“STADELBERG” – seit 70 Jahren mein liebster Tausender
6. Februar 2018 von Bernhard Baumgartner
Damals war der Hochstadelberg zwischen dem Annaberger Lassingtal und Wastl am Wald mein erster über 1000 m hoher Gipfel, bestiegen während meinem Erholungsaufenthalt bei der “Koller Pepperl”. Mit dem Jugendfreund meines Vaters, dem im Angerbachtal (zwischen Reith und Erlaufboden) ansässig gewordenen Karl Reitmayr, und einigen einheimischen Buben sind wir hinaufgewandert zu dieser (neben Bichleralpe und Brandmauer) einmaligen Ötscher-Panorama-Stelle im östlichen Ötscherland.
Etwa in der Hälfte der seither vergangenen Zeitspanne haben wir den “Stadelberg” wieder entdeckt – vor allem als Tourenlaufziel mit den Backcountryski und als nette Schiabfahrt über den Südhang. Dazu kam das Interesse an diesem Gipfel als Blumenstandort, daher das ganze Jahr über ein lohnendes Unternehmen, vor allem wenn nicht viel Zeit ist… Im heurigen Winter mit seiner phänomenalen Schneelage “wie in der guten alten Zeit” ist der Hochstadelberg auch schon mehrfach im Facebook aufgetaucht. Meist zusätzlich bei der Tour zur Anna-Alm vom seit einigen Jahren neu angelegten Parkplatz Ötscherblick an der Wastlstraße. Die damit verbundene neue blaue Markierung berührt aber weder den Gipfel (führt am Nordhang vorbei) noch die wunderschönen Wastlböden (weil die Wanderer aus Jagdgründen von dort ferngehalten werden sollen). Unsere bevorzugte Art für die lange Strecke zur Anna-Alm im Schigebiet Reidllifte am Hennesteck mit dem gleichen Rückweg ist ein Langlauf, am besten mit Backcountryski.
Gestern, am 4. Februar, wollten wir nach Pistenfahren und Langlaufen endlich wieder die Tourenschi “entstauben”. Die Wolken haben nach den letzten Neuschneetagen wieder aufgelockert, der Ötscher hat sich aber leider erst am Nachmittag gezeigt. Die Schneelage war allerdings geringer als am Vortag, als wir die Lahnsattler Loipen besucht haben (Bericht folgt noch). Zufahrt also bis zum Ötscherblick-Parkplatz, und gleich entlang der blauen Markierung hinein in den Wald, wo immer wieder von den letzten Winterstürmen gefällte Bäume herumliegen. Es geht gut voran (Schuhe passen noch – überraschend leichtes Einsteigen, ebenso Tourenschi samt der praktischen Tourenbindung). Von der folgenden Forststraße zweigt man als Tourengeher (sommers wie winters) bei der nächste Biegung ab, wo ein Steig bzw. Spuren über den steilen Schlag hinaufführen. Von Jungwald kann man hier noch nicht sprechen, obwohl Versuche zur Aufforstung schon unternommen wurden. Vielleicht blieb diese Aufstiegsmöglichkeit erhalten, weil oberhalb ein Hochstand erreicht werden soll… Also auf der freien Fläche halten oder am einfachsten (nur für Langläufer) auf der Forststraße bleiben und bei der nächsten Abzweigung rechts gehen. So erreicht man die Bergecke am Nordwestkamm, wo die Forststraße an die West- und Südseite wechselt. Dabei versäumt man aber ein kleines ursprüngliches Waldstück mit einigen Riesenbäumen (Bergahorn, Rotbuchen). Vom Schlag ergibt sich übrigens ein hübscher Ausblick über die Passregion des “Wastls” Richtung Brandmauer und Geißenberg, denn dieses Waldhochland bildet zugleich die Wasserschiede zwischen den tief eingeschnittenen Tälern von Erlauf und Pielach.
Während der untere Nordwestkamm über den Schlag umgangen wird, führt der Weiterweg direkt an der Bergkante entlang im Wald weiter (daneben die Steine der Grundgrenze). Wie schon weiter unten hängen Schneepolster und Raureifnadeln an den Zweigen, die ersten Strahlen der Vormittagssonne leuchten schon in die schmalen Lichtungen hinein. Dann tritt man auf die freie Gipfelfläche hinaus.
Auf dem kleinen Felsvorsprung steht das noch weihnachtlich geschmückte Gipfelkreuz, und die Aussicht ist trotz der auf den hohen Bergen hängenden Bewölkung bezaubernd – über das Lassingtal und bis zum Josefsberg im Süden, anderseits hinab nach Gösing.
Nun heißt es abfellen, Gipfelfoto mit schon klammen Fingern und die Bindung umstellen für die Abfahrt. Diese führt östlich hinab in die Kammmulde, wo man weiter zum zweiten Gipfelpunkt gelangen und über den folgenden Kamm und später entlang der blauen Markierung das Hennesteck erreichen könnte. Was zwei Tourengeher, die uns mit ihrem Hund nachgekommen sind, auch vorhaben. Sonst trifft man hier eher Schneeschuhwanderer, und anfangs hat uns eine Gruppe Langläufer überholt.
Aus der Kammmulde geht es gleich links an die Nordseite. Vom interessanten und malerischen Feuchtbiotop ist nichts zu bemerken, und die Neuschneeauflage ist (im Gegensatz zum unebenen Waldboden) ganz locker zu befahren. Gleich danach wird das Ende der Forststraße erreicht, und links gilt es ein paar Meter anzusteigen, bevor die Abfahrt weitergeht. Wo es flacher wird, kommen uns die Tourenschi eigentlich unnötig vor, und wir hätten uns mit den Backcountryskiern leichter getan (oder die Bindung fürs Gehen im flache Gelände umstellen sollen). So kommt leider wieder Annis Schischuhproblem zum Vorschein, und wir sind froh nach dem letzten Waldstück wieder beim Parkplatz abschnallen zu können.
Resümee der Tour: Für die nächste Tourengeherroute ein steileres Gelände wählen (etwa Bichleralm vom Fadental oder den Hochanger oder die Turnaueralm, Hochalpineres kommt eher nicht in Frage, leider…). Oder eine flachere Gegend wie etwa den Ebenwald, aber Hauptsache höher gelegen und daher mit reichlich Schnee. Denn unten im Traisen- und Gölsental usw. wie auch im Vorland ist die kahle Winterzeit ohne Schnee eher eine triste Angelegenheit. Für die ersten Blüten ist es noch zu früh, sogar in der Wachau, und bunte Blüten bietet vorläufig nur der Garten!
Alle Routen im östlichen Ötscherland, von Puchenstuben bis Mitterbach und Walster sind auch in meinem “Wandererlebnis Voralpen” / Kral-Verlag zu finden!