HIKE & BIKE: Erste Tour im Naturpark NOVOHRADSKÉ HORY
14. September 2016 von Bernhard Baumgartner
Ich überspringe jetzt alle Tourentage von Gastein bis zur Adria, denn wegen Fertigstellung des neuen Führers “Wandererlebnis Waldviertel GRENZENLOS Südböhmen und Südmähren” war ich einfach zu ausgelastet (aber Berichte folgen, Bilder schon in meinem facebook Wandertipp bernhard baumgartner).
Noch bei der Auflage 2012 von “Wandererlebnis Waldviertel mit Wachau & Südböhmen” schrieb ich: “Achtung – die beiden folgenden Touren (= Myslivna und Tercina Hut) müssen als “Abenteuerwanderungen” gelten, da die Routen vom Autor nur in Teilstrecken begangen werden konnten!”
Daher hatte ich schon das ganze letzte Jahr im Sinn, dieses Manko durch einen Urlaub in Gratzen (ich bleibe bei der altösterreichischen Schreibweise) zu beheben. Endlich jetzt (im eigentlichsten Sinn = am Ende der Arbeit für die Neuauflage oder besser Neufassung) war es so weit – ein Mail an das Rezidence-Hotel in Gratzen, zum Glück noch ein Zimmer frei für die nächsten drei Tage, sofort gebucht (Näheres zum Hotel werde ich noch berichten).
Donnerstag, 8. September: Anfahrt über Zwettl – Weitra nach Harbach, zwischen Bad und Ortschaft auf schon gut bekannter Strecke über die Grenze (dort ein bemerkenswertes völkerverbindendes lokales Denkmal) nach Seiby / Scheiben und auf der schmalen, aber immerhin asphaltierten Waldstraße hinauf nach Brünnl / Dobra Voda. Erste Aktion – die Wasserflaschen beim “Kirchenquell” gefüllt und von den 1200 in Zwettl eingewechselten CS-Kronen beim Kiosk ein Glas Honig gekauft, um tschechisches Kleingeld zu bekommen (obwohl meist Euro willkommen sind, sind Kronen etwa für Parkautomaten unverzichtbar; Kurs 1 € = 25 Kn, im Hotel sogar 27 Kn).
Nächster Akt – es ist gerade Mittagszeit – die in Zwettl gekaufte Jause, dann kann es losgehen. Und nun wird es raffiniert, dank der eigenen genauen Ortskenntnis! Wo wir vom Gipfel herunterkommen werden, verläuft rings um den Berg eine asphaltierte Forststraße, daher dort unsere Räder abstellen…
Dann vom Parkplatz mit der Glocke hinein in die Wälder, die eigentlich so ausschauen sollten wie in unserem Waldviertel, aber doch viel mächtiger erscheinen – nicht so forstlich ausgebeutet, wahrscheinlich auch durch den Jahrzehnte langen Schutz am “Eisernen Vorhang”. Als “Grünes Band” zieht ja diese einstige Sperrzone, seit 1989 als historische Schutzzone (so auch von den Kommunisten gesehen – Schutz vor den westlichen Kapitalisten) quer durch Europa, von der Ostsee bis zur Adria (wenn auch im ehemaligen Jugoslawien nicht so ausgeprägt).
Hat sich seit unseren Begehungen von 2011 etwas geändert? Wir kommen bald darauf – im unteren Bergbereich entlang der Forststraßen sind die Markierungszeichen “verdünnt”, daher das Zurechtfinden erschwert. Trotzdem kommen wir gut über die erste Straßenstrecke, und wo der eigentliche Wanderweg beginnt, befinden sich auch reichlich Markierungen. Nur nicht zu verwechseln: Weiße Doppelstriche (=) sind die Forstmarkierungen, die Wanderzeichen sind diagonal halbierte Rechtecke mit der jeweilen Farbe im unteren Dreieck (zumindest ziemlich regelmäßig).
Überall in den Wäldern um Heilbrunn findet man noch die Spuren des einstigen, von einem Arzt mit Hilfe der Grafen Buquoit eingeführten Kurbetriebes. Dazu gehörte neben dem Heilwasser auch die Bewegungstherapie im Gelände, wofür vielfach Wege ausgebaut wurden. Unser Steig ist ein dürftiger Rest davon, wohl einst ein Reitweg (wie der Kaisersteig auf Rax und Schneealpe bei uns), aber von der Natur schon wieder sehr zurückerobert…
Wie überall hier sind die Berge eher ebenmäßig geformt, und die in Gruppen oder Gratlinien angeordneten Blockformationen stehen wie von Riesenhand ausgestreut inmitten der Wälder. Unschwer erkennt man daran ihre Entstehung als “Restlinge”, indem harte Graniteinschlüsse der Verwitterung standgehalten haben und der umschließende weniger dichte Gesteinsgrus abgetragen wurde.
Schließlich wendet sich der Steig steil hinauf, an geschichteten Blockmauern vorbei (daher eher Gneis als Granit mit Feldspataugen wie im Weinsberger Wald – so bezeichnet auf Infotafeln, nicht Böhmerwald, der sich weiter im Westen ausbreitet).
Der Gipfel selbst zeigt sich als eingemuldetes Plateau, dicht bewaldet und ohne Ausblick. Am höchsten Punkt ragt allerdings aus dem flachen Waldboden eine Art “Vogelstein” auf (wie wir ihn aus dem Waldviertel in Pretrobruck oder Altmelon kennen, nur massiger und von unendlicher Einsamkeit umgeben….).
Nach der Gipfelrast folgen wir dem gut markierten Weg entlang von weiteren gratartigen Felstürmen und gelangen schließlich wieder auf einen zweifellos in fernerer Vergangenheit angelegten Promenadenweg.
Überall stehen die bis zu zwei Meter hohen Stängel des Roten Fingerhuts herum, schon mit reifen Samenkapseln und nur mehr vereinzelten Blüten. Große Blattrosetten bereiten sich schon auf die nächstjährige Blütezeit vor, und dazwischen – ein paar Eierschwammerl!
Aus dem winzigen Fichtensprössling soll einst, vielleicht in erst in einem Jahrhundert, ein mächtiger Baumriese entstehen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, denn die tschechischen Staatswälder werden offensichtlich behutsam bewirtschaftet (zumindest haben wir hier diesen Eindruck). Erst weiter unten gehen die alten Promenaden in Forststraßen über. Bei Punkt “Lukov” (eine alte Schutzhütte bezeichnet die Stelle eines einstigen Walddorfes) besteigen wir dann unsere Räder und rollen flugs auf der Asphaltstraße hinaus nach Heilbrunn zum Ausgangspunkt, damit fast eine Stunde Fußmarsch angenehm abgekürzt!
Kurzer Aufenthalt noch bei der Wallfahrtskirche mit ihrem schönen Ausblick ins flachere, von Teichen geprägte Gratzener Land. Dann aus den Wäldern hinaus ins freie Gelände, durch den Ort Strobnitz / Horni Stropnice mit seiner interessanten Kirche hindurch, weiter durch tunnelartig ausgeschnittene Lindenalleen ins Tal von Udoli unterhalb von Gratzen.
Auf dem malerischen “Ringplatz” mit seinem Steinbrunnen unter acht Linden sehen wir das Rathaus, und gegenüber befindet sich im renovierten Stadtpalais der Grafen Buquoit das **** Wellness Hotel REZIDENCE als “erstes Haus am Platz”. Kurz gefasster Kommentar – überaus interessante architektonische Lösung, blitzsauber, Personal freundlich und fürsorglich, ohne das übertriebene Getue österreichischer Hotels dieser Kategorie, etwas einfach in der Einrichtung, aber alles zweckdienlich, unglaublich niedriges Preisniveau, das Essen eher “gutbürgerlich” und nichts für ausgepichte Feinschmecker, aber alles in Ordnung, die ganze Atmosphäre eigenartig nostalgisch und anheimelnde – also voll zufrieden und unseren Erwartungen entsprechend.
2 Reaktionen zu “HIKE & BIKE: Erste Tour im Naturpark NOVOHRADSKÉ HORY”
Ganz in der Nähe bin ich am 1.10.! Wenn man nach der Grenze durch Dlouha Stropnice durchfahrt, links oben ist eine winzige Ortschaft, nur ein paar Häuser, nennt sich Paseky. Vor 2 Jahren war ich schon mal dort, damals hab ich in Horny Stropnice geschlafen.
Na, da kannst Du ein paar von meinen Wanderungen gleich ausprobieren!
Zwei Tipps: Trinken – Heilwasser unterhalb der Kirche in Brünnl / Dobra Voda, frei zugänglich.
Naturpark in Udoli – “Theresiental”, malerischer Spaziergang, Restaurant Hams = ein Hammer!
Gipfel – Vysoka und Kravi hora (mit Napoleonkopf). Schick Dir eine Datei als Vorschau!
Grüße! ABB