Hirschkogel und Bergerlacke
21. Dezember 2013 von Bernhard Baumgartner
Ein überraschend herrlicher Sonnentag zum kalendermäßigen Winteranfang (Samstag, 21. 12. 2013) und letzte Gelegenheit zu einer Tour vor Weihnachten! Anlass für mein Ziel war die Wanderroute zwischen Kaiserkogel und Geisbühel, beim riesenhaften Steinbruch an der Geiseben (dieser dient touristisch als Orientierungshilfe, wenn man etwa vom Ötschergipfel nordöstlich blickt) sind Erweiterungen im Gange…
Ich beginne also meine Vormittagswanderung auf der Geiseben, dem Sattel zwischen Eschenau und Tradigist, aber diesmal schon wenige Meter vor der eigentlichen Passhöhe mit der “Dirndltal-Begrüßung”, sondern östlich davon bei der Abzweigung der Markierungen Richtung Kaiserkogel (Pielachtalweg Nr. 652, Mariazellerweg, blaue Farbzeichen). Hier liegen noch einige Schneewechten herum, und in der Nacht dürfte es sogar etwas Neuschnee gegeben haben (590 m). Nach einem kurvigen Karrenweg durch steinigen Wald hinauf folgt eine Wiese mit einzelnen mächtigen Fichten und erstem Ötscherblick.
Doch dann geht es schon (mit Unterbrechung des markierten Weges) vor dem frisch aufgeschobenen Erdwall des ausgeweiteten Steinbruchgeländes hinauf zum Kamm und zuletzt über einen steilen und erdigen Steig auf den westlichen Eckpunkt des Geisberges. Von da an herrscht nur mehr idyllische Landschaft, wie sie typisch ist für den Übergang von den Flyschbergen zum Rand der Kalkalpen – eine wahre “Seelenheimat”.
Der breite Bergkamm zwischen dem nordseitigen Fichtenrand und den freien Wiesen der Südseite ist prachtvoll, vielfach mit Eiben bestanden, die hier überall nicht selten sind! Die Beschilderung ist jedoch wie bei der Straßenabzweigung nicht korrekt – im folgenden Sattel des Geisberges mit 752 m die Höhenkote des eigentlichen Gipfels westlich davon (knapp über dem Abbruch in den Steinbruch).
Vom milden Sonnenschein der Südseite geht beim folgenden Abstieg gleich hinein in den Schatten – hart gefrorene Schneereste und Frosttemperatur. Der Wechsel zur Sonne erfolgt erst bei der über Bergwiesen und durch Waldstücke absteigend erreichten Bärntalerlacke (ich wähle diese Schreibweise analog zur Bergerlacke, ungeachtet der ÖK).
Mein nächstes Ziel erhebt sich gleich gegenüber in der Fortsetzung des Kammes mit seinen geologisch überaus interessanten Kleinformen von Mulden und mit Felsen besetzten Anhöhen. Vor vielen Jahren haben wir den 733 m hohen Hirschkogel von Norden her überschritten, und die Beschreibung in meinem Führer habe ich jüngst nachgelesen (Baumgartner / Tippelt, Pielachtal und Ötscherland, NÖ Pressehaus 1977). Seither hat sich natürlich vieles verändert, auch gehe ich heute sogar ohne Karte nur dem Orientierungsgefühl nach. Das kleinräumige Gelände lässt sich nicht einmal in der Spezialkarte nachvollziehen. Nach der Sattelwiese gilt es gleich die Stacheldrahtzäune des Weidegebietes zu überwinden, oberhalb leitet ein Forstweg an der Ostseite zu den Wiesen westlich vom Rempelsberg. Eine vermeintliche Steigspur verlockt mich zum Anstieg über die östliche Waldflanke des Hirschkogels, was im verschneiten Wald auch ganz gut gelingt. Auf dem abflachenden Bergrücken lande ich im dichten Fichtenbestand und auf einer Forststraße (jetzt weiß ich, dass diese den Gipfel über Südwest nach Nordost umrundet). Abseits davon ist der Gipfelpunkt mit Vermessungsstein leicht erreicht, bietet aber gerade noch über die aufwachsenden Wipfel hinweg einen Blick auf den unglaublich klar sich präsentierenden, tief winterlichen Ötscher.
Bei unserer seinerzeitigen Begehung war der Südhang des Hirschkogels abgeholzt, und die Jungbäumchen waren mit eigenartigen Büscheln von Haaren versehen (gegen den Verbiss durch das Wild, kann Schaffell oder Menschenhaar sein). Heute ist dort alles dicht verwachsen und unbegehbar.
Auf der Forststraße an der Südseite hätte ich einen einfachen Weiterweg gehabt, ich folge aber einem Ziehweg auf der Kammhöhe nach Norden, bis das Gelände steil abfällt. Direkter Abstieg nicht verlockend bis unmöglich – brusthoher Buchenaufwuchs mit “Wascheln” (Waldreben) zu einem undurchdringlichen Verhau verdichtet! Also westlich auf dem weiterführenden Ziehweg hinab. Dieser mündet zum Glück bald in die den Gipfel umrundende Forststraße, und auf dieser wäre ich über die östlichen Wiesen zur Markierung nahe Rempelsberg gekommen. Ich verfolge die Straße aber nur bis zur Wendung um den Nordkamm, denn dort befindet sich mein nächstes Ziel die Bergerlacke!
Die Bergerlacke als eine der malerischen “Ewigen Tränen” rund um Eschenau ist leider nur mehr eine verwachsende Senke, trotz der Schneebedeckung nehme ich mit Sicherheit an, dass sie ausgetrocknet ist. Auf den Weiterweg Richtung Kaiserberg-Sattel verzichte ich und wende mich östlich hinab, wo sich über den Sonnleitgraben hinweg ein wunderhübscher Ausblick öffnet, wie das vorige Bild zeigt.
Beim Landhaus Gottfriedsberg (einem ehemaligen, weit ins Mittelalter zurückreichenden Bauernhof) erreiche ich die “Markierungswanderbahn”, die mich südwärts zum Rempelsberg weiterleitet. Schatten und Sonne malen die schönsten Bilder in diese abwechslungsreiche Landschaft, bis ich wieder im freien Gelände den gewohnten Weg zur Bärntaler Lacke hinaufsteige.
Inwischen hat die Sonne gerade die Bärntalerlacke erreicht (nach dem westlich unterhalb gelegenen, bewirtschafteten Bauernhof), aber das Eis auf der durch die geringen Niederschläge etwas spärlichen Wasserfläche hat sie noch nicht aufschmelzen können.
Der aufsteigende Rückweg zum Geisberg wird auch schon von der Sonne gestreift, und bald wechselt der Ausblick von der Nordseite mit dem fernen, aber auch klaren Waldviertel zu den südlichen Voralpen. Die relativ hohen Randberge südlich vom Eschenauer Tal lassen zwar nur die Gipfelspitzen “drüberschauen”, so Muckenkogel-Hinteralm, aber über der Bresche des Traisentals sieht man in der Ferne sogar den Obersberg und hoch darüber die Raxalpe.
Mehrfach überraschen mich auf der letzten Wegstrecke scheinbar “blühende Bäume”, aber es sind nur die im Gegenlicht weiß leuchtenden Fruchtbüschel der Waldreben!
Der Abstieg nahe dem Steinbruch ist jetzt aufgetaut und stark “erdig”, zum Glück gibt es noch die “Schneequaden” (= Schneewächten in alter Schreibweise) kurz vor der Geisebenstraße, sodass ich halbwegs geputzt wieder nach 2 1/2 Stunden ins Auto steigen kann. Was wartet zuhause – mit Sonnenenergie (ohne eigene Anlage, nur durch die Fensterflächen) vollgestopftes Zuhause und ein Wanderermenü zur Energieaufladung. Neugierig? Fritattensuppe und Marillenknödel… Da kann es jetzt ruhig auf die Feiertage zugehen, und dafür mein Wunsch an alle Freunde, Blogger und Wanderbegeisterten:
Ein gesegnete Weihnachtsfest und angenehme, erholsame Feiertage!
1 Reaktion zu “Hirschkogel und Bergerlacke”
All Ihr Lieben beim Wandern,
aber auch sonst alle Andern:
Ich wünsch’ Euch von Herzen
Ein Fest mit ganz vielen Kerzen !
HB