Im Rauriser Urwald
20. September 2013 von Bernhard Baumgartner
Bei unseren Urlauben in Gastein machen wir immer wieder auch einen Ausflug in die Nachbarschaft – bisher bevorzugt mit der Tauernschleuse der ÖBB ins Kärntnerische. So sind wir in Mallnitz zum Tauernsee gewandert, waren mithilfe der Mölltaler Gletscherbahn auf dem Schareck (weil die Ankogelbahn an diesem Tag geschlossen hatte) und gingen oberhalb der Pasterze den Gamsgrubenweg, wobei Heiligenblut und die Glocknerstraße auch gleich “drankamen”.
Heuer wollten wir Kilometer sparen und zugleich einen Jubiläumsausflug unternehmen – vor 45 Jahren sind Anni und ich, gerade 2 1/2 Monate verheiratet, nach Kolm Saigurn gefahren und haben den Sonnblick bestiegen! Noch dazu zur selben Zeit Ende August. Die Vogelbeeren leuchteten heuer wie damals korallenrot aus den Ebereschen, nur die Straßenverhältnisse hatten sich unvorstellbar verändert. Damals kamen wir vom Bahnhof Taxenbach mit dem Postbus nur bis Rauris oder Wörth. Ein Lastauto nahm uns in halsbrecherischem Tempo (fast gefährlicher als der von uns vermiedene Flug zur Hochzeitsreise ans Schwarze Meer, damal voll “in”) mit, auf schmaler Schotterstraße bis zum Ammererhof in Kolm Saigurn. Auch die Resi (?) von der Rojacherhütte lernten wir kennen, ganz besorgt zeigte sie sich um die junge Ehefrau! Und droben im Zittelhaus tobte ganz Nacht der Sturm, dass wir schon davonzufliegen glaubten…
Durch den Nationalpark Hohe Tauern hat sich auch im Rauriser Tal viel verändert. Vor allem wird der Zufahrtsverkehr am Parkplatz Lenzanger auf 1550 m abgefangen. Nach Kolm-Saigurn geht man auf der allgemein gesperrten (aber offensichtlich von vielen “Ausnahmegenehmigten” benützten) Straße eine gute halbe Stunde. Unser Traum wäre gewesen, über die Bockhartscharte zum Silberpfennig aufzusteigen, nachdem wir 2007 von Sportgastein her nur bis zur Scharte gekommen waren. Aber bei gleichem Höhenunterschied vom Lenzanger bleibt der mehr als drei Stunden erfordernde Aufstieg wohl nur mehr ein Traum, denn herunter müssen wir ja auch wieder, und unsere Gehkapazität ist doch auf weniger Stunden beschränkt…
Durch den urigen Durchgangwald wurde ein Steig angelegt, der mit roter Markierung hinaufführt ins Almgelände und einen Vorgeschmack auf den Erlebnisweg durch den Rauriser Urwald bietet. Unser Ziel ist zunächst die Filzenalm, und dann wollen wir noch möglichst weit hinauf Richtung Bockhartscharte. Dieser Weg ist traumhaft schön, noch dazu angesichts der Dreitausender im Bergkranz von Kolm-Saigurn, die sich gerade aus den letzten Wolken lösen.
Wo die Heidelbeer- und Rauschbeersträucher und das blühende Heidekraut einen üppigen Teppich bilden, findet sich der schönste Rastplatz zum Naschen aus der Natur und aus dem Rucksack. Wetter und Panorama könnten herrlicher nicht sein! Erst am Nachmittag spazieren wir den Almweg zurück und nehmen folgen dann dem Abzweiger in den eigentlichen Rauriser Urwald.
Abseits des Almfahrweges, der hinunter nach Kolm-Saigurn führt, verläuft am Waldhang der Nationalpark-Lehrpfad durch den “Rauriser Urwald”. Dieser ist so geschickt angelegt, dass sich wie in einem Naturfilm die Szenerie dieses Juwels Schritt für Schritt öffnet. Inmitten von urigstem Baumwuchs verstecken sich Mulden mit dunklen Lacken und Kleinmooren, Infotafeln behandeln einzelne Themen, und immer wieder öffnet sich der Blick auf die Gipfel.
Der Sonnblick mit seiner imposanten Nordwand begleitet uns bis ans Ende der Tour, zunächst auf dem Almfahrweg hinunter nach Kolm-Saigurn. Dort geht es beim Ammererhof und beim Nationalparkhaus neben dem Naturfreundezentrum schon lebhafter zu. Trotz einiger Auto, die hoffentlich berechtigterweise den Staub auf der Sandstraße aufwirbeln dürfen, wandern wir recht angenehm zurück zum Parkplatz Lenzanger. Insgesamt war es eigentlich keine Tagestour, gemessen an der Gehzeit, aber vom Erlebniswert her ein wunderschöner Bergtag unter dem Rauriser Sonnblick!
1 Reaktion zu “Im Rauriser Urwald”
Ach herrje – da packt mich so richtig die große Sehnsucht!!
Naja, wird schon einmal werden, daß ich dorthin komm!