Von Istrien über Cres nach Losinj – Urlaubstagebuch VIII (vorletzter Eintrag)
21. Juni 2018 von Bernhard Baumgartner
Montag, 7. Mai: Am Vortag noch quer durchs Landesinnere, trotzdem eine lange Fahrt geplant – nach Cres zu einem uns bekannten Orchideenstandort, und womöglich gleich die gesamte langgestreckte Inselformation erkunden (einfache Strecke 120 km). Da könnte uns der Tag schon zu kurz werden, daher bereits um 7 Uhr schnell zum Frühstück und nachher schnell über Plomin nach Brestova, Abfahrt der Fähre nach Cres um 8.15 Uhr….
Alles gut gegangen, bereits auf der Fähre und Blick über Mosenice gegen die Ucka. Gleich nach der Landung lassen wir uns etwas Zeit, damit der Stoßverkehr weg ist, denn die Straße ist auf der ersten Strecke nicht die beste – kurvenreich, an steilen Berghängen entlang, Fahrbahn etwas holprig – aber schönste Ausblicke, ein herrlicher Tag! So kommen wir gut voran, an der Stadt Cres vorbei, immer bessere Straßen mit wenig Verkehr, erster Halt am Ende der Insel Cres in Osor, wo eine Drehbrücke die Verbindung zur Insel Losinj herstellt.
Hier befinden wir uns schon am Fuß des Berges, der bei klarer Sicht von Rabac aus als hohe Pyramide erkennbar ist – der Gipfel Televrina, 589 m hoch. hier mit dem Glockenturm von Osor im Breitformat sichtbar. Dieser Ort ist uns völlig neu, wirkt fast wie ummauert, und ein Blick in den Reiseführer verrät auch viel Interessantes über die weit über die Römerzeit zurückreichende Geschichte. Parkplatz beim Kreisverkehr neben der Lagune, dann natürlich zu Fuß in die Stadt (bis ins 15. Jh. wichtiger Seehandelsplatz, Niedergang durch Hochseeschifffahrt, Pest und Malaria – aha, die Lagune). Auffallend von unserem Standpunkt ist die Marienkirche, ein altertümlich wirkender Steinbau, an dem vorbei ein Weg zur nächsten Bucht führt. Die ausgedehnte Ruinengruppe dort sieht zwar interessant aus, aber keinerlei Hinweis auf ihre Bedeutung. Leider gibt es keine Runde zum Weitergehen, also zurück, vorbei an Alleebäumen, die wir noch nie gesehen haben – an einem mitgenommenen Stachelzweig habe ich mich später beim Autoausräumen gestochen…
Osor wirkt wie ein Museum, und außerdem muss es hier einen schon traditionellen Kunstbetrieb geben. Etliche Statuen zeugen davon, der Platz vor der Kathedrale wird von schönen Gebäuden umgeben, das Rathaus ist städtisches Museum, interessant die Jahrzahl der Erbauung – noch zur Zeit der alten Monarchie!
Das letzte Bild zeigt ein ganz kurioses Denkmal für einen Marder! 1018 musste sich Osor nämlich zur jährlichen Ablieferung von 40 Marderfellen an Venedig verpflichten. Durch das Mauerwerk des ehemaligen Stadttors mit einem Markuslöwen-Relief kommen wir zum Meereskanal, der die beiden Inseln trennt. Entgegen manchen fälschlichen Behauptungen ist es keine Hebe- sondern eine Drehbrücke, die alte Seefahrt muss übrigens mit verhältnismäßig bescheidenen Schiffsgrößen ausgekommen sein. Am Kai daneben ankern ein paar Boote (im Sommer wird es wohl lebhafter zugehen), in einem sind gerade Fischer bei ihrer Arbeit, der Geruch übertrifft sogar den vom Straßenverkehr daneben…
Am belebten Mali Losinj vorbei nähern wir uns dem Endpunkt unserer langen Fahrt – so nebenbei hätten wir ein “Traumwegerl” gesehen, eine Promenade durch die Pinienwälder über den tiefblauen Meeresbuchten… aber an einem solchen Tag blieb uns vorerst (!) nicht so viel Zeit. So landen wir in Veli Losinj (das einst der größere Ort war) in einem wahren Irrgarten von Parkplätzen, derzeit noch größtenteils leer. Wie sollen wir uns nun orientieren? Mittagszeit ist auch schon, also streben wir an der nächstgelegenen Kirche vorbei (in Renovierung) zum Zentrum am kleinen Hafen. Gut erwischt das Café an der Mole, dann sind wir wieder frisch und beginnen einen mittellangen Rundgang.
Das blaue Haus neben der rosa Kirche nennt sich übrigens “Villa Mozart”. Schön ist der Ausblick über die Bucht, und den von Rabac aus so fern gesehenen pyramidalen Gipfel Televrina sehen wir nun aus der Gegenrichtung auch ganz schön weit entfernt! Sonst bringt der Ort Veli Losinj wenig Eindrucksvolle, viele Häuser in recht desolatem Zustand, oft noch aus den Zeiten der Monarchie herrührend oder in jüngerer Vergangenheit verschandelt, Neubautätigkeit dazwischen ganz intensiv. Wie wir hier einen Urlaub verbringen sollten…? Daher machen wir uns allmählich an die Rückfahrt mit noch einem besonderen Ziel vor Augen: Bei einem Ausflug nach Cres von Medveja aus (wohl 2008 im Frühjahr) haben wir durch einen außerordentlichen Zufall nach einer Bergtour auf den Ham unsere Freunde Sissi und Karl Oswald getroffen. Sie zeigten uns einen schönen Orchideenstandort oberhalb des Vranksko jezero, dem Trinkwasserspeichersee im Innern der Insel. Eine abkürzende Zufahrt dorthin von Süden her endet beim Weiler Grmov in der Einöde und an einem Fahrverbot. Also den größeren Bogen genommen, vor Cres westwärts abzweigend Richtung dem “Seeräubernest” Lubenice. Wir wussten noch die Stelle bei Mali Podol, wo wir die Autos stehenließen und Richtung der Kirche Sveti Ursula wanderten. So machen wir es auch diesmal…
Wir marschieren endlos zwischen (teils kunstvoll geschichteten) Steinmauern einen alten Fahrweg entlang, limitieren die Strecke schon nach der Uhr (es ist ja bald mittlerer Nachmittag), aber außer den abgebildeten Orchideen (Ragwurz, Spinnen- Bertolinis- Hummel) gibt es nichts, nicht einmal einen g´scheiten Rastplatz… Die Kapelle haben wir zwar von der Ferne gesehen, aber hingekommen sind wir nicht, auch nicht zur schönen Aussicht über den Binnensee – Grund war eine versperrte Abzweigung mit drohenden Verbotstafeln, jetzt wissen wir es! Hier sind noch Annis Bilder von dieser Strecke:
Am letzten Bild eine aufblühende Orchis tridendata, wie beim ersten Besuch prächtig Bertolinis-Ragwurz und viele Hummel-Ragwurzen. Jetzt war die Zeit schon so fortgeschritten, dass wir auf das Bergdorf Lubenice verzichten mussten. Der kurze Abstecher nach Valun war unnötig, schon hoch vor dem Meer abgesperrt, keine Zufahrt. Also machten wir uns an die Rückfahrt und waren wenigstens so gescheit, auch auf die Stadt Cres zu verzichten. Denn die Strecke bis zur Fähre zog sich ganz schön in die Länge, und gerade vor Abfahrt kamen wir dort an. Trotz spürbarer Ermüdung war die Überfahrt ein netter Ausklang, schöne Stimmung über dem abendlichen Meer und den Küstenbergen – und das opulente Abendbuffet noch vor uns, dann nur noch ins Bett…