Wie schon beim letzten Bericht erwähnt, haben wir in diesem Gebiet bei der nicht zu Ende durchgehaltenen Ausflugsfahrt Richtung Rabac (von Porec aus) erstmals zufällig das Schmetterlings-Knabenkraut gesehen. Erstmals – das ist immer ein besonderes Ereignis und bleibt im Gedächtnis! Aber so gut hatten wir uns diese Örtlichkeit doch nicht gemerkt. Wir waren nur an einem Meeresarm gelandet, wo in einem Hafen Unmengen Langholz verladen wurden (woher, fragten wir uns). Dann haben wir das Ziel Rabac aufgegeben und sind nur den Berghang hinaufgefahren, um an einer geeigneten Stelle zu rasten. Dort stand also diese noch nie von uns gesehene Orchidee – und dorthin wollten wir diesmal auch…
Gleich am nächsten Tag nach der Tour über die “Labin-Halbinsel” fuhren wir zwar auf kürzester Strecke über Labin Richtung Barban, aber schon viel früher die am Vortag befahrene Strecke nach Kobomacno entlang. Wir durften nur den Abzweiger nach Brgod nicht versäumen! Aber dieser Ortsname bezeichnet eigentlich kein Dorf, sondern nur eine Ansammlung kleiner Weiler oder Häusergruppen… Was bleibt uns übrig - wir können nur “auf´s Geradewohl” aussteigen und die Fluren absuchen. Das geschah dann auch mehrmals, und bei einem dieser Versuche gelangten wir auf eine Wiesenmulde mit begleitenden Strauchzeilen und schmalen Streifen von gartenartigen Äckerchen und Weinrieden dazwischen.
Vorerst war nur schon gewohnte “Trivialflora” zu bemerken, bis wir auf etwas weniger dichten, wenn auch hoch stehenden Wiesengrund stießen. Trotzdem konnten wir noch ein paar Aufnahmen machen – bis endlich das ersehnte Objekt, das Schmetterling-Knabenkraut auftauchte! Einmal gesichtet und den Blick darauf eingerichtet, so werden die Exemplare immer mehr, und neben verblühtem Orchis morio und noch recht schönem Dreizähnigen Knabenkraut gab es halt doch einen Erfolg!
Neben etlichen Sackgassen und verwirrenden Abzweigungen kamen wir an einer Kreuzung zum Stehen und begegneten dort einem Ehepaar aus Neuberg an der Mürz, der freundliche Herr ein Forstmann, der beruflich früher in der Gegend viel zu tun hatte und uns allerhand Ratschläge gab. Vor allem wurde uns nun klar, dass wir ohnehin optimale Verhältnisse angetroffen hatten und weiteres Herumsuchen keinen Sinn hätte. Immerhin hatten wir die angepeilte Orchidee wieder dort gefunden…
Also fuhren wir mit einigen Bögen auf schmalen Asphaltwegen zu der ans Meer führenden Seitenstraße und gelangten mit reizvollen Ausblicken (ohne zu fotografieren) hinab ans Ufer des Fjordes, in den der Fluss Rasa mündet. Dieser Fluss nimmt einen fast absurden Lauf durch das südöstliche Istrien: Vom landseitigen Fuß der Ucka gelangt das Gewässer in ein weites Becken nördlich von Labin. Dort bestanden einstmals ausgedehnte Sümpfe (wie vielfach im Süden von Malaria gefährdet), die in den 1930ern trockengelegt und in Ackerland und Wiesen verwandelt wurden. Damals gehörte Istrien zu Italien, und wenn man auch keine positive Einstellung zu den damaligen Machtverhältnissen hat, muss doch zugegeben werden, dass unter dem “Duce” wesentliche wirtschaftliche Forstschritte erzielt wurden. Einerseits lenkte der politische Wille die Kapitalströme zu einem wirtschaftlichen Aufschwung, anderseits wurde eine ganze Generation von “Pionieren” dafür begeistert, das Land weiterzuentwickeln. Leider nicht nachhaltig, denn neben der Unterwerfung der Bevölkerung unter ein faschistisches System wurden die idealistischen jungen Menschen in den Krieg getrieben…. Der Fluss Rasa durchbricht dann nach einer kurzen Westwendung das Küstenhochland in Südrichtung und bildet dabei ein tief und steil eingeschnittenes Tal, die Rasa Draga (Rasa-Schlucht). Unterhalb der historischen Stadt Barban quert die von Labin kommende Hauptstraße das Mündungsgebiet an der Rasa-Brücke (Most Rasa), und dort erstrecken sich marschartige Verlandungsflächen.
Schon bei der Fahrt zum Kap Kamenjak waren uns diese Sumpfflächen aufgefallen. Nun gelangten wir zuerst beim Hafen Trget an, wo nun nicht Hölzer sondern Schweine verladen werden! Die Viehtransporter vor allem aus Polen sind unübersehbar! Warum gerade dieser winzige Hafen für die Verschiffung benützt wird, bleibt der kritischen Phantasie überlassen… Wir hielten erst kurz vor der Most Rasa an und konnten in den Feuchtwiesen neben Straße und Damm Mengen von Osterluzei und Sumpf-Knabenkraut (oder Lockerblütiges Knabenkraut?) entdecken. Kurze Rückfahrt beim ehemaligen Bergwerksort Rasa vorbei, wo bis in die 1960er Jahre Kohle abgebaut wurde (vielleicht steht damit der Kraftwerksschlot von Plominj in Verbindung, museal aufbereitet gibt es dieses Thema auch im Vorort von Labin). Damit war eine Woche Urlaub in Rabac fast schon vorbei…