Wildwasser im Fensterbach
21. Februar 2016 von Bernhard Baumgartner
Keine Rafting- oder Paddeltour, sondern eine “Grabenwanderung”, die wir schon lange nicht unternommen haben. Heute trotz Regen und aufkommendem Sturm also ins Hallbachtal (ich bin noch immer für Hall mit -ll-, obwohl ein früherer Bürgermeister die Schreibweise Halbach sich eingebildet hat – aber man hat ja auch nicht Hallstatt, Hallein usw. abgeändert).
Fast hat man im Halbachtal, das übrigens einen hervorragenden geologischen und landschaftlichen Querschnitt durch die mittleren Voralpen NÖs bietet, die Qual der Wahl! Wir entschieden uns heute (Sonntag, 21. 2.) für eine Vormittagswanderung in den Fensterbach, so heißt nämlich der Graben nördlich der Jochart, der unweit vom Traisenböck abzweigt (Haus in scharfer Kurve, wo man auch Richtung Reisalpe oder Hochstaff gehen kann). Die Felsmauern über diesem engen Tallauf lassen nicht vermuten, dass sich oberhalb die überaus interessante Hochfläche “Am Rad” verbirgt. Nach der Kurve südlich vom Traisenböckhäusl befindet sich linkerhand eine Brücke mit Wegweiser. Hier zweigt man Richtung Rohr über den Sonnsteinsattel oder auf die Jochart übers Hammerleck ab, beides ganz selten begangene, aber zum Glück immer noch von der Sektion Hainfeld des Österr. Touristenklubs gut markierte alte Routen (als man noch von der Bahnstation Rainfeld-Kleinzell zu Fuß hinein nach Rohr im Gebirge wanderte). Wir parken aber nicht jenseits der Brücke, da dort bereits Forststraßenbereich (sicher ist sicher), sondern am breiteren Rand der Kleinzeller Landesstraße.
Leider habe ich meine “Hosensackkamera” (Canon IXUS-100) einzustecken vergessen, so muss ich mir mit Bildern von einem Ausflug nach Kleinzell im Jänner dieses Jahres behelfen – es schaut ohnehin noch immer gleich aus! Der Fensterbachgraben ist wirklich sehr romantisch! Noch dazu weil durch die vorangegangene schnelle Schneeschmelze und den heftigen Regen der Bach nahezu ein Wildwasser führt. Jedenfalls ist diese Strecke wesentlich romantischer als der Weg von der Roßbachklamm Richtung Rohr, und man kann hier sogar eine kleine Rundwanderung machen. Die Karte dazu füge ich gleich bei, und wir werden uns bald wieder dorthin begeben…
An der bei einem Wegkreuz links abzweigenden Straße vorbei(diese führt zum Berghof und hätte den Rückweg vom Kaiserhof als Runde ermöglicht), dann überaus hübsch neben dem gischtenden Wasser und oft bizarren Felsstufen zur nächsten Kreuzung beim P. 562 m. Hier befindet sich die einer Granate nachgeformte “Warchalowsky-Kapelle”, links bei einem kleinen Landhaus vorbei geht es weiter. Immer wieder halten wir Ausschau nach der Anemonen-Schmuckblume, die es in der Roßbachklamm tatsächlich gibt. Das Biotop der anfang aus Reiflinger Kalk (?) und danach aus Dolomit aufgebauten felsigen Böschungen wäre ideal dazu. Aber vielleicht sind wir zu früh dran, denn Knospen wären kaum zu entdecken und der Blattaustrieb erfolgt erst danach.
Also gehen wir weiter bis zum Neffenhof, alles gepflegte Voralpen(jagd)landschaft, an diesem Tag menschenleer, wir sind allein – mit Regenschirm ! – unterwegs. Bei der Kapelle hätte die Markierung durch die “Ministube” (weist auf alten Klosterbesitz hin) aufs Hammerleck und die Jochart abgezweigt, hier würde es rechts weiter grün markiert (auf guten Stand gehalten !) über den Sonnstein-Sattel hinüber in den Klausgraben zwischen Rohr und Gries gehen. Wir nehmen aber davor die linke Abzweigung und kommen dann zum eindrucksvoll “schönen” Landhauskomplex Kaiserhof. Alter Name aus dem 17. Jh. = Kaserhof, wohl von dem damals üblichen und einzig möglichen Zinsobjekt, dem Käse. Leicht könnten wir nun auf einem Karrenweg über die Wiesenterrassen hinüber wandern zum Berghof (Besitzer nach Tafel bei der Straßenabzweigung der innerhallbacher Schotter- und Steinbruchbesitzer Daurer) und auf dessen Güterweg wieder in den Fensterbachgraben absteigen. Weil hier aber immer mehr der stürmische Wind aufkommt, wandern wir wieder auf gleicher Strecke zurück zur Landesstraße, aber diese Runde – übrigens unterhalb des felsigen und als Aurikelstandort zu beachtenden Hirschkogels – werden wir sicher bald nachholen, allerdings leider dann nicht mit so viel “Wildwasser”.
So schaut es derzeit im Wiesenwienerwald aus – das Foto allerdings vom 11. April 2009, und heute haben wir gerade mal Mitte Februar vorbei – 2016…
Übrigens habe ich über den Fensterbach nachgelesen – bei mir selber: im Wander- und Landschaftsführer “Die Voralpen an Traisen und Gölsen” von 1976 / 78.
1 Reaktion zu “Wildwasser im Fensterbach”
Hallo Bernhard!
Danke für die Wanderbeschreibung. Werde ich demnächst mit meiner Frau machen. Sie geht am liebsten Rundwanderungen. Die scheint für meine Frau genau richtig zu sein. Gerade jetzt nach Krankheit.