Frühlingsahnen im Wiesenwienerwald – Am Sonnhof
11. März 2016 von Bernhard Baumgartner
Ich schreibe mit Absicht “Am Sonnhof”, denn so heißt die Berggegend zwischen Kerschenbach und Schwarzenbach nach der neuen St. Veiter Straßenbenennung, die zwischen 1998/99 und 2004 eingeführt wurde. Die Dokumentation darüber ist als “St. Veiter Häuserbuch” 2007 erschienen (Mag. Wilfried Gramm und ich als Verfasser) und beim Gemeindeamt aufliegend – Interessenten sollten sich dieses “einmalige Werk” (im Sinn, dass es sicher kein zweites Mal aufgelegt wird) besorgen, denn bei allen Vorräten ist dann üblicherweise überraschend Schluss!
Der “Naturerlebnisweg Wiesenwienerwald” (das Gegenstück zum Naturpfad rund um den St. Veiter Staff) verläuft von der Kukubauerhütte über die Berghöhen (mit der Schwarzengruberhöhe > siehe auch im Blog) bis zum Wegkreuz nahe dem unbewohnten Großöderhof, der zum Gut Sonnhof gehört). Von dort zieht die gelbe Markierung hinab in den Kerschenbach, und die Landschaft hinüber zur Villa Sonnhof und dem aufgelassenen Meierhof Güllesberger (Kwidzda) gehört zur schönsten Gegend an dieser Talseite. Leider wurde versucht, den alten Kirchenweg von St. Veit her (an den Marterlweg anschließend) beim Güllesberger wegen eines neu besiedelten Landsitzes zu sperren (> siehe im Blog), aber es handelt sich dabei um einen historischen “Rechtsweg” der Bauernhöfe rund um den Sonnhof zur Pfarrkirche St. Veit. Ebenfalls leider – Interventionen an die Marktgemeinde St. Veit bleiben anscheinend bisher vergeblich. Ich werde mich sicher nicht abhalten lassen, diesen traditionell beliebten Weg zu begehen – vielleicht wäre eine Anzeige der richtige Anlass, um dieser Wegsperre entgegen zu treten!
Am vergangenen Montag, 7. März, bot sich das Wetter für einen Vormittagsspaziergang in den Wiesenwienerwald an, wie im Bild ersichtlich. Beim Wieshof vorbei, wo die Ruine der Hauskapelle zu sehen ist und kurz danach eine Reihe uralter Birnbäume, geht es zum Bienenstand des St. Veiter Imkermeisters Scheer (den Honig bekommt man im Gölsentaler Bauernladen, bei Nachfrage von den Bienenstöcken in dieser Lage). Dann gehen wir am Zögernitzerhof vorbei und qeren durch den anschließenden Wald zu den Bergwiesen beim Wegkreuz an der Teilung der Markierung – gelb nach St. Veit, rot-gelb der Schwarzenbacher Rundwanderweg Nr. 3 nach Schwarzenbach.
Der Märzanfang 2016 könnte nicht typischer verlaufen – die ersten warmen Sonnenstrahlen (heuer der letzten zwei Monate) haben die geschwellten Knospen der Dirndlsträucher zum Platzen gebracht. Und jetzt, wo allerhand Insekten sich daran laben wollten, fegt der eiskalte Nordwestwind nur so daher, dass sich sogar die Himmelschlüssel zwischen den Hecken, wo sie am frühesten zu blühen belieben, fast schon verstecken… Warum es am Waldrand und zwischen den Sträuchern am ehesten zu blühen beginnt? Ja, die blattlose Zeit muss genützt werden, damit das Blühen und Fruchten noch rechtzeitig beendet wird, ehe sich die Blattdächer sommersüber schließen. So simpel und klug aufgestellt scheint die Natur.
Die Wiesen rund um den Sonnhof sind relativ intensiv bewirtschaftet, das heißt gemäht und beweidet, obwohl niemand hier heroben wohnt, seit die Familien Gramm, Linder und Lehrbaumer ins Tal gezogen sind (die Linder waren übrigens von Beruf und Staatsbürgerschaft Schweizer – “Schweizer” ist ein Facharbeiter für Milchwirtschaft). Angesiedelt wurden diese hohen Gehöfte aber bereits im Mittelalter, und erst im 20. Jahrhundert entstand hier eine Art Gutsherrschaft der mit Heilpflanzen und dem Gegenteil großgewordenen Produzenten. Dass uns Einheimischen wegsperrende Gäste vor die Nase gesetzt werden, ist nicht erfreulich, denn von unseren angestammten und hochgeschätzten “Landwirten” sind wir anderes gewohnt…
Zurück gehen wir dann beim Zögernitzer entlang der gelben Markierung, aus einem schön weißstämmigen Birkenbestand hinaus auf eine “Wildwiese” – einen typischen feuchten Grund der Wienerwald-Flyschzone, nicht mehr gemäht und daher verwachsend, aber nicht nur mit Gesträuch, sondern auch mit allerhand Feuchtflora, immer Sommer zum “Nachforschen” anregend!
An den Bienenstöcken und den Urbirnbäumen vorbei geht es dann hinab zum Wieshof und weiter in den Kerschenbach, kleiner und lohnender Umweg wäre über den Marterlweg, wobei wir fast vom Himmel her in St. Veit gelandet wären – aber für vormittags hat es genügt!
Übrigens – mit der Gartenblüte kann die Natur noch immer nicht mithalten, und bei dem derzeitigen “Kühleeinbruch” kann man sich mit einer Wanderung zur Hahnwiese mit den Schneeglöckerln und zur Märzenbecherwiese nahe der Kukubauerhöhe ohnehin noch Zeit lassen!