Pannonische Steppen
9. Juli 2017 von Bernhard Baumgartner
Eigentlich sollte man jetzt, bei der relativ frühen hochsommerlichen Hitze, hinauf in Bergeshöhen! Außerdem steht etwa auf der Rax das Edelweiß in Vollblüte. Das “Hoffest” im Ökotopischen Zentrum Maria Lanzendorf hat uns am 1. Juli aber verleitet, herunten in den Niederungen zu bleiben – eine gute Gelegenheit, neben 150 km Tagesautofahrt, gleich auch ein Naturdenkmal in der Ebene aufzusuchen.
Das wegen der ehemaligen Flusschlingen auch als “Fischawiesen” bekannte Naturdenkmal ist über Grammatneusiedl leicht erreichbar und eher für Blumen- und Vogelspezialisten ein besonders interessantes Exkursionsziel. Wir haben diese naturbelassenen Flächen entlang der Ostbahn schon oft besucht und in allen möglichen Vegetationsstadien erleben können. Aktueller Anlass war jetzt für mich ein facebook-Beitrag von Joe Kacirek, auch wenn wir weniger auf Insekten neugierig sind…
In einer trockenen Schottersenke neben der Bahnstrecke (wo dauernd die Züge vorbeidonnern) finden wir (für uns überraschend) einige schon bald verblühende Exemplare der Sumpf-Ständelwurz, daneben das ebenso vom Kerschenbach-Ursprung bekannte Flohkraut (oder war es doch ein Alant?).
Mit ein paar Schritten aufwärts stehen wir in der brettlebenen Wiesenfläche, die von der Hitze und Trockenheit des Juni gekennzeichnet ist. Es ist zwar heiß, aber sehr windig, also gut auszuhalten, der Wind macht allerdings das Fotografieren zu einem Glücksspiel! Ich behelfe mit mit meinen Erfahrungen aus Malta, wo auch meist die Blumen nur so “wacheln” – mit einer Hand den Blumenstiel etwas stabilisieren und die Digitalkamera (mit Makroeinstellung, aber nicht zu nahe) mit der anderen Hand bedienen. Es sind also echte Outdoor-Aufnahmen, die Bearbeitung beschränkt sich auf Schärfung und Digitalausschnitte. Natürlich liefert das keine Studioqualitäten, es sollen aber echte “Wanderbilder” dabei herauskommen.
Bei den Insektenaufnahmen ist der starke Wind sogar ein Vorteil, denn die Falter etwa müssen sich fest an die Blüten klammern, damit sie nicht verweht werden, und flattern nicht schon bei der Annäherung davon. Mit der Bestimmung der Arten hapert es bei mir ja ziemlich, ich sah nur (wie zuhause) Massen von Schachbrett… Die Landschaft selbst ohne jeden spektakulären Aspekt bringt fotografisch scheinbar wenig, höchstens man wählt etwas ungewöhnliche Blickwinkel, die tollen Wolkenstimmungen im Hintergrund oder ein Detailmotiv, wie etwa Anni beim nächsten Bild!
Die nächsten zwei Bilder dienen nur der Dokumentation von Standort und Vegetationsverhältnissen:
Zwischen den vor allem im südlichen und östlichen Teil eingesenkten trockengefallenen Bachmulden (dort ist es grün und sogar etwas feucht) erstrecken sich ebene Schotterflächen, die aber nur selten die dichte Grasnarbe durchbrechen. Die Sibirischen Schwertlilien sind schon längst verblüht, und auch der Weiße Germer welkt bereits ziemlich dahin (sonst sind seine Blütenstände eine wahre Zierde und Seltenheit hier in der Ebene). Beide Pflanzen, wie auch Gladiolen und Lungenenzian, verdanken ihren ungewöhnlichen Standort dem hier aufsteigenden kalten Grundwasser! Landschaftlich sind wir ja zwar im pannonischen Florenbereich, aber zugleich in der Feuchten Ebene des Wiener Beckens.
Die vermutlich schon blühende Duft-Becherglocke konnten wir leider (diesmal !) nirgends entdecken, dafür erfreute uns an den Rinnen der südlichen Begrenzung (wo es jenseits der Hecken in die Agrarwüste weitergeht) ein schöner Bestand der Prachtnelke, und sogar ein paar letzte Brand-Knabenkräuter haben wir gefunden.
Neben dem gelb und blau blühenden Lein gab es schon vielfach (nicht zu verwechseln mit den Skabiosen) den Teufelsabbiss, der etwa bei uns am Kerschenbach-Usprung wegen der größeren Seehöhe noch etwas Zeit braucht. Flockenblumen und Ziest und noch viele andere nicht so auffallende Blumen bereicherten den bunten Eindruck, der trotz der Trockenheit sehr intensiv war.
Die beiden letzten Bilder – die allerletzte Nelkenblüte und die Nachmittagsstimmung am 1. Juli 2017: