Ins Wiesenbacher Gebirge
4. Januar 2016 von Bernhard Baumgartner
So wie der Kleinzeller Hochstaff unter den Voralpenbergen mit seiner felsigen Pyramide fast ein Kuriosum darstellt, verbirgt sich im Talschluss des Wiesenbachs – im Schindeltal – eine fast “tirolisch” anmutende Szenerie. Endlos steile Waldhänge, schroffe Felsstufen, der über Blöcke gischtende Bach, dazu Jagdhäuser im Stil von “anno dazumal”.
Villa Waldesruh, dahinter die Felsen am Eingang des Gaisgrabens mit der Abbruchnische eines Felsüberhanges im Jurakalk. Gleich nach der Talgabelung nach dem Neutaler / Birkner, wo es rechts ins Engelthal hineingeht, kommt man links gehend zum ersten Beispiel der Land- und Forsthauskultur. Der ehem. Hof Gaisböck dahinter scheint zwar allmählich zu verfallen, aber gleich danach folgt das Bergsturzgelände mit riesigen Blöcken und einem Votivkreuz samt Hubertusbild.
Die Besitzverhältnisse, vor allem die historischen interessant, kann man im “St. Veiter Häuserbuch” nachlesen (mit Mag. Wilfried Gramm 2007 verfasst und von der Marktgemeinde herausgegeben, auch dort erhältlich). Mit der “Wiesenbacher Heimatkunde” von Förster Johann Schweiger und den Artikeln in den Bänden der “Lilienfelder Heimatkunde” über die Evangelischen im Bezirk oder über die Holzbringung u. a. ist das Häuserbuch die aktuelle Quelle über den Wiesenbach und die anderen Katastralgemeinden von St. Veit an der Gölsen. Die für mich spannendsten Kapitel waren eben jene über Innerwiesenbach und sein ehemaliges Holzknechtdorf im Engelthal sowie über die abgekommenen Siedlungen am Ebenwald, soweit es St. Veit betrifft.
Der Gaisgraben, an dessen Eingang das “Forsthaus” steht, ist eine wilde voralpine Landschaft. Über Forstwege kann man hier zum Ebenwald hinaufgehen und von der Kleinzeller Hinteralm am gelb markierten Weg wieder ins Schindeltal absteigen. Auch unter den aktuellen Besitzern (Metzger) wurde der Brauch weitergeführt, in der Kapelle eine Weihnachtsandacht abzuhalten. Früher wurden bei diesem Anlass die damals armen Wiesenbacher Kinder beschenkt…
Der “Schindeltaler”, früher Inner-Wiesenbach Nr. 14 (nun Schindeltal Nr. 5). ist bereits 1321 in einem Göttweiger Urbar genannt. 1900 ging das Anwesen samt den ausgedehnten Gründen aus bäuerlichem Besitz an städtische Interessenten über. Zu den früheren Besitzern ab 1920 gehörten die Familien Karpeles-Schenker, von 1938 bis nach Kriegsende arisiert, folgten nach Rückstellung Dr. Seidler und Fam. Fröschl, seit 2005 Kauf durch Helmut und Christa Metzler (alles im Häuserbuch enthalten, nach den alten Urbaren und dem Kataster von 1821 von mir zusammengestellt, vom Grundbauch ab Mitte des 19. Jhs. durch Mag. Wilfried Gramm).
Die “Villa” dahinter (später als “Schenkervilla” bezeichnet) wurde um 1910 in Heimatstilformen erbaut. Der Weiterweg durch das Schindeltal führt sehr malerisch immer weiter ins enge Tal hinein, dann folgt von der Wendung der Forststraßen (rechts abzweigend kommt man zu einem bemerkenswerten Wasserfall) der gelb markierte Steig zur Kleinzeller Hinteralm hinauf. Zum Glück besteht hier eine alteingesessene Markierung, sodass der Wanderweg (im Gegensatz zum Moritzgraben) ganzjährig geöffnet ist.