Törlstein, der “kleine Bruder” des Tirolerkogels
14. Dezember 2017 von Bernhard Baumgartner
Der Tirolerkogel bei Annaberg ist ein “Familienberg” – nicht nur wegen der treuen Schar seiner Schitourengeher, sondern auch in geografischer Hinsicht: Auf dem Oberhaupt steht das Annaberger Haus, östlich davon der fast gleich hohe “Zwilling” Kalte Kuchel mit dem Karlstein, westlich vorgelagert der “Große Bruder” Ahornberg. Also ist der viel niedrigere Nebengipfel im Süden, der Törlstein, sozusagen der “Kleine Bruder”.
Ein schöner kalter Sonntag, 10. Dezember, allein unterwegs nach Annaberg, beim Tirolerkogel-Parkplatz oben gerade noch ein Platz frei (die beiden unteren Parkmöglichkeiten beim Bergbauern und bei der Jugendherberge beginnen sich gerade zu füllen). Daher kurz entschlossen als Ziel nicht das Annaberger Haus, wohin Scharen von Tourengehern ziehen, sondern der sicher einsame “Ausweichgipfel” Törlstein. Richtig, vom Gscheid auf der Loipe abwärts bin ich schon allein, von der Loipenkurve Richtung Oberstall gibt es eine gut ausgetretene Tourengeherspur, überraschend ebenso von der Walster-Usprung-Abzweigung geradeaus weiter.
Wo die tief verschneite Forststraße Richtung Ebenbaueralm stärker zu steigen beginnt, schnalle ich die Steigfelle auf die Backcountryski (das Trennen der zusammengeklebten Felle war die ärgste Anstrengung des Tages!). Dann geht es zügig hinauf bis zum Sattel mit dem hübschen Ausblick bis zum Gippel.
Hier stehe ich im tiefen Schatten, jedoch der folgende Hang mit dem Weiterweg zum Tirolerkogel strahlt in hellster Sonne, und dort marschieren einzelne Gruppen hinauf. Ich wende mich jedoch nach rechts zur Schneise mit dem Forstweg Richtung Törlstein – immer lebhafter wirken die Sonnenstrahlen zwischen den dunklen Fichten im Gegenlicht. Eine schon verschneite Schneeschuhspur erleichtert den Aufstieg, doch der Pulverschnee wäre auch gut zu spuren…
Erst hinaus zur Hochmulde östlich des Törlsteingipfels ist der Schnee teilweise etwas windverblasen, also halte ich mich eher am südlichen Waldrand entlang und steige mit einigen kurzen Kehren höher.
Als sich das Gelände zurücklegt und in das sanfte Gipfelplateau übergeht, wirft sich urplötzlich der Westwind über die Bergkante, dass der Schnee nur so aufstaubt!
Hier die einzige Begegnung, Schneeschuhgeher – er voraus in meiner Spur, sie tapfer hinterdrein: “Ich bin schon ganz fertig…” Aber trotz nicht tourenmäßigem Outfit weiter bis zum nahen Gipfel und bald wieder im Abstieg.
Dann stehe ich auch schon am Rand der Felskanzel – wie immer toll der Ötscherblick! Möglichst viele Fotos, denn meist geht es nur im “Blindflug”!
Plötzlich läutet mein Handy, ich kann Anni gerade zurufen: “Törlstein!” Dann bricht (wegen zu gering aufgeladenem Akku) die Verbindung auch schon zusammen… Zum gemütlichen Gipfelerlebnis ist nun kein Anlass, denn die Verhältnisse werden fast schon hochalpin, kein Mensch mehr unterwegs hier abseits der üblichen Routen, und hinunter muss ich auch noch – mit den “Prackern” (Backcountry, Langlaufschi, etwas breiter, mit Steigzone und Stahlkanten, Telemarkbindung, passende Steigfelle – für Aufstieg unerlässlich, bei unsicheren Abfahrten angenehm…)!
Wegen dem weichen Pulverschnee gelingt die Abfahrt über den steileren Hang und aus der Hochmulde zum Forstweg – allerdings mit ein paar Spitzkehren (mit den Alpintourenschi wäre das ein Genuss gewesen…) – doch relativ sicher. Und dann geht es in der etwas sanfteren Aufstiegsspur bis zum Sattel der Ebenbaueralm ohnehin ganz zügig.
Eine etwas heikle Stelle für Langlaufschi ist noch das Stück, wo die Forststraße von der Ebenbaueralm hinab zur Abzweigung Richtung Walster-Ursprung etwas steiler verläuft. Aber auch hier bremst der weiche Pulver abseits der Spur ausreichend, und für den folgenden Anstieg bis hinauf zum Gscheid benütze ich ohnehin weiter die Steigfelle. Noch ein Rückblick zum schon langsam im Dämmerlicht versinkenden Törlstein, dann ist die erste “Schitour” dieses Winters geschafft, und noch dazu als Tourenlauf mit den Backcountryskiern!
Hat sich jedenfalls gelohnt, die “Figur” wieder einmal gut durchgewalkt, und wegen dem fantastischen Ötscherblick zusätzlich!
Tourenbeschreibung in:
Auch für Schitouren und Langläufe brauchbar!