St. Veiter Staff – erste Orchideenwanderung 2014
28. April 2014 von Bernhard Baumgartner
Mein neues Headerbild stammt schon von der (nun erst verspätet im Blog präsentierten) Wanderung am Ostermontag, 21. April. Der zweite Feiertag wartete noch dazu mit recht passablem Wetter auf – eine leichte Föhnströmung sorgte für blauen Himmel und angenehme Temperatur. Anni hat sogar noch einen Osterhasen erwischt…
Unsere Runde begann beim Bauernhof Briller bei der fünften Tafel des nun schon 14 Jahre bestehenden “Naturerlebnis-Wanderweges” St. Veiter Staff. Ich werde hie und da auf eine Führung angesprochen, vielleicht entschließe ich mich wirklich noch einmal dazu… Diesmal war es für uns selbst eine Orchideenwanderung gerade zur ersten Blütezeit.
Der von den Felsen am Saustein begrenzte Wiesengrund muldet sich über Abtragungen der begrenzenden Berghänge ein, darunter stauen Kreidemergel das Wasser, und so ergeben sich starke Quellen, die aber nicht für die St. Veiter Wasserleitung genutzt werden.
Die Natur ist wunderbar frühlingsmäßig, obwohl die ersten Frühlingsblumen schon eher vorbei sind, dafür die Vorboten des Sommers an sonnigen Stellen bereits kommen. Die Forststraße unterhalb der zum Grabner im Wobach überleitenden Wiese ist an den Böschungen recht üppig bewachsen. Aus allen Gebüschen und Wipfeln klingen die Rufe der Vögel – eine Goldammer (sollte schon stimmen?) lässt sogar blicken, und als sie unser angesichtig wird, gibt sie sich grimmig wie ein Miniadler…
An der Wegabzweigung (diese Forststraße müssen wir auch einmal nachgehen, sie schaut vor allem durch die geologischen Verhältnisse interessant aus) mit dem vom Saustein herabgekugelten und hierher verfrachteten Jurakalkblock ist eine wandartige Sandsteinformation zu sehen. Auch die folgende wandartige Steilböschung aus typisch geformtem Aptychenkalk stammt aus der Kreidezeit und gehört noch zur ersten kalkalpinen, der Frankenfelser Decke. Bald danach geht es auf dem alten “Burgweg” hinein in den hochragenden Rotbuchenwald “Am Loos”.
Der relativ breite Weg war früher die Zufahrt zum Gehöft Oberhauser, dem Meierhof der Staffburg, daher “alter Burgweg”. Nach der felsigen Ecke mit dem Namen “Loos” ist sogar ein seichter Hohlweg mit bei einiger Phantasie erkennbaren Fahrrillen eingeprägt. Immer wieder sieht man entlang des gesamten Weges die im Mittelalter zur Herstellung von Bogen verwendeten Eiben. Diese sonst seltenen und sehr giftigen Bäume (ausgenommen das rote Fruchtfleisch!) sind ein Relikt einer tertiären Flora, besiedeln eher steinige und schattige Standorte. Neben dem Weg wirkt ein sicher sehr alter, aber klein gebliebener Baum wie ein “Bonsai”.
Die Bergecke aus Opponitzer Kalk der hier ansetzenden Lunzer Decke springt in einem Steinriegel gegen die nächste Mulde vor. Darauf steht als typischer Trockenheit liebender Baum eine hohe Mehlbeere, aber eine solche wächst auch in bizarrem Drehwuchs neben einer Rotbuche oberhalb des Weges. Eine eigenartige Verflachung deutet einen verschwundenen Siedlungsplatz an, im Katasterplan von 1820 ist aber darüber nichts zu finden. In der vor etwa 20 Jahren erst vom Briller verbreiteten Wiesenlichtung blühen auf feuchtem Grund noch üppig die Dotterblumen (oberhalb im Wald besteht eine Wasserfassung für den Oberhauser, angelegt vom Installateur Sepp Kraushofer, dem ehemaligen Obmann der Dorferneuerung in ihrer aktiveren Zeit…).
Der nächste Walddurchgang ist (vor der letzten Durchrodung allerdings) als der an Arten reichste Abschnitt des Naturerlebnisweges bei der genauen botanischen Aufnahme aufgefallen. Derzeit sieht man unter den glatt-grünen-glänzenden nierenförmigen Blättern der Haselwurz ihre seltsamen Blüten – ganz am Boden, weil sie von dort lebenden Insekten bestäubt werden (wie ich selber bei einer Führung vom Spezialisten … Vittek erfahren konnte).
Die Besonderheit der Oberhauserwiese ist der Sonnenhang, denn dort tritt in Wärme und Trockenheit liebender Gesellschaft eine kleine Menge sonst seltener Pflanzen auf. Die Hochstängel Kugelblume ist schon voll in Blüte, ebenso sind es die Blassen Knabenkräuter am oberen Waldrand, wo man so schön zum Hohenstein hinübersieht (alle Bilder AB). Die Spezialität ist jedoch das Waldsteppen-Windröschen, leider erst in wenigen Exemplaren aufgeblüht.
Der markierte Weg verläuft oben innerhalb des Waldrandes, wo es noch nicht viel zu sehen gibt (im Führer zum Naturweg ist alles verzeichnet, monatweise noch dazu – man besorgt den am besten über die Gemeinde, denn ich bin nicht sicher, ob die billige Broschüre überhaupt in den Gasthäusern oder in der Staffhütte erhältlich ist). Den Staffgipfel mit den Wallresten der Burg steirischer Ministerialen – aus dem 12. Jahrhundert und nach 1200 mit Gründung des Stiftes Lilienfeld bereits abgetragen – wäre jetzt einen Besuch wert. Solange die Bäume noch nicht dicht belaubt sind, sieht man sogar den Ötscher, um 1900 gab es sogar in der damaligen Mode eine Aussichtswarte; ein neuer Nachfolger hat sich zum Glück nicht ergeben, denn dadurch hätte der “Naturwald” (fast urwaldartig, aber kein echter Urbestand) sicher sehr gelitten. Der Rundweg um den Staffgipfel erscheint mir diesmal fast verbessert, denn nach anfangs Hauptdolomit bis zur Felsklippe (dort bestand sogar eine Felsbrücke, deren eingestürzte Blöcke noch zu sehen sind) folgen eher rutschige Aptychenkalke (Mergelkalke der Kreide). Am steilen nordseitigen Gipfelsteig vorbei (der südliche ist wesentlich empfehlenswerter, zumindest wenn man nicht sehr steil kraxeln will) geht es dann hinaus auf die paradiesischen oberen Staffwiesen.
Eine besondere Zierde dieser Bergwiese ist die frei stehende große Birke. Die urigen Bäume auf einer Felsklippe (in Fortsetzung des Sausteins, einen Jurakalkzacken findet man auch beim Verlassen des Waldes am westlichen Kamm) sind leider den Rodungen der “Maderbuam” zum Opfer gefallen, die aber wegen der von EU-Bestimmungen erzwungenen Freihaltung der Wiesen sicher notwendig waren (man vergleiche das Dilemma um die Almflächen in den westlichen Gebirgszonen, wo man ganz Almrausch und Zwergstrauchflächen schwendet…).
Die Blumenfotografie macht uns nicht nur Freude, denn immer wieder macht der Autofokus Probleme, weil die Blüten sich halt im Wind wiegen wollen… Danach geht es dann aber zügig den Waldfahrweg hinab zur Staffhütte – obwohl es schon etwas geregnet hat, immer noch nicht so feucht wie üblich.
Von der Staffhütte wollen wir dann zur Forststraße im Wald gegen den Saustein absteigen. Am besten geht man noch am Rücken weiter bis nach dem Zauntor, dann rechts dem Steig nach bis zur Straßenkehre im Wald. Wir nehmen aber die direkte Route am rechten Waldrand steil hinab bis zum Querweg, und dabei entdecken wir die meisten Blassen Knabenkräuter und auch noch einige erst halbwegs aufblühende Stattliche… insgesamt also eine ergiebige erste Orchideenwanderung!