Märzenbecher – Frühlingsbeginn im Wiesenwienerwald
22. März 2011 von Bernhard Baumgartner
Ein paar Stunden vor dem offiziellen kalendermäßigen Frühlingsbeginn war es am Sonntag, 20. März, höchste Zeit, wieder einmal und schon zu diesem Zeitpunkt traditionell (zum Hochzeitstag am 1. Juni sind das die Pfingstrosen auf der Reisalpe) die “Märzenbecherwiese” im Kerschenbach aufzusuchen!
Standort und Besonderheit: Westlich der Kukubauerhöhe, im Sattel kurz vor dem Gehöft Göllersreiter (Wegkreuzung und Holzplatz vom Büchinger-Poldl, dem fleißigen und auch nicht mehr gar so jungen Jungbauern), dort nördlich bergab in eine verflachende Waldbucht mit sehr sumpfigem Boden. Abstieg am besten am rechten (östlichen) Hochwaldrand. Während die bei uns als “Märzenbecher” bezeichneten Frühlingsknotenblumen üblicherweise in die Kalk-Voralpen hinein vorkommen (derzeit Hauptblüte !), wachsen sie hier auf dem kalkarmen Flyschboden des westlichen Wienerwaldes. Ob es wohl im Wienerwald noch andere Vorkommen gibt? Mir sind keine bekannt…
Über Nacht hatte kurz vor dem Frühlingstermin die Strömung wieder einmal auf Nord gedreht – eiskalter Nordwestwind, Neuschnee bis unter 700 m herab, Schneespuren auf den Wienerwaldhöhen, tief verschneit gegenüber die Voralpen und deren erste Erhebungen. Markant ist immer die Sengenebenwiese (höchstgelegener Bauernhof der Gegend auf 820 m, zwischen St. Veit und Ebenwald), denn solang die nicht völlig aper ist, macht auch der Frühling nicht viel her!
Wir machten auf bekannten Wegen eine kleine Rundwanderung, eben mit dem Ziel der Märzenbechererkundung – als Wanderroute wählt man sehr lohnend die Überschreitung von
Rohrbach über die Kukubauerhütte (zum Wochenende geöffnet) nach St. Veit, Rückfahrt mit der Bahn zum Ausgangspunkt möglich.
Nach dem übrigen Vegetationsstand -vor allem im Vergleich zu unserem sonnigen Garten – hätten wir uns nicht gewundert, zu früh dran zu sein. Aber Überraschung – die Märzenbecher standen in voller Blüte, nur wenige erst knospende Exemplare, sogar am östlichen schattigen Lichtungsrand und im Gehölz voll aufgeblüht. Wenn jetzt endlich wirklich warme Tage kommen, wird es mit der Pracht bald vorbei sein. Dabei lag noch Schnee in der Verflachung, in der Sonne nur zögernd abschmelzend und anscheinend noch vom Winter übrig. Trotzdem drängten sich die Märzenbecher durch die vorjährigen Grasreste und durch die Schneeflecken!
Weitere Überraschung war, dass wir im Kerschenbach-Talgrund bei der Heimfahrt noch drei Stellen mit Märzenbecherblüte bemerken konnten, die uns bisher nicht aufgefallen waren. Wo jetzt noch alles grau und braun ist, leuchten die Blätter der Märzenbecher frischgrün aus den Sumpfmulden und von den Bachufern. Sogar in der feuchten Wiese vor dem Gehöft “Moar”, wo unser unvergesslicher Blumenfotograf Leopold Birkner zuhause war, sahen wir von weitem weiße Blütenköpfe.
Also sind noch einige Blumenspaziergänge fällig – zum Glück so nahe - bei den horrenden Bezinpreisen!
7 Reaktionen zu “Märzenbecher – Frühlingsbeginn im Wiesenwienerwald”
Mah, soo schöne Bilder! ICH MAG RAUS!!!!!
Aber gemach, gemach – heute nachmittag gibts eh schon einen (geplant) 2-Std. Spaziergang (mit Hund).
Am Donnerstag bei Euch (oder wenn nicht, dann irgendwo anders), am Freitag viell. auch noch mal – und dann sollts langsam länger werden. Am 1.4. ist Erkundungswanderung im Bereich Göttweig geplant, für die erste Energiewanderung heuer mit Roman (Brummelbär im GT).
Schneeglöckchen kontra Frühlingsknotenblumen?
Ein Hinweis von Eveline (sie hätte gehört, dass sich das Vorkommen dieser Blumen gegenseitig ausschließen würde – so meine vielleicht nicht ganz glückliche Formulierung) brachte mich auf die Idee, im “Janchen” nachzuschlagen (Standardwerk über die Flora von Wien, NÖ und Bgld.). Was dort nachzulesen ist, klingt jedenfalls interessant:
Schneeglöckchen / Galanthus nivalis: Auen, feuchte Wälder und Wiesen; im Tiefland und in der Hügelstufe sehr verbreitet und stellenweise häufig; dringt auch in die Voralpentäler ein, höchster Punkt in NÖ bei fast 1000 m im Gebiet der Reisalpe (das = die “Hahnwiese” > meinen nächsten Bericht), bodenvagierend (also basischer / kalkiger und saurer / silikatischer Untergrund). Dazu – im Waldviertel auf einige Flusstäler im Süden und Osten beschränkt, sonst fehlend (= aber auch im Thayatal vorhanden). Fehlt im Wechselgebiet!
Frühlings-Knotenblume / Leucoium vernum: Feuchte bis sumpfige Wiesen, feuchte Wälder, Auen; in der Bergstufe und unteren Voralpenstufe zerstreut bis mäßig häufig, in tieferen Lagen seltener; bodenvagierend! Kalkvoralpen und vorgelagertes Bergland verbreitet, im Alpenvorland und im Dunkelsteinerwald zerstreut, an der Donau bei Wallsee, an den Nordost-Abfällen des Jauerling, im Waldviertel zerstreut, fehlt im Wienerwald (ausgenommen die von uns beschriebenen Vorkommen im Kerschenbach!).
Und bei uns im Garten (Pressbaum) wachsen sie einträchtig nebeneinander unterm Nussbaum! *ggg* (beide dorthin gesetzt, kein natürliches Vorkommen!)
Ach, herrlich, wieder mal so liebevolle Schilderungen !
In Taschelbach heute am Weg zum Dienst endlich 3,5 plus, vereinzelt schauen schon “Köpfchen” raus……
Ganz ehrlich : EGAL WAS DA RAUS KOMMT , ABER ES SOLL RAUSKOMMEN !!!!!!!
HB
@ HB
Schön dass Du auch wieder “das Köpfchen raussteckst” !!!
Ich nehme an, das sind eure wilden Krokusse – eine Besonderheit!!!
In Taschelbach der weiße Frühlingskrokus, in Neuhaus (wie im Kleinen Erlauftal und um Lackenhof) der meist blaulila Neapolitanische Krokus. Laut den botanischen Fachleuten soll das alles angesalbt und nicht bodenständig sein – aber bei so vielen Standorten (auf der Feldwies und zw. Eisernem Herrgott und Gemeindealpe zuhöchst oben) werden sich auch die Fachler irren mögen…
Übrigens bei der Wildfütterung Richtung Faltlhöhe beide Arten unmittelbar benachbart!
Hoffentlich geht´s gut in TB? Unsere Monsterfahrten sind zum Glück gut vorbei, und jetzt lass ich mich nur mehr von der Frühlingssonne bescheinen.
LG und gutes, baldiges Winterende! ABB
@ BB : danke für die lieben Worte, toll daß Fernreisen gut vorbei !
In TB alles auf den Lenz hinweisend, sogar der “Irgsenbach” (Wasser aus der Achsel ? Ist jedenfalls Gerinne, welches nur bei Schmelze und starkem Regen auftritt) rinnt …….
Multiple Standorte der Krokusse : ist uns auch aufgefallen, ob ähnlich dem Samenflug der Bäume hier auch der Wind beteiligt ?
Wäre interessant, Deine Meinung zu lesen
@ BB : Gestern beim Spazierengehen mit den Katzen sage und schreibe SIEBEN Krokusse längs dem Bach gesehen !
Ich bin mir sicher, daß nur selten so wenig Blumen mit so viel Liebe und Freude begrüßt worden sind !
Daher ein stolzer “WANDERTIPP” aus Taschelbach, Europa :
KOMMT ZU UNSEREM BLUMENKORSO !!!!!
@ Eli : ha, was ist schon Purkersdorf gegen Taschelbach …-…!!
HB