Sveti Ana und Marija Snezka: Slowenische Bergkirchen über dem Murtal
31. März 2016 von Bernhard Baumgartner
Fast zum gleichen Kalendertermin wie jetzt (24. März, im Blog etwas verspätet!) haben wir 2012 von Bad Gleichenberg aus die slowenische Seite des Murtals (gegenüber von Mureck bis Bad Radkersburg) besucht. Ein Grund dafür war die Bergkirche St. Anna, und außerdem wollten wir die Frühlingsflora in diesem illyrischen Bereich erleben. Bisher hatten wir etwa den “Hundszahn” erstmals bei Windisch-Minihof gesehen, dazu kam dann noch der fantastische Standort von der Kirche in Klöch hinauf zum Klöchberg, außerdem der Berganstieg nahe der Weinbauschule Silberberg westlich von Leibnitz. Inzwischen weiß ich aus dem facebook von Stefanie Bartl auch die reichlichen Vorkommen in den St. Pauler Bergen südlich von Wolfsberg im kärntnerischen Lavanttal (werden wir sicher auch noch besuchen).
Zuerst gingen wir noch eine Runde durch die Murauen bei Mureck (mit der bekannten Schiffsmühle), dann überquerten wir die Murbrücke, leider ohne den historischen Grenzstein zu fotografieren, den wir bei unserer heurigen Fahrt nicht entdecken konnten (vielleicht schon wegen der Spannung, wie das Passieren der Grenze nach dem vor kurzem noch aktuellen Flüchtlingsansturm funktionieren würde). Die Weiterfahrt erfolgte zuerst auf den Straße am Rand des Murtals (Richtung Apace). Dabei konnten wir uns nach der Freytag & Berndt Wanderkarte Nr. 412 (Südoststeirisches Hügelland) sehr gut orientieren.
Bei der dritten Ortschaft (Stonovci) zweigten wir jedoch südwärts von der Talebene hinauf zu den Bergen ab. Diese sind mit wechselhaften Fluren von naturbelassenen Wiesen, Obstgärten und Äckern der kleinbäuerlichen Gehöfte und mit südlich getönten Mischwäldern bedeckt (Edelkastanie, Hopfenbuche u. a. Laubbäumen). Dabei sahen wir wie in der Au größere Feuchtflächen mit “Märzenbechern” in vollster Blüte und einige Hundszahn-Lilien. Nahe den idyllischen Hügeln von “Rozengrunt” erreichten wir die parallel zum Murtal verlaufende Talmulde des Baches Scavnica, dann war mit dem nächsten starken Anstieg das Bergdorf mit der Wallfahrtskirche St. Anna erreicht (Sveta Ana v. Slov. Goricah).
Wieder östlich und nördlich abbiegend erreichten wir wieder das Tal, das hier “Zgornja Scavnica” genannt wird (meine Schreibweise ohne die kleinen tsch-Hakerl über einzelnen S und C). Mit großem Glück wählten wir die schmalen, aber asphaltierten Nebenstraßen an der nördlichen Talseite, bis wir an der Kreuzung vor Lesane zum Halten kamen. Denn hier wucherten ganze Felder von Frühlingsknotenblumen im Auwaldbestand, und gleich im Waldsaum oberhalb der Straße fanden wir die allerschönsten Hundszahn-Lilien!
Die weitere Fahrt führte durch das überaus idyllische Tal, wo auf den Wiesen sogar noch Krokusse blühten, bis zur Kreuzung bei Spodnja Scavnica. Nun aber nicht direkt Richtung Radkersburg, sondern auf der Slowenischen Weinstraße über Police und Hercegovscak in wunderhübscher Höhenstrecke nach Gornja Radgona, dem gegenüber der österreichischen Stadt Radkersburg hoch über der Mur gelegenen Burgort.
Bei unserer Fahrt am 24. März 2016 kamen wir in Gegenrichtung (nach den in unserer Wanderkarte eingetragenen Pfeilen) zur dreifach mit diesem Wegweiser versehenen Kreuzung. Diesmal waren aber die Märzenbecher schon abgeblüht, und mit viel Glück fanden wir im schattigen Waldrand oberhalb der Straße noch blühende Hundszahn-Lilien.
Hier im Blog sind jetzt nur meine Bilder, während Annis Bilderalbum im facebook “Wandertipp bernhard baumgartner” zu sehen ist!
Immerhin ist jetzt klar – der Hundszahn korrespondiert in der Blüte mit den Märzenbechern und auch dem Illyrischen Krokus. Obwohl schon am Abblühen, gelangen noch einige Bilder, und ein paar Schritte oberhalb, auf Les(ch)ane zu, erstreckt sich ein großer Weingarten über den Hügelhang.
Dann fuhren wir im Tal der Scavnica weiter, gemütliche Kurvenstrecke, kein Verkehr, hübsche Häuser immer wieder und die an den Wegkreuzungen angebrachten typischen Kreuze.
Beim Wegweiser zu einer “Mlyn” überquerten wir den Bach beim Mühlengebäude und gelangten über die steile Asphaltstraße hinauf nach Svete Ana. Unser letzter Besuch ist zwar erst vier Jahre her, aber in dieser Zeit hat sich hier allerhand verändert.
Also hier ist viel weitergegangen in den letzten Jahren, wohl auch mit Hilfe der EU, was aber die Leistungen der Slowenischen Staatsstellen und der Einheimischen nicht schmälern soll (ebenso wie auch bei uns in Österreich, denn ohne lokalen Beitrag und Einsatz nützen auch die vorgesehenen EU-Gelder nichts).
Nun geht die Fahrt in bewährter Weise weiter – Anni am Steuer und ich mit der Wanderkarte als “Navi” daneben. Wegen der eindeutigen und einfachen Route haben wir uns ausnahmsweise anschließend überhaupt nicht verfahren! Zuerst mit vielen Kurven und Auf- und Abfahrten gegen Westen bis zur Querung der nach Mureck führenden Hauptstraße. Die Landschaft ist abwechslungsreich und verlockt immer wieder zu einem Halt und Spaziergang. Dann geht es zum Berg Drazen vrh hinauf und auf dem aussichtsreichen Höhenrücken weiter, vorbei an Gehöften, Wein- und Obstgärten, immer wieder ein kleines Waldstück oder ein Wiesenfleck, daneben in unglaublich steile Hänge gepflügte Ackerfurchen. Es ist wirklich schade, eine solche Strecke mit dem Auto zu befahren! Mit dem Fahrrad (wegen der häufigen Steigungen besser mit E-Bike) wäre es viel lohnender, oder zu Fuß als Wallfahrer, denn schon nähert sich die zweite Bergkirche!
Wohl ob der Höhenlage heißen Kirche und Ort “Maria Schnee” – Marija Snezna. Gepflegtes Ortsbild, stattliche Wallfahrtskirche, Brunnen mit Wetterhahn, Schule und Postamt (in jedem Ort, nicht so wie bei uns !), ein im Bau befindliches Veranstaltungs- oder Pilgerzentrum, wirklich eindrucksvoll, und gerade läuten die Kirchenglocken zur Mittagszeit!
Ein Rückblick über die Hügelberge auf Sveti Ana, dann geht es nordwärts weiter, immer noch in malerischer Höhenlandschaft.
Mit einigen Verzweigungen der Bergstraße nähern wir uns nordwärts wieder der österreichischen Grenz und der Mur, die wir auf der schmalen eisernen Grenzbrücke passieren. An deren Ende ein scharfe Linkskurve mit dem österreichischen Grenzposten – unsere Pässe schon in der Hand, weiß ich nicht, ob jetzt kontrolliert wird, immerhin sind drei Uniformierte hier postiert – aber wir werden durchgewunken, sind also unverdächtig oder offensichtlich Schengen-tauglich…
Bald danach landen wir zur Heimfahrt auf der Südautobahn, aber nicht ohne vorher noch die Gebietsvinothek in Ehrenhausen zu besuchen. Alle nur möglichen südsteirischen Spezialitäten bekommt man hier und könnte sich für die Osterfeiertage noch eindecken. Unsere Überraschung an diesem Gründonnerstag 2016 folgt aber noch! Durch die Ebene auf Graz zu, da zeigt sich der lange Zug der Koralpe (wo wir uns gern in Schwanberg aufhalten) in tiefstem winterlichen Weiß. Wir selbst fahren bei Neuberg an der Mürz in eine eisige Winterlandschaft, mindestens 10 cm Schnee auf der Straße, und erst von Kernhof an wird es wieder grün…