Tourenbuch Dalmatien VII: Nationalpark Paklenica – von Seline in die Mala Paklenica
12. August 2017 von Bernhard Baumgartner
Strand in Seline: K & K (Kies und Klippen)
Seline liegt auf dem Schwemmkegel aus der Velebit-Schlucht Mala Paklenica, daher ist hier mehr Platz als sonst an der oft engräumigen Gebirgsküste. Naturbelassen (zumindest weitgehend) ist der Strand, zu dem man von der Hauptstraße im Ortszentrum nahe der Kirche am Camp Pisak vorbei kommt. Links geht es zum Leuchtfeuer an einer kleinen Landspitze, und das stellenweise mit knorrigen Tamarisken bewachsene Ufer setzt sich als Kiesstrand weiter fort. Auf dem Erdboden oberhalb verläuft ein schmales Wegerl, Fahrspuren weisen landeinwärts über teils sumpfigen Boden oder dazu gegensätzlichen Heißländen (je nach dem Schotteruntergrund) in das bald dichter bewachsene Gelände. Dahinter jedoch folgen schmale “Kulturflächen”, von den Besitzern parzellenartig gegliedert und bebaut – junge Olivenkulturen wechseln mit Ackerfrüchten und Gemüse. Dazwischen gibt es aber auch blumige Flächen mit Gladiolen, strandnah Salbei, und vor allem einen üppigen Bestand der Hummel-Ragwurz.
Geht man am Strand weiter, folgt eine kleine Kiesbucht, und danach ist das Ufer felsig – mehrere Meter hohe Klippen! Dahinter gibt es aufgelassene Kulturterrassen, weiter landeinwärts ein Ruderale aus Steinblöcken und Gebüschen, zur Hauptstraße hin eine Pinienaufforstung. Am Ufer kann man vom hohen Rand der Sstrandt errassen immer wieder hinabsteigen zu kleinen Kiesbuchten und teilweise überhängenden Felsplatten – alles ganz wunderschön und ursprünglich. Weiter südöstlich verflacht das Ufer und besteht aus teilweise bizarr durchlöcherten Felsen und kleinen Kiesbänken als intimen Badeplätzen.
Blick vom Strand über die Schlucht Mala Paklenica gegen einen der höheren Gipfel des südlichen Velebit (Sveto brdo, 1751 m), ein beeindruckender Höhenunterschied!
Noch weitläufiger als zwischen Strand und Hauptstraße ist das Gelände bis zum Berganstieg, ortsseitig neben dem von der Paklenicaschlucht einmündenden Schotterbett locker bebaut, südöstlich jedoch als verstreute “Kulturflächen” genutzt. Während wir Richtung Strand (wie bei unseren früheren Endsommer-Aufenthalten 2014 und 2015) schon genug herumspaziert sind, nehmen wir uns nun die “Bergseite” von Seline vor.
Donnerstag, 11. Mai 2017: Zur Mala Paklenica
Von unserem Apartement, bei der gastlichen Familie Juric in der Velebita Nr. 1, marschieren wir zunächst auf dem Gehsteig aus dem Ort hinaus, um am Haus Austria (zweimal unser Aufenthalt) vorbei ins freie Gelände abzuzweigen.
Kleine Ackerflächen, Olivengärten, hübsche Blumen (aber nichts Besonderes), quer über das Schotterbett des Schluchtabflusses, das nur im Frühjahr und nach Starkregen Wasser führt, zur Nationalparkzufahrt. Bequemer als auf Asphalt daneben auf dem Rasenstreifen weiter – und plötzlich bleiben uns sozusagen die Augen stecken – mehrblütige Bienen-Ragwurz!
Gleich durch eine Lücke in der Steinmauer zum benachbarten Olivengarten, danach auch jenseits der Straße, überall finden wir die schönsten und üppig blühenden Exemplare der Bienen-Ragwurz. Dazu gibt es außerdem noch eine Schildkröte und mehrere Schlangen… Für die frühe Jahreszeit sind die Rasenflächen schon ganz schön vertrocknet, aber kein Hindernis für die Orchideen!
Bei der folgenden Kreuzung quert der als Rad- und Wanderweg markierte “Pouzna Stezka”, auf dem man links am Bergrand recht hübsch zur Kirche von Seline gehen kann. Rechts verläuft die Naturpark-Zufahrt, von der der “Naturweg” bald rechts in die Talmulde abzweigt und neu ausgebaut über die nächste Anhöhe mit hübschen Fels- und Buschfluren weiterführt. Gleich nach der Abzweigung klettern wir vom Seitenweg über die begrenzende Steinmauer und kommen in ein leicht verbuschtes Wiesengelände hinein – Höhepunkt botanisch mit Illyrischer Schwertlilie und Purpur-Knabenkraut!
Die Nationalpark-Schlucht Mala (Kleine) Paklenica haben wir dann erst gegen Abend durchwandert, nicht etwa um uns das Eintrittsgeld zu sparen (der geringe Beitrag kann auch als Förderung des Projekts verstanden werden), sondern weil uns nach dem vormittägigen kleinen Marsch zwischen Seline und dem Bergrand schon die Hitze zu arg wurde – und das Mitte Mai, allerdings bei Sonne und Südwind. Man parkt also beim Nationalpark-Eingang Mala Paklenica und steigt gleich danach in eine Steinrinne ab. Dann folgt aber ein sehr hübscher Wanderweg, der zwischen Waldbestand (Kiefern, Wacholder, Französischer Ahorn, Mannaeschen, Hopfenbuchen u. a.) und trockenrasigen aufgelassenen Kulturflächen dahinzieht. Die Steigung ist noch moderat, irgendetwas Interessantes blüht noch immer, obwohl scheinbar die beste Blütezeit jetzt Mitte Mai schon vorbei ist!
Die Luft ist nach der Tageshitze etwas abgekühlt, es riecht würzig nach all den mediterranen Kräutern, und sogar die Fauna – diesmal ohne Schlangen – macht sich bemerkbar.
Zikaden und Smaragdeidechsen
Eine hohe Steinmauer verweist auf eine alte, längst aufgelassene Kulturfläche, dann gibt es nur mehr den Steig durch urige Natur, der bald in den Schluchtgrund hineinquert.
Bei einer Geröllsperrmauer muss man rechts herum ein bisschen hinaufklettern, dann geht es im Schotterbett weiter bis die roten Markierungen steil den felsigen Hang hinaufweisen. Hier ist Schluss für die einfache Wanderung, denn der weitere Aufstieg ist exponierter und der Rückweg mit Übergang zur Velika Paklenica oder auf einer anderen Markierung über die Höhen zurück nach Seline einfach zu weit für uns. Wir verfolgen aber noch das mit Geröll und Riesenblöcken bedeckte Bachbett, immer wieder gibt es interessante Pflanzen und Ausblicke zu den Felsgipfeln oberhalb der Schlucht, das genügt uns eigentlich…
Der Rückweg ist im abendlichen Gegenlicht immer wieder recht malerisch, und so haben wir an einem Tag in zwei Etappen Seline vom Strand bis in den Nationalpark mit der Schlucht der Mala Paklenica erwandert.