilaufstieg über den nordwestlichen Schlag vorbei und mit steilem Abschneider zur oberen Forststraßentrasse Richtung Stadelberg. Bei der nächsten Kehre (oberhalb der zum Südhang führenden Straße an der Bergkante) folgten wir aber den am Nordwestrücken verlaufenden Spuren (abseits davon wäre der Schnee gerade noch halbwegs zum “Derspuren” gewesen, aber so bequemer).
In diesem oberen Waldstück hatten sich die gewaltigen Schneemengen der sogenannten “Schneekatastrophe” noch ziemlich erhalten – zwischen Wächten, ausgewehten Mulden am Steilrand und voluminösen Schneebuckeln wirkte der Bergwald wie verzaubert – so hatten wir ihn noch nie erlebt! Viel zu rasch kamen wir – beschwingt von diesem Erlebnis – hinaus auf die Gipfelfläche, wo wegen der Windwirkung die Schneehöhe (wie auf den meisten Gipfeln) verhältnismäßig gering war.
Die eigenartige, etwas föhnartige Höhenströmung bewirkte noch dazu eine klare Fernsicht, nur im Süden staute es etwas über dem Hochschwab, und etwa der Schneeberg steckte überhalb in der höheren Wolkendecke.
Aufenthalt gab es keinen, obwohl es am Gipfel durchaus angenehm war (nicht besonders kalt und wenig Wind), weil wir überhaupt nichts zu trinken oder zu naschen mithatten… Also gleich an die Abfahrt, die eher einem Bergabwandern glich. Aufstiegszeit eine Stunde, talwärts ebenso lang! Im Tiefschnee (ca. 20 cm festerer Pulver) ging es zwar mit den Backcountry-Skiern ganz leidlich, aber in der Spur wäre es uns zu schnell geworden – stürzen bei den tiefen Schneemassen nicht empfehlenswert, weil man kaum heraus kommen kann. Also ließen wir die Schneefelle gleich aufgeschnallt und glitten so fast wie in einer Loipenspur abwärts.
Hatte sich vormittags der Ötscher vom Annaberg aus “ummiwahend” gezeigt – Wolken wie ein Schal an der Nordwand über den Rauhen Kamm, vom Gipfel eine Wolkenfahne gegen Süden – kam nach mittags überraschend die Sonne in einem Wolkenfenster der herannahenden Warmfront hervor. Das Wetterzeichen “wenn es am Ötscher ummiwaht wird es schlecht” hat also nicht gestimmt! Aber irgendwie doch, denn wenn ich jetzt am Montag diesen Bericht schreibe, sind über Nacht gute 10 cm Neuschnee gefallen. Wir folgen beim Rückweg bequem der Spur über die Forststraße (Abzweigung bei der unteren Kehre Richtung Anna-Alm) und nahmen auch nicht die längere und wahrscheinlich ungespurte Runde über die Wastlböden. Für´s erste Schischnuppern genügte es auch so und bestärkte unsere Meinung: Gut dass es den “Stadelberg” gibt, denn der macht uns gerade genug Mühe und zugleich übergroße Freude!