Urweltbäume – Alpenpanorama – Göttweigblick
5. Oktober 2017 von Bernhard Baumgartner
Herbstliche Wanderung durch den östlichen Dunkelsteinerwald – wohl für längere Zeit die letzte Wachautour (zumindest bis zur Marillenblüte 2018)…
Am Mittwoch, 4. Oktober, zur schon bekannten Route gegenüber dem Stift Göttweig, nur diesmal in Gegenrichtung. Zufahrt bis Paudorf, dort Richtung Kleinwien (Landgasthof Schickh) und den Wegweisern Parkplatz “Mammutbäume” nach (oder vom Bahnhof über die Untere Zellerstraße – Hinweis auf den Wallfahrerweg nach Mariazell). Hinter dem “Urlaubsmarterl” schaut gerade noch das Stift Göttweig herunter, dann geht es hinein in den Bruckgraben.
Nach diesen komischen Wegweisern soll man sich orientieren! Jedenfalls steht bei der ersten Verzweigung des Bruckgrabenweges eine Infotafel für den Waldlehrpfad, dann ist aber “aus mit Lustig”, zumindest was die Markierungen betrifft. Ich halte mich jedenfalls dort an die links abzweigende Forststraße und gleich danach geradeaus (links wäre richtiger gewesen). Alle Eintragungen in der ÖK sind hier veraltet, denn von meinem in zwei Kehren höher führenden Forstweg sind keinerlei Abzweigungen eines sogar markierten Steiges zu bemerken. Auf dem Eichbergplateau angekommen (also wo es flach wird) links eine Hinweisschild, und kurz darauf stehe ich beim Pavillon – geeigneter Platz für Exkursionen und Führungsvortrag! Aber die gesamte Anlage ist schon lange nicht gewartet worden und dürfte halt allmählich dem Verfall entgegendämmern…
Auf jeden Fall bin ich bei den Mammutbäumen angekommen! Der Standort ist umzäunt und mit Rastplätzen ausgestattet. Aber hier will man ja mehr über diese seltene Baumart erfahren (Infotafeln belehren eher über das Verhalten im Wald…).
In der “Exkursionsflora” ist (ohne Standortangabe) vermerkt – Riesenmammutbaum: Echter oder Berg-M., Wellingtonie, Gebirgs-Rotholz, Bigtree / Sequoiadendron giganteum, Höhe 20 – 92 (135) m, größtes Lebewesen der Erde, Höchstalter 3200 Jahre, Heimat westliches Nordamerika.
Im Wikipedia habe ich noch gefunden: Die schwammige Rinde schützt bei den in der Urheimat öfters auftretenden Waldbränden das Holz vor dem Verbrennen, die Zapfen bleiben an den Zweigen, fallen erst nach Waldbrand ab und treiben erst in dem von Konkurrenzpflanzen vorübergehend befreiten und durch Asche gedüngten Boden aus. Das größte Exemplar im amerikanischen Sequoia-Nationalpark (nach dem General Shermann benannt) soll in Brusthöhe einen Durchmesser von 8 m aufweisen! Da sind ja die Paudorfer Mammutbäume Babies dagegen!
Auf einer heideartigen Fläche sind etliche exotische Bäume später angepflanzt worden – hier im Hintergrund des Mammutriesen Kalabrische Schwarzkiefern. Leider sind die hölzernen Beschriftungstafeln schon teilweise so arg verwittert, dass man kaum etwas entziffern kann.
1880 gepflanzt, sind die größten Mammutbäume gerade 137 Jahre alt, wie lange sie in unserem Klima noch weiter gedeihen werden, erscheint fraglich (wie der rechte “Steher” erkennen lässt). Auf jeden Fall ein kurioses Naturdenkmal “aus zweiter Hand”. Kurios ist für mich auch die unvermittelt auftauchende weiß-gelbe Markierung, die mir auch ein Stück den Weiterweg weist, aber dann nirgends mehr auftaucht!
Dieser schön begrünte Waldweg ist ein Genuss, aber bei der nächsten Kreuzung nützen mir sogar zwei Karten (ÖK und Wanderkarte Wachau) nichts, denn offensichtlich falsch abgezweigt würde ich im Kreis zurück zu den Mammutbäumen kommen. Also wieder ein Stück zurück zum P. 385 m der ÖK und diesmal auf dem wenig auffallenden, vielleicht in der ÖK gar nicht mehr eingezeichneten begrünten Waldweg weiter… belohnt werde ich am Ende dieser Strecke durch zwei große, aber noch kernige Herrenpilze (sonst zwar viele Schwammerl, aber keine “Pilze”). Die nächste Verzweigung befindet sich westlich vom P. 385 m, und hier wähle ich zum Glück den (natürlich unbezeichneten, in der Wachau-Tourismuskarte mit F 2 angegebenen) strichpunktierten Weg scharf rechts ab nach Nordosten, ebenfalls eine Forststraße, aber nicht asphaltiert wie die aus dem Bruckgraben heraufkommende. Diese Route führt um den Waldhügel “Sandplatz” herum, kurz taucht das Stift Göttweig auf, dann geht es aber nach der ÖK eindeutig weiter zum P. 378 m. Da heißt es aufpassen, nicht rechts in den Heugraben hinab und auch nicht links weiter, sondern schräg links voraus führt die nun breite Forststraße im Bogen zur Sattelmulde “Schwarze Lacke” (von dieser ist nichts zu bemerken). Kurz davor ist in dem etwas lockereren Wald ein schöner Standort von Roteichen, am bemerkenswertesten auf der ganzen eher einförmigen Waldpartie (außer den auf Granulitboden schön ausgebildeten Föhrenbestände)!
Markierungstaferl in den Gegenrichtung weisen vereinzelt zu den Mammutbäumen, in meiner Gehrichtung zum Waxenberg, dem zweiten Hauptziel. Dort geht es auf einem Karrenweg bergan, und weil der Wald mehrfach abgeholzt ist, ergeben sich auch schöne Ausblicke.
Kurz vor dem Gipfel gäbe es ein schönes Alpenpanorama, trotz dem dunstigen Fernblick sind der Unterberg und die Reisalpengruppe erkennbar, den Schneeberg muss ich erst digital im Bild “freimachen”, und am Seitenweg zum Südkamm schaut sogar noch ein Scherzerl vom Ötscher über die Waldhöhen.
Knapp unterhalb des Gipfels ist mir seinerzeit eine Art Wallform aufgefallen, die nur an der ganz steilen Göttweiger Seite unterbrochen ist, ein Hinweis auf einen historischen Wach- oder Stützpunkt, vielleicht sogar aus der Zeit als das Stift Göttweig noch gar nicht vorhanden war? Nun scheint der Schlaghang zur Rechten aber wohl von einem frisch ausgeschobenen Ziehweg durchquert. Kurz danach stehe ich jedoch schon beim Gipfelkreuz und habe das Stift Göttweig in Idealbeleuchtung vor mir!
Kurios ist die Parkbank auf dem Aussichtsplatzerl, und dann gibt es noch vor dem Gipfel einen echten “Steinmann” – mit Hut, Zigarre und Schal! Da vorbei bin ich aber schon wieder auf dem Abstieg, von den Gipfelblicken hinein in die dichten Wälder, die mich an diesem Tag 3 1/2 Stunden begleitet haben.
Nach dem weiteren Forststraßenmarsch, wo immer wieder auf die richtige Abzweigung geachtet werden muss, taucht endlich wieder hoch durch die Wipfel zu erblickend das Stift auf. Dazwischen kann ich mich nur wundern – am Rand der Forststraße ein Gartentisch mit Bank des Fremdenverkehrs- und Verschönerungsvereines Furth – mehr Ambitionen beim Markieren wäre besser gewesen als dieser dorthin gekarrte fast absurde Rastplatz…
Am Schluss der “Forsttour” folgt am Talrand des Fladnitzgrabens, gegenüber dem bekannten Landgasthof Schickh (Mittwoch und Donnertag geschlossen) die bemerkenswerte Kirche von Kleinwien, eine Infotafel gibt Auskunft dazu. Um die Straße zum Ausgangspunkt zu vermeiden, muss ich allerdings noch einen kleinen Irrweg auf mich nehmen. Hinter dem Weingut Dockner vorbei stehe ich an, ein freundlicher Arbeiter macht mich auf einen verwachsenen Weg aufmerksam, der mich zum neben der Kirche angelegten Friedhof hinaufbringt – gleich bei St. Blasien vorbei wäre es also richtig gewesen und einfacher….
So komme ich dann auf einem Waldweg zur Unteren Zellerstraße, die sich als Sackgasse entpuppt. Beim “Urlaubskreuz”, einem hohen Bildstock mit Relief und Figuren in den Nischen, endet dann diese Tour. War ganz nett und erholsam nach einem aufregenden Morgen, aber mehr als zweimal muss ich sie nicht gehen…. Der Dunkelsteinerwald ist wirklich nur dort interessant, wo er in der unmittelbaren Wachau zur Donau abfällt – hab´s eh schon gewusst!