Auf den Spuren der Geysire – Halbinsel Tihany
15. Mai 2012 von Bernhard Baumgartner
Die Rundwanderung zu den Geysiren (ohne ie natürlich!) ähnelt eher einer Bildgeschichte als einer Tourenbeschreibung, noch dazu mit meiner ziemlich dilletantischen Karte! Nur die Zufahrt zu unserem (“individuellen”, schon einmal 2001 gewählten) Parkplatz und der abkürzende Rückweg bedürfen einer Erläuterung!
Wir wählten für die Anfahrt die “Binnenroute” von Tapolca Richtung Veszprem bis Nagyvazsony (dort das bekannte Kinsky-Schloss), dann nach einer kleinen Irrfahrt (wegen einer verpassten Abzweigung einmal im Kreis über die einsamen Berghöhen zurück zum Ort davor) weiter in die malerische Weingegend von Pecsely. Von der Berghöhe ging es mit Seeblick hinab nach Aszofö zur Hauptstraße Richtung Balatonfüred, wo bald die Seitenstraße nach Tihany abzweigt.
Die Zufahrtsstraße steigt gleich bergan und am Kilsö-tö (Außerer See) mit seinen vogelreichen Verlandungszonen vorbei zum Ortsanfang von Tihany neben dem Kis-erdö, einer markanten Waldkuppe. Hier fuhren wir gleich die erste Seitenstraße rechts und bald wieder rechts zum schon nahen Belsö-tö (Innerer See) hinunter, um die begrenzten Parkmöglichkeiten im Ort zu vermeiden. Der in den Karten vermerkte Parkplatz war, wie das dort angegeben Restaurant (schaut eher wie eine Campingmöglichkeit aus), aber abgesperrt. Vielleicht weil noch nicht Saison? Auch recht, so kümmerte sich keiner um uns, und wir fuhren auf dem Sandfahrweg noch geradeaus weiter, bis links ein Wegweiser zum Aranyhaz den Startpunkt bezeichnete. Kein Parkverbot weit und breit, dafür die Markierung des Rundwanderweges geändert – von rotem X zu grünem T (wie Tihany offensichtlich). Die Straßenbezeichnungen sind zwar ausreichend vorhanden, aber aus dem Plan kaum zu entziffern – daher rechts ab und hinunter zum See…
Die Markierung führt zu den Uferwiesen am Inneren See (Naturpfad T grün zweigt dann gleich rechts ab), die wir zwischen der Strandzone mit stellenweisem Schilfgürtel und einer zum Glück eingezäunten Weidefläche entlang wanderten. Erste Überraschung – eine Zieselkolonie mit einer Menge der putzigen “Erdhörnchen”, nur am Anfang etwas scheu und gleich in ihre Erdhöhlen sausend, dann aber anscheinend bald an uns Wanderer gewöhnt (super die Coopix mit ihrer superlangen Brennweite). Bei der Rinderherde hatte es kurz davor Nachwuchs gegeben!
Während die anderen Kühe friedlich herumgrasten, zeigte sich der Stierpascha in voller Pracht – aber ebenso friedfertig und nur auf´s frische Grün konzentriert, obwohl er schon einen grimmigen Eindruck machen könnte…
Vom sandigen Ufer ergab sich nicht nur der schöne Tihanyblick, sondern es zeigten sich auch die Waldhöhen am Westrand der Halbinsel in den zartesten Farbtönen. Am Csucs-hegy, der im Bild zu sehen ist, wechselten Grüntöne mit den weißen Flecken der blühenden Mannaeschen.
Wo die Zufahrt vom südlichen Ortsrand von Tihany herankam (dort wäre auch ein Parkplatz vorhanden), wechselten wir auf einen rechts haltenden Fahrweg und bald darauf auf einen markierten Steig durch den Buschwald hinauf zur ersten Felsklippe. Der Wegweiser zeigt zwar zum Aranyhaz, dieser erste Felsen dürfte aber nicht der berühmte Geysirkegel “Goldenes Haus” (benannt nach den zeitweise das Gestein gelb färbenden Schwefelflechten) gewesen sein. Dafür gab es einen bezaubernden Ausblick auf Tihany mit der Abteikirche, dem Inneren See und dem Balaton im Hintergrund.
Das “Goldene Haus” folgte bald danach und bot neben dem Fernblick noch Gelegenheit zu Gipfelbildern mit strahlendem Wolkenhimmel, dazu eine Infotafel mit uns verständlichem Englisch. Also altes Haus am goldenen Haus…
Von der Hauptroute abzweigende Wege hätte es genug gegeben, und diese wären durchaus lohnend gewesen. Wir hielten uns aber zur Sicherheit an das grüne T und kamen in stets leichtem auf und ab durch die eher buschartigen Laubwälder mit ihrem frischen Grün zum Wegweiser “Kilatopont Panorama”. Der kurze Seitenweg erreichte eine Trockenrasen-Kuppe mit eben aufblühender pannonischer Flora.
Danach reihte sich entlang des Naturpfades ein Geysirkegel nach dem anderen, durch Pfeile mit unaussprechlichen Namen gekennzeichnet, und im Gelände als kleine Felsgruppen auffallend. Hier haben die durch den Vulkanismus entstandenen thermalen Springquellen ihre aus dem Untergrund gelösten Minerale abgelagert, ein typisches heißt sogar Geysirit und schaut aus wie harter Kalkstein. Bald wechselten Lichtungen mit Waldstücken, und nach einem besonders eindrucksvollen Geysirkegel mit Halbhöhle erreichten wir einen Rastplatz am Hauptkamm.
Zum grünen T hatte sich nun eine gelbe Markierung gesellt, und diese leiteten am Höhenrücken, der die Westkante der Halbinsel bildet, nordwärts entlang. Immer wieder rätselten wir, ob wir hier schon einmal gegangen wären, und nach Durchsicht der alten Aufzeichnungen von 2001 war es auch so.
Bankerl für die Mittagsrast gab es noch immer nicht, dafür war der wunderschöne Ausblick über den See bis zum markanten Gipfel des Badacsony immer noch derselbe… Und ein Minidrache leistete uns Gesellschaft, wohl kaum um von unserer Jause etwas abzubekommen. Gerade im Aufblühen war übrigens der Diptam, er hätte eine Woche später wohl schon geblüht, und im Juni fanden wir dort als Besonderheit häufig die Kantabrische Winde (wie sie bei uns zuhause am Heferlberg etwas blüht).
Immer im Wald mit stellenweise uralten Eichen führte der Weg dann allmählich bergab und erreichte einen Sattel mit vom See heraufkommender Forststraße, Übersichtstafel und daneben ein gepflegtes Gebäude in einem eingezäunten Gelände, nach der Nationalpark-Homepage zu schließen wohl das Tihany-Forest-Tourist-Haus (die Aufschrift mit irgendwas wie Lavendel war für uns leider völlig unverständlich).
Der Naturpfad mit dem grünen T hätte uns links um das Anwesen herum weiter zum Csucshege geführt (so sind wir auch 2001 gegangen). Aber indem die Mittagszeit schon längst vorbei war, suchten wir nach der Karte einen abkürzenden Rückweg, der sich als günstig herausstellte. Ganz einfach rechts vom Touristenhaus auf dem Fahrweg weiter zu einer weiten Wiesenfläche mit unglaublich vielen Königskerzen-Blattrosetten. Zur Blütezeit muss das unglaublich toll aussehen! Dann wendete sich der Fahrweg rechts am Waldrand entlang zu den Weingärten hinab, die sich nordwärts zum Äußeren See hinabsenken. Alles noch kahl natürlich, ebenso ein überraschend (erst auf den alten Bildern in voller Blüte fotografiert) auftauchendes Lavendelfeld. Jetzt blühten überall nur die prachtvollen weiß leuchtenden Milchsterne.
Insgesamt waren wir gemütlich mit allen Fotostationen, ausgiebiger Mittagsrast und Tierbeobachtungen insgesamt vier Stunden unterwegs. Über den kurzen Besuch im Ort Tihany habe ich schon berichtet, und dort sind auch einige Bilder von 2001 zu sehen. Zur Rückfahrt wählten wir die “Seeroute”, immer am Balaton entlang und an diesem wunderschönen Tag noch dazu mit ganz wenig Verkehr – in der Hochsaison wäre das nicht ein solcher Genuss gewesen…