Naturerlebnisse an der Oberen Adria – Laguna di Grado
18. September 2012 von Bernhard Baumgartner
“Millionen Menschen verbringen jährlich ihren Urlaub an der Oberen Adria. Kaum jemandem ist jedoch bewusst, dass es an der Oberen Adria und im Hinterland weltweit einzigartige Naturgebiete gibt”, soweit das Vorwort im Naturführer Obere Adria von Irene Drozdowski und Alexander Mrkvicka (Naturhistorisches Museum Wien 2008, ISBN: 978-3-902421-29-6).
Wir haben bei den wiederholten Urlauben in diesem Gebiet (wie schon erwähnt meist nach einem Gebirgsaufenthalt) auch für uns schon überraschende Naturschätze entdecken können. Bei Lignano war es die Lagune von Marano (Naturlehrpfad bei dem als Fischereihafen markanten Ort), ferner naturgeschützte Flächen bei Lignano-Riviera auf bewachsenen und noch freiliegenden Sanddünen. Von bekannter Schönheit ist die Mündung des Tagliamento, wo neben dem eisblau vom fernen Gebirge her kommenden Fluss sich Dünenlandschaften erstrecken, teilweise von dichtem Pinienwald bedeckt und zu unserer Überraschung in ein Naturschutzgebiet verwandelt. Dorthin wandert man über kultivierte Flächen und im Pinienbestand zum Leuchtturm Faro von Bibione aus. Westlich dieses Badeortes verläuft eine weite Sandfläche zur nächsten Lagune, an deren gegenüberliegendem Ufer sich das Valle Vecchia befindet, mit Autozufahrt in weitem Bogen über die Marschlandschaften zu erreichen (darüber auch ein Bericht in meinem Blog).
Grado als Naturerlebnis-Ausgangspunkt entdeckten wir jetzt im August-Urlaub und konnten danach im oben genannten Buch genau darüber nachlesen (sogar das Titelbild zeigt Santa Maria di Barbana). Auf die von uns so schön erlebte Schiffsrundfahrt wird darin hingewiesen, und weil wir uns noch nie zu einem solchen Ausflug hatten entschließen können, war diese Gelegenheit in Grado wohl eine der besten. Wie schon in meinem Bericht über Barbana erwähnt, fanden wir am ersten unserer vier Tage in Grado nach dem vorabendlichen Unwetter die besten Verhältnisse für eine Lagunenrundfahrt per Schiff vor.
Gerade zur rechten Zeit nach 15 Uhr eilten wir zur Schiffsstation bei der Brücke zur Isola della Schiusa, bezahlten 14 Euro pro Person und begaben uns gleich auf das nur halb besetzte Oberdeck – wenige Meter über der Wasserfläche und doch schon ein Aussichtspunkt wie von einem Hochstand! Pralle Sonne, aber frischer Wind, ein herrliches Gefühl, als das Schiff durch den Kanal neben der Schiusa-Insel in die Lagune hinausglitt und schon am nördlichen Horizont die hohen Berge der Südalpen auftauchten.
Das Wasser der Lagune leuchtete in fast unwirklichem Blau, gegen Triest zu reichte der Blick zu den Karstbergen, an die nach Süden die Halbinsel Istrien anschloss. Sogar die Ucka war deutlich zu sehen, der höchste Gipfel nahe von Opatija, dem als k. u. k. Kurort der Habsburgermonarchie berühmten Abbazia. Die Italiener nennen ihn Monte Maggiore, was daran erinnert, dass Istrien lange Zeit (bis nach dem 2. Weltkrieg) zu Italien gehörte. Im Schilf der kleinen Inselchen und Lagunenufer waren auch schon die ersten Vögel zu beobachten, vorwiegend Silberreiher.
Die Landung auf der Insel Barbana (darüber habe ich im Beitrag über die Wallfahrtskirche berichtet) war für die Rückfahrt vorgesehen. Jetzt ging es nahe daran vorbei und in der durch Pfähle markierten Fahrtrinne durch die sonst stellenweise sehr seichte Lagune hinein in einen mit dem Fluss Isonzo zusammenhängenden Kanal. Dieser kommt aus den Julischen Alpen und mündet bei Monfalcone in den Golf von Triest, bekannt ist er durch mehr als 20 schreckliche Schlachten während des 1. Weltkrieges, die zwar von den Österr.-Ungar. Truppen gewonnen wurden, wegen der Kriegsniederlage aber alle Verluste letztlich vergeblich waren…
Im Gegensatz zu den (wie ich vermute) eher auf Besichtigungen und Einkehrmöglichkeiten ausgerichteten Ausflugsfahrten war unsere Tour dank der Reiseführerin, einer bezüglich Historischem, Natur und aktuellen Lebensverhältnissen sehr kompetenten Dame, ein besonderes Erlebnis. Sie erzählte vom Strandflieder, der ab dem Hochsommer in den Riedbeständen wunderbar lilafarben blüht, und vom Leben der Fischer, deren Hütten in unterschiedlichem Zustand am Ufer mehrmals zu sehen waren.
Im weiteren Verlauf dieser Kanäle erfolgt allmählich der Wechsel von Salz- zu immer mehr Süßwasser. In Sichtweite der Richtung Monfalcone führenden Straßenbrücke und eines hohen Wasserturms (für die Versorgung von Grado) wendete das Schiff und lief den ersten Landeplatz an. Das war eine kleine Insel mit Fischerstation, einzelnen Fischzuchtbecken und einem jungen Olivengarten. Hier gab es spezielle Honigsorten zu kaufen, und man war sogar auf Gäste zum Übernachten eingestellt.
Inzwischen waren fast zwei Stunden wie im Flug vergangen, neben den Vogelbeobachtungen und dem Gebirgsblick hielt uns vor allem auch das Fotografieren in Hochspannung. Jetzt bewährten sich die langen Brennweiten unserer Coolpix-Kameras bestens. Besonders die Landung einer Gruppe von Schwänen war die vollste “Action”!
Nun ging es auf die Insel Barbana zu, die im schon im Abendlicht förmlich zu leuchten begann. Die Geschichte der Wallfahrtskirche reicht in ihren Wurzeln bis in die Antike zurück, im Kircheninneren hängen zahlreiche Votivbilder bis aus jüngster Zeit. Für den Aufenthalt gab es keinerlei Gedränge, alles lief sehr gemütlich und stimmungsvoll ab, bis die Schiffssirene zur Abfahrt dröhnte.
Mehrere Motorboote, die zum Fischen oder als Wassersport in der Lagune unterwegs waren, machten sich nun wie wir an die Rückfahrt. Die tiefstehende Sonne tauchte die Wasserflächen in silbriges Geglitzer, und das Gebirge am Horizont war im Abendlicht immer plastischer zu sehen.
Nach fast vier Stunden landeten wir wieder in Grado, und es reichte sogar noch für einen Bummel durch die Altstadt, wo vor allem die Basilika aus dem 6. Jahrhundert und der umliegende Bereich sehenswert sind. Für uns war jedenfalls die Schiffsrundfahrt durch die Lagune eines der schönsten Erlebnisse bei dieser Reise ins Gebirge und ans Meer.
5 Reaktionen zu “Naturerlebnisse an der Oberen Adria – Laguna di Grado”
Die anderen Berichte über die Wanderungen im Valle Vecchia zwischen Bibione und Caorle sind in meinem Blog zu finden:
September 2009
Juni 2010 (zweimal)
Die anderen Naturerlebnisse habe eher noch als Dia fotografiert und werde sie vielleicht noch einscannen und hier auch zeigen!
Unser BB macht das einfach “genital”!
Auch wenn man tausend mal wo war, er wird immer etwas beschreiben, das man noch nicht – oder nicht in dieser Form – so kannte .
Hoch mit ihm , auf den Laternenpfahl
HB
Das klingt ja ganz gefährlich – genital auf den Laternenpfahl – nein, danke, bin schon genug bedient und werde euch auch zukünftig nicht schonen (die tätowierte Schönheit am Strand hab ich ohnehin im fb schon gelöscht, nachdem sie mir als Schwiegertochter angetragen wurde…).
Also lustig drauflos, BB lässt grüßen!
@ HB
Du hast es anscheinend herausgefordert, denn irgendwie ist mir ein exotischer Vogel zwischen die Möwen geraten…
Aha, so so ……..
Also, ich habe mich erkundigt : Die Möwe mit dem tätowierten Rücken heißt Adriana, ist 41 Jahre alt, jede Tätowierung steht für einen gelandeten deutschen Habicht, für Dich wäre noch Platz genug, der Quadratmeter wäre derzeit im Angebot für 500 Euro, allerdings ohne “Mehrwert”- Steuer , dafür allerdings völlig “Gölsen” – frei…………
Na ja , sicher besser daß Du zurück in den Norden “geflogen” bist, zum gewohnten und geliebten Nistplatz !!
HB