velebit-wanderung
25. September 2015 von Bernhard Baumgartner
ziel sind die schon (wie die zufahrt) beschriebenen MIRILA BEI LJUBOTIC; eine besonders eindrucksvolle tour am spätsommerlichen 5. september 2014.
warum eigentlich wanderung in solche steinige einöden, auch wenn sie alte und für unser empfinden seltsame kulturdenkmäler bergen? eigentlich ist es die öde, die ausgesetztheit in einer unwirtlichen und unvertrauten natur – im gegensatz zu gletscherwelten oder von leben überquellenden dschungeln ist es die kargheit und das wundern darüber, wie sich leben in einer so feindlichen umwelt behaupten kann. hier im karstgebirge sind es der wasserlose, kahle kalkstein, durchglüht von südlicher sonne im sommer und gepeitscht von den eisigen winterstürmen der bora.
wir hätten auch gleich zum weiler weiterfahren können, aber schon hier gibt es den abstecher zu den ersten mirila und die infotafeln des nationalpark-lernweges. das wetter ist übrigens sehr schön, fast zu sommerlich mit grellem licht und hoher temperatur, die nur wenig durch den bergwind gemildert wird. erster halt in der etwas begrünten karstmulde von ljubotic ist der friedhof (dort kann man für die rundtour zum berg STAP am besten parken).
vor allem in einer unvertrauten gegend ist es zum verständnis des lebens der menschen dort sehr förderlich, sich in einen friedhof zu begeben. dieser dürfte für einen weiten umkreis, von der küste bis herauf ins gebirge, zuständig sein, denn der weiler ljubotic besteht ja nur aus wenigen häusern. einzelne gräber sind wegen ihres unterschiedlichen alters auffallend und wegen ihrer fast pompösen art, die man in einer so “armen” gegend nicht vermuten würden, manche offensichtlich laufend gepflegt, andere mit schon im erdboden versinkenden steinen…
unser weiterweg folgt den markierungen in den weiler hinein. dort befindet sich bei einer art dorfplatz ein ziemlich vereinsamtes autocamp samt ebenso stillem gasthaus. neben steinhalden mit einzelnen hübschen blumen steigt der fahrweg bis zum höchstgelegenen haus weiter an.
bei diesem höchsten und schönsten haus endet die straße in einem einladend hergerichteten hof, und die besitzerin, frau Madljena (?) Matic, nimmt uns freundlich in empfang. ob wir etwas trinken wollen? wir bekommen einen köstlichen saft (im heurigen jahr erfragt – wahrlich von hollerstrauben). zum glück können wir auch einige gläser wundervoll schmeckenden honigs kaufen (drei kilo mehr im rucksack neben jause und unbedingt erforderlich reichlichem trinkvorrat) und uns dabei für das getränk erkenntlich zeigen.
wo es nun weitergeht, ist trotz vorhandener markierung kaum zu erkennen – nur ein schimmer von spuren abgetretener steine, weiter oben folgt dann ein steig, wenn man die geröllrinne zwischen den dornigen sträuchern so bezeichnen kann.
nach diesem foto hat anni einen eigenartigen käfer festgehalten, der eigentlich meines wissens nach als skarabäus aus dem alten ägypten bekannt ist – ein pillendreher! dieser versteckt sein(e) ei(er) mit den später daraus schlüpfenden larven in einem patzen schafsmist, der hier überall den steinigen weg beschmückt, und rollt diesen zu einer kugel geformt in einen sicheren unterschlupf.
da ist nun mein (gepuschter) pillendreher, diesmal im vorwärtsgang! dazu gibt es neben anderen schon bekannten baumsorten die durch ihre samenstände auffallenden orientalischen hainbuchen und die fruchtenden christusdornsträucher.
auf dem vorigen bild kommen schon die angepeilten gipfel in sicht, aber vorerst landen wir auf einer forststraße und treffen auf die nächsten “ureinwohner” – einen jungen und auskunftsfreundlichen forstmenschen und einen eher schweigsamen schafhirten mit einer originellen tasche. beide bestätigen uns, dass wir am richtigen weg sind und zum glück den ganz schlechten weg an der rechten seite von ljubotic vorbei vermieden haben, und außerdem wissen wir nun bescheid über den rückweg.
auf diesem bild sind im vordergrund die (in der wanderkarte eingezeichneten) mirila zu erkennen. hier müssen wohl einige hirtenfamilien ihre gedenkstätten angelegt haben, denn ein steinernes “rastbett” reiht sich an das nächste, von neueren bis bereits von pflanzen überwucherten.
anni hat zu diesem bild auch gleih noch die “bepflanzung” mitfotografiert. solche stacheligen gewächse gibt im überschuss, grashalme im gegensatz dazu umso weniger, was die schafe hier fressen, sind auch die blätter von den dornigen zweigen der sträucher…
ein schafwidder mit mächtigen hörnern und grimmigem blick bewacht seine herde – wir gehen ihm lieber aus dem weg… und stehen nun vor einer entscheidung. eigentlich aber auch nicht – denn vorerst gibt es die mittagsjause, dann einen blick auf die noch bis zum gipfel stap erforderliche wegstrecke und beim heraustreten aus dem baumschatten in die pralle sonne die bereits dringliche temperaturkontrolle. alles zusammen bewegt uns, den empfohlenen rückweg auf der forststraße einzuschlagen, und dort wird es ohnehin noch heiß genug…
damit schließt sich die (trotz der abgekürzten strecke, oder gerade deshalb) sehr lohnende rundwanderung. in der ferne sieht man schon das meer blau heraufleuchten, und eigentlich dürfte unser auto nicht blau sein in der flirrenden gluthitze des frühen nachmittags – aufgenommen um 13.22 uhr