ISTRIEN / NP UCKA: Korita und Veli Planik
2. September 2018 von Bernhard Baumgartner
Wie ich auf diese schöne Bergtour gekommen bin? Wahrscheinlich aus den Informationen über den Nationalpark Ucka, denn die Alm Korita mit ihren Wassertrögen gilt als besonders sehenswert. Den Uckagipfel hatten wir ja schon im Frühjahr davor bestiegen (Mai 2008), die Korita-Planik-Höhenrunde stand also noch aus. Noch einleitend zum Gebiet – es handelt sich um die nordöstliche Bergregion Istriens mit dem Namen Cicarija (altösterreichisch Tschitschenboden), deren höchster Gipfel mit 1272 m der Veli Planik ist (Ucka 1400 m).
Schon die Zufahrt ist nicht einfach – Abzweigung von der Schnellstraße des “Istrischen Ypsilon” bei der Abfahrt Lupoglav (ein Stück vor dem Nordende des Uckatunnels), am südlichen Ortsende von der Hauptstraße die Seitenstraße Richtung Lanisce nehmen, die unterhalb vom Dorf Semic vorbeiführt und sich später rechts zum Ausgangspunkt Brgudac wendet. Nun sind wir am Ende der Sackgasse auf ca. 700 m Seehöhe angekommen, in einem kleinen Dorf mit teils instandgehaltenen Steinhäusern und einer Kirche oberhalb (Partisanendenkmal, im Friedhof zeitgeschichtliche Grabsteine, einer davon dokumentiert den Tod aller Frauen einer Familie im Jahr 1944). Obwohl ich sonst Kirchen und Friedhöfe samt Ortsansichten gern aufnehme, habe ich erst beim Aufstieg mit dem Fotografieren begonnen. Dieser startet bei einer Infotafel des Nationalparks über eine Forststraße (auf dieser kommt man beim Rückweg daher), von der nach kurzem Wegstück links in den Wald hinauf der markierte Steig Richtung Korita abzweigt.
Der Weg ist ein typischer alter Almsteig, wie wir ihn auch von unseren Voralpen gewohnt sind, allerdings durch einen südlichen Waldbestand mit vielen Manna-Eschen, Hopfen-Buchen, immer wieder Schwarzföhren und weiter oben immer mehr Wacholderbüschen. Die Blütenwelt ist dem Zeitpunkt unserer Wanderung entsprechend (Oktober) schon ziemlich reduziert (aber auch bei einer späteren Begehung im April nicht sehr vielfältig). Allmählich legt sich das Gelände etwas zurück, einzelne Lichtung geben den Ausblick vor allem zur Ucka als beherrschendem Gipfel weitum frei. Dann gelangen wir in eine äußerst ungewöhnliche Szenerie, allerdings typisch für die Berge Istriens – zwischen den schroffen Kalkformationen sind flyschartige Mergelschichten eingelagert. Diese wirken zwar bei größerer Ausdehnung oft fast wüstenhaft, anderseits bilden sie auch Quellhorizonte ohne die hier keine menschliche Ansiedlung oder Almwirtschaft möglich wäre.
Selbst im Herbst geben die Quellen unter dem Felsvorsprung des Brajkov vrh noch etwas Wasser her und füllen die übereinander aufgestellten Holztröge. Nach der Menge der Kuhfladen (wenn ich mich richtig erinnere) muss hier viel Vieh aufgetrieben gewesen sein. Zu dieser späten Jahreszeit tummeln sich nur mehr die Touristen an dieser Sehenswürdigkeit! Etwa eine Stunde hat der direkte Aufstieg gedauert, und daher bleibt uns noch genug Zeit (trotz der schon früh einsetzenden Dämmerung) für eine Fortsetzung der Tour. Diese verläuft zunächst in östlicher Richtung über die Almmulde auf einer Forststraße, doch wo sich diese rechts (südlich) hinabwendet, geht es auf mehr oder minder gut oder schlecht markiertem Steig über den Rasenrücken hinauf. Von ca. 900 m kommen wir so auf den Aussichtspunkt S(ch)krlavnik auf 1067 m. Dann geht es wieder bergab in eine weite Kammmulde und aus den dürren Bergwiesen hinein in die Waldzone.
Der vorwiegend aus Rotbuchen gebildete Wald ist mit zahllosen Steinblöcken und Felsrippen durchsetzt, die aus dem begrünten Boden hervorbrechen – ein typischer Bestand von “grünem” oder bedecktem Karst (im Gegensatz zu dem andernorts nur auf Steinbrocken reduzierten “kahlen” Karst). Man muss hier genau aufpassen, damit die Wegspur nicht verloren geht, denn ohne diese wäre das Gelände noch mühsamer zu bewältigen. Immer wieder geht es um Felsgruppen oder Dolinengruben herum, sehr unübersichtlich, weil die Route auf einem nur mäßig ausgeprägten Bergrücken aufwärts zieht. So etwa zwei Stunden von der Korita lichtet sich dann der Wald, und es treten wieder (wie vorher) Heideböden hervor, die zum schon nahen Gipfel des Veli (Hohen) Planik führen. Der vorgelagerte Nachbargipfel Mali Planik ist nur 13 m niedriger, gemeinsam ist dem Gipfelpaar der fantastische Aussicht auf die Bucht von Rijeka und die noch immer beherrschende Ucka. Ein hier nicht verwendetes Bild zeigt am Gesichtsausdruck von Anni (und ebenso von mir) – endlich angekommen! Die Rast wird daher umso angenehmer, als trotz Oktober die Sonne noch recht mild strahlt und nur wenig Wind weht.
Um 15 Uhr (gerade rechtzeitig für den noch langen Rest der Tour) steigen wir zum Sattel vor dem Kleinen Planik ab und marschieren rechts (südwestlich auf einer Forststraße bergab zu einer Senke mit mehreren Verzweigungen namens Sinozet. Geradeaus führt die Schotterstraße als Radroute weiter durch Wälder und Karstgelände bis nach Poklon an der Ucka-Passstraße. Wir müssen uns aber rechts halten und dann die Abzweigung Richtung Brgudac finden, also zweimaliger Richtungswechsel, dann aber in nördlicher Richtung unserem Ausgangspunkt entgegen. Mit wechselnder Neigung geht es stets im Wald dahin, nur drei Punkte sind interessant – zuerst finden wir einen Bestand abgeblühter Pfingstrosen mit reifen Samenständen (welche Art bleibt offen – Paeonia officinalis oder maskula?). Bei einer Senke mit Straßenbiegung dürfte die von Bauern aus dem Burgstädtchen Boljun gestanden sein (Boljunski dol). Nach mehr als einer Stunde erreichen wir einen alten Steinbruch mit hervorragenden Fossilien, zugleich ein Aussichtspunkt in den endlosen Wäldern.
Leider sind keine handlichen Steinbrocken mit Fossileinschlüssen zu finden (sonst hätte ich einen solchen in meinem Gartenalpinum abgelegt, kann mich jedenfalls nicht mehr erinnern). Das schöne Stück wie abgebildet ist leider im Fels festgewachsen…. Nach eineinhalb Stunden Forststraßenmarsch kommen wir zu einer von der Korita her einmündenden Straße (die haben wir bei einer Tour im Mai begangen, sehr langwierig, der direkte Abstieg wäre günstiger gewesen). Die letzte halbe Stunde wird dann durch das zwischen den Bäumen hereinstrahlende späte Sonnenlicht recht malerisch, allmählich gehen wir Trockensteinmauern von Weiden und Kulturflächen entlang, dann ist endlich wieder das Dorf Brgudac erreicht, insgesamt wohl sechs Stunden Gehzeit, eine genaue Routenbeschreibung habe ich danach verfasst, aber diese wirkt verwirrender als das Betrachten der Spezialkarte der Ucka (1 : 30 000, bei den Naturpark-Infostellen besorgt). Bei der noch recht langen Heimfahrt über die Schnellstraße nach Umag wird es allmählich finster, allerdings wieder wie fast jeden Tag mit fantastischem Abendrot.
Die Frühlingstour von Brgudac zur Korita (mit Blüte der Pulsatilla montana) findet man im Blog www.wandertipp.at/bernhardbaumgartner/ im Mai 2010, dort auch Bilder von Dorf!