Schitour(chen) – auf den Mostviertler “Hügelbergen”
30. Januar 2010 von Bernhard Baumgartner
Bei einem “Jännerfrühling” wie etwa 2008 (Bilder vom 28. Jänner) muss man sich für Schitouren schon weit hinein oder hoch hinauf ins Gebirge begeben. Aber es gibt zum Glück auch einen anderen Hochwinter wie etwa 2006 (Bilder von der Wetterlucken am 8. Jänner). Am 11. Jänner 2003 konnten wir sogar eine Schitour auf den Hegerberg bei Kasten unternehmen – Aufstieg von Hummelberg, Abfahrt zuerst auf der steileren Liftwiese, dann über die sanfter geneigten Flächen (dort in der Aufstiegsspur) bei tiefem Pulverschnee.
Schitour auf den Hegerberg
Kommt das Winterwetter von Westen auf den Wienerwald zu, bringt es meist nur stürmische Schauer und lässt auf ausgiebigen Schnee noch warten. Die richtige Mischung für „Frau Holles Federbetten” bringen Kälte aus Nordosten und Feuchtluft vom Balkan her. Dann gibt es Kettenpflicht auf der Außenring-Autobahn A 21 und Dauereinsatz für die Schneepflüge der Straßenmeistereien. Die Wienerwaldgipfel bekommen dabei trotz ihrer geringen Höhe von 700 bis 800 m oft mehr Schnee ab als die viel höheren Voralpen.
Solche Tage muss man zu nützen wissen! Eine nette leichte Schiabfahrt lässt der Hegerberg erwarten, dessen nordseitige Wiesenhänge fast zu schade für eine Schneeschuhstapferei sind. Kasten als Ausgangspunkt ist wegen der nur von Güterwegen durchzogenen tieferen Waldzone nicht geeignet. Die Zufahrt erfolgt daher besser bis Hummelberg, und das ist auch schon die Schlüsselstelle der Tour: Einspurig tief ausgeräumt – nur jetzt kein Gegenverkehr bis zur Kreuzung vor den Gehöften, wo das Einparken auch eine Herausforderung bietet. Aber dann sind die wienerwäldlerischen „alpinen Gefahren” auch schon überwunden, und über sanfte Wiesen geht es hinan zum bewaldeten steileren Gipfelhang. Die Spur sollte übrigens möglichst geschickt und zügig angelegt sein, dient sie doch später auch für die Abfahrt.
Sogar eine wild zerfurchte Piste gibt es noch beim Schlepplift oben, und wild ist wegen der zahlreichen Schneesucher auch der Andrang im „Enzingerhaus”. Nach der trotz üppiger Speisekarte recht genügsamen Stärkung (die Kalorienaufnahme soll halt doch möglichst geringer ausfallen als der Energieverbrauch beim Aufstieg) geht es daher gleich an die Abfahrt. Mit Alpintouren- oder Backcountry-Schiern plagen wir uns zwischen den Pistenflitzern am Lifthang hinunter, bis die sanften Gleitstrecken über die Hummelberger Wiesen zuletzt doch einigen Abfahrtsgenuss aufkommen lassen.
Mit den Schneeschuhen wären wir wohl vom Pielachhof im Michelbachtal aufgestiegen und – nach Abstieg auf der Schiroute – von Hummelberg auf dem „Wasserleitungsweg” zum Ausgangspunkt zurückgekehrt.
Die Mostviertler “Hügelberge”
Der Hegerberg befindet sich im südwestlichen Wienerwald, der von mir als “Wiesenwienerwald” bezeichnet wird – auch die lokale GenussRegion nennt sich danach “Wiesenwienerwald Elsbeere”. Ursache der rundlichen Bergformen ist der geologische Untergrund aus leicht verwitterbarem Mergel und Sandsteinen (sog. Flysch). Die Flyschzone setzt sich westlich der Traisen fort und bildet den Alpenrand entlang des Mostviertels. Dort sind aber vor allem zwischen Erlauf und Ybbs massigere Berge entwickelt, Gipfelhöhen um die 700 m und mit bis zu 400 m Höhenunterschied in die Täler. Sonst aber schaut es dort wie im “Wiesenwienerwald” aus – bäuerliches Kulturland mit vorwiegend Wiesen und dazwischen eingestreute Hecken, Obstgärten und Laubmischwälder.
Bei einer Schneelage wie derzeit – harter Untergrund und darauf eine hübsche Neuschneeauflage – sind diese Wiesenhänge ganz hervorragend für kleine Schitouren – “Schitourchen” – geeignet. Einheimische Tourengeher haben die Vorzüge ihrer engeren Heimat bei diesen Bedingungen schon auszukosten begonnen. Und auch mein Freund Werner (Tippelt) war rund um Randegg schon unterwegs. Er hat mir seine Erfahrungen und die (beim Telefonat mit Blick auf die Karte gerade entdeckten) Projekte geschildert, und ich habe diese in der beigefügten Karten eingetragen.
Zur Nachahmung empfohlen!
Wir werden möglichst bald zur Entdeckungs-Schisafari ins westliche Mostviertel anstarten. Die Wetterprognose verspricht schon wieder strengeren Frost und etwas Neuschnee! Wenn es im Gebirge auf den rauen Böden noch immer nicht genug gefestigten Schnee gibt – hier haben wir den feinsten und von den Mostviertler Bauern bestens gepflegten Wiesenuntergrund zur Verfügung. Dazu noch die Einkehrmöglichkeiten – laut Werner soll es dort von Mostheurigen nur so wimmeln! Auf der Höhenkote 720 m östlich von Hochpyhra steht sogar der “Mostbrunn”, wo man sich die flüssige Labung aus einem tiefen Brunnen hochkurbeln kann. Bekannt ist auch das “Panoramastüberl” auf der Straßenhöhe von Randegg / Schliefau Richtung Amstetten.
Also “Prost!” und “Auf zum Most!”, aber vorher noch die Wiesenparadiese hinunterwedeln…