Mit dem “Stadelberg” ins neue Jahr!
3. Januar 2015 von Bernhard Baumgartner
Wie oft wir schon auf dem Hochstadelberg (so heißt dieser Gipfel eigentlich, Bergname kommt von der einem Stadeldach ähnlichen Form)?! Es war der erste hohe Berg, als ich auf Nachkriegserholung einen Sommer lang bei der “Koller Pepperl” gewesen bin. Ob der Schneeberg mit meinen Eltern noch vorher war, weiß ich gar nicht, denn auf dem uralten Bild gibt es keinen Hinweis…
Jedenfalls hatte ich zünftige “Scheankenschuhe”, richtig mit den speziellen Nägeln beschlagen! Aber zurück zum Stadelberg (wie ich ihn einfach nenne). Einmal war der Ötscherblick vom Gipfel samt mir und damals modischer Bergkleidung sogar das Cover vom letzten der klassischen Ötscherführer (1998).
Aber jetzt zu unserer aktuellen Tour am Freitag, 2. Jänner 2015. Nach der Eiseskälte zum Jahreswechsel und beim angekündigten Zwischenhoch vor dem nächsten Tauwetter wollten wir unbedingt noch höher hinauf. Für uns keine Quahl der Wahl, wenn es nachmittags nicht mehr so schön soll wie an diesem zweiten Jännermorgen, und wir außerdem nicht zu weit fahren wollen, gibt es nur den Stadelberg. Um 10 Uhr starten wir schon am neuen Parkplatz beim “Ötscherblick” vor der Wastl-Passhöhe. Zur Sicherheit haben wir die Schneeschuhe mitgenommen – der Schnee wäre zu Fuß auch etwas tief, aber vorerst leitet uns entlang der blauen Markierung (von Gösing bis zur Anna-Alm und nach Annaberg) bequem in den Wald hinauf. Als wir jedoch von der Forststraße in den steilen Schlag abzweigen (die bisher immer begangene Route), müssen wir schon die Schneeschuhe anlegen. Das dauert länger als gedacht, denn schon längste Zeit haben wir sie nicht benützt, voriges Jahr war ohnehin zu wenig Schnee, und sonst waren wir am Stadelberg überhaupt lieber mit Backcountry-Ski unterwegs. Das aber nur auf der Forststraße, und spannender ist der direkte Aufstieg allzumal…
Früher sind wir (bevor die Forststraße gebaut wurde) immer auch über den unteren Nordwestkamm angestiegen, eine recht steile und steinige und verwachsene Angelegenheit. Nun benützen wir nur den oberen Teil dieser ausgeprägten Bergkante (günstig an der Grundbesitzgrenze verlaufend, wenn es irgendwelche Schwierigkeiten geben sollte…). Dort führt ein schwacher Steig die schmalen Lichtungen entlang, und am besten hält man sich auf diesen Wegspuren. Heute kommen wir etwas links in den Wald ab, wo einige Schispuren verlaufen, und außerdem pfeift an der Bergkante der Nordwestwind ganz stark und eisig – ein Gruß vom Ötscher? Also nach Tauwetter schaut es noch nicht aus.
Die letzten Schritte hinaus zum Gipfel sind immer die schönsten am Stadelberg – vom Wald heraus auf die freie Fläche zum Gipfelkreuz, während sich rechts der Tiefblick auf Gösing und Erlaufboden öffnet, darüber mit weit über tausend Meter Höhenunterschied das “Felsenhaupt” des Ötschers.
Für einen so schnell erreichten Gipfel ist die Aussicht einfach fantastisch und eigentlich von der Leistung her noch gar nicht verdient! Aber zum noch tolleren Panorama auf der Gemeindealpe muss man anderseits nur ein paar Schritte vom Sessellift zum Gipfelkreuz machen… Übrigens der Gipfel mit der malerischesten Aussicht, vor allem bis zu den Gesäusebergen und natürlich zum Ötscher ist die Bichleralpe! Vom Stadelberg überblickt man auch die niedrigere Region zwischen Annaberg und Gösing und dazu kommt noch der Hochalpenhorizont vom markanten Schneeberg bis über den Hochschwab hinaus. Ganz rechts meinte ich immer, einen Felszacken als den Traunstein zu erkenne, aber ein anderer Bergsteiger belehrte mich einmal, dass ich damit recht falsch liege. Diesmal konnte ich bei der klaren winterlich-föhnigen Sicht diesen Gipfel ganz deutlich erkennen, aber was es wirklich ist…?
Also, da fühle ich mich auf dem gemütlichen Stadelberg schon wohler als auf den Zacken des Rauhen Kamms (vor der im Schatten aufragenden Ötscher-Nordwand), auch wenn der eisige “Zuckerguss” fehlt! Wir kommen dann am Kamm entlang zum Sattel vor dem Ostgipfel (dort wäre der zweite Gipfelplatz, ganz besonders idyllisch), wegen dem eisigen Wind haben wir uns in kein Gipfelbuch eingeschrieben.
Auf der ausreichend verschneiten Forststraße, noch dazu eher Pulverschnee als Bruchharsch oder Pappschnee, wären wir als Schifahrer schneller und müheloser wieder hinab zum Parkplatz gelangt. Ich halte mit den Schneeschuhen bis zum Auto durch, aber Anni ist bei Erreichen der festen Spur auch ohne diese gut zurecht gekommen. Noch ein letzter “Durchblick” zum Ötscher, und schon wieder ist die erste Tour des neuen Jahres nur mehr Erinnerung…