MERAN 2000 – hoch und höher…
23. Oktober 2018 von Bernhard Baumgartner
… und natürlich in Südtirol noch lange nicht am höchsten! Denn der Ortler mit seinen 3905 m war immerhin der höchste Gipfel der Österr.-Ungar. Monarchie, wenn er auch den Großglockner nur wenig überragt. Um solche Größen geht es (selbstverständlich oder vielleicht ein wenig leider) nicht bei unseren Aufenthalten in Lana. Übrigens heuer schon zum achten Mal – so haben wir schon viele und eigentlich wenig bekannte Ziele ausgesucht, aber zu gewissen Orten kommen wir immer wieder, etwa nach Grissian oder in die Botanischen Gärten von Schloss Trauttmansdorff. Heuer wollten wir aber, einen der letzten Lanaurlaube vor uns, auch noch andere “Köstlichkeiten” dieses wunderschönen Landes kennenlernen. So schaut jeden Tag der schroffe Iffinger herunter in den weitläufigen Talkessel, aber wir sind immer nur daran vorbei gekommen – nach Hafling oder zum abgelegenen Langfenn. Dabei schaut knapp an den Felsen des Iffinger sogar die Seilbahn-Bergstation von Meran 2000 bis in den Apfelgarten des Hofmannhofs.
Bei dem herrlichen spätsommerlichen Herbstwetter hatten wir die hohen Mittagstemperaturen in Trauttmansdorff und am Maiser Waalweg durch Unterwegssein am Vormittag gerade noch gut vermeiden können. Das Schönwetter lockt aber förmlich hinauf zu den Berghöhen – noch nie dort gewesen – am 20. September (3. Urlaubstag) nach MERAN 2000! Die Zufahrt ist auch kurz, die Seilbahn-Talstation liegt direkt an der nach Hafling führenden Straße, trotzdem (oder gerade weil es so bequem ist) beginnen wir unsere Höhenwanderung erst um 11 Uhr an der Bergstation. Die riesige Gondel, übrigens vollgestopft mit Touristen, hat uns in fast schwindelnder Fahrt bis auf 1900 m hinaufkatapultiert. Nach den Abgründen befinden wir uns nun in einer eher sanften, allerdings von wilden Felsen überragten Almlandschaft, Tiefblick auf den 1600 tiefer liegenden Talkessel mit Meran grandios, dahinter öffnet sich der Vinschbau und oberhalb ragen die bis in die Dreitausenderregion reichenden Felsgipfel der Texelgruppe (deren Marmorzacken stechen förmlich aus der dunkleren Umgebung der Zentralalpen heraus).
Wohin wir uns nun wenden sollen, wird ja fast durch den Strom der übrigen aus der Gondel entlassenen Wanderer bestimmt! Wenn man nicht dem Iffinger zustrebt oder der nahe an seinem Gipfelaufbau Kuhleitenhütte, bietet sich wie selbstverständlich der breite Weg am Fuß der Steilhänge entlang gegen den Hintergrund des Hochtals an, das als Schigebiet erschlossen ist. Der erwähnte Hüttenname täuscht übrigens – Kuhleiten nur im Vergleich mit den Granitzacken des Iffingers, zwar Wiesenhänge, aber voll steil hinauf zum Vorsprung mit der Schutzhütte, etwas darunter das Almkircherl St. Oswald. Das hätte uns eigentlich interessieren sollen, aber uns lockt mehr die weitläufige Almlandschaft, deren Reiz auch nicht zu unterschätzen ist – ein Stück Weg quert nämlich durch einen Schrofenkessel mit subalpiner Flora (leider septembermäßig schon abgeblüht) und gibt einen ersten Dolomitenblick zum Rosengarten frei. Überhaupt ist die Sicht auf den südlichen und westlichen Berghorizont über dem dunstigen Etschtal ganz fantastisch – der Ortler geht fast unter in diesem Gipfelgewirr, aber der Zacken der Königspitze ist unübersehbar.
Nächstes Ziel ist die breite Kammsenke am Missensteiner Joch, wo sich der Ausblick über das obere Sarnthal bis zu den Zillertaler Alpen öffnet. Während es beim Gedenkkreuz des Südtiroler Alpenverein dicht zugeht, findet sich nur wenig abseits einer hübscher Platz auf den Rasenpolstern für eine Mittagsrast. Eigentlich schade, dass wir so spät im Jahr dran sind, denn zur Blütezeit muss es hier prachtvoll sein. Der Weiterweg ist schon vorgezeichnet, am Kamm entlang weiter bis auf den letzten Gipfel des Hochtals, die Kesselwand.
Der Kammweg wird von einer Reihe großer Steinmänner begleitet, die mit allerhand Figuren verziert sind. Dann ist die Kesselwandhütte erreicht, und unter der besonnten Dachtraufe findet sich ein angenehmes Plätzchen für die Einkehr. Gegenüber sieht man zunächst als höheren Gipfel den Mittager, zu dem aus dem Hochtal von der Südtiroler Alpenvereinshütte sogar ein Sessellift hinaufreicht. Dieser ist sogar in Betrieb, und wenn wir etwas schlauer gewesen wären, hätten wir die Tour dort hinauf fortgesetzt, dann Talfahrt und kürzerer Weg nach MERAN 2000 als bei unserer nicht so reizvollen Durchwanderung des Hochtals, noch dazu anfangs entlang der Schipisten…. Aber im Nachhinein ist man ja immer gescheiter…
So genießen wir in der von einem milden Wind durchfächelten Sonnenwärme unsere Mahlzeit und den Blick auf die fernen Gipfel hinter dem Ultental und dem Nonnsberg im Südwesten. Von der Hüttenterrasse zeigen sich aber auch im Osten die Dolomitengipfel ganz wunderschöne, fotografisch festgehalten haben wir sie aber schöner später vom Ritten aus. Im Talgrund bei der Meraner Hütte (Alpenverein Südtirol) angekommen, wartet nun das nicht ganz süße Ende der Wanderung auf uns – es geht (wenn auch gemächlich) wieder bergauf bis zur Bergstation der Seilbahn. Aber unterwegs gibt es genug “Schaubares” zu genießen, vor allem die Wetterbäume entlang der Waldgrenze im nachmittäglichen Gegenlicht mit den südlichen Bergen im Hintergrund. Von der luftigen Höhe geht es dann wie im Sturzflug wieder von MERAN 2000 talwärts – die voll gedrängte Seilbahngondel gibt uns schon einen Vorgeschmack auf die Hitze unten in Meran…