Gäste in unserem Mostviertler Blumengarten
15. Juni 2011 von Bernhard Baumgartner
Aus fernen Gebirgen und wärmeren Zonen stammen die derzeit blühenden Raritäten in unserem Blumengarten (wenn schon in der Autorenspalte beim Pilgerwegebuch erwähnt, muss ich doch die Gartenschönheiten ein bisschen vorführen!). Hoffentlich halten sie sich nicht nur als kurzzeitige Gäste auf, sondern erfreuen uns auch noch in den kommenden Jahren.
Dieser bis über 1 m hoch wachsende Korbblütler ist die Telekie, auch Ochsenauge genannt (Telekia speciosa), dem Beinamen Siebenbürgische T. nach ist sie in Rumänien und auf der Balkanhalbinsel heimisch, eher im Süden Österreichs eingebürgert, nördlichstes Vorkommen beobachtet im Thörlgraben bei Kapfenberg, im Pannon wahrscheinlich noch weiter verbreitet. Einmal im Garten eingebracht, ist sie nicht mehr auszurotten, ihre rübenartigen Wurzeln überdauern mühelos unsere strengen Winter. Ähnlich ist der Echte Alant, der in Gärtnereien eher angeboten wird.
Ähnlicher Herkunft, aber auch mediterran beheimatet ist der Wollige Fingerhut (Digitalis lanata). Als zweijährige Pflanze sät er sich durch die ursprünglich von uns aus Ungarn mitgebrachten Samen immer wieder aus, treibt eine kräftige Blattrosette und im nächsten Jahr folgt der bis 1 m hohe Blütenstand. Diese giftige Pflanze wird auch kultiviert und liefert Herzglykoside.
Das Durchwachs-Hasenohr kommt im pannonischen Gebiet selten vor und ist in manchen Bundesländern bereits ausgerottet. Neuerdings gilt es auch als seltene Zierpflanze. Wie dieses Hasenohr in unseren Garten gekommen ist, bleibt rätselhaft, vielleicht irgendwo mit einem Blumenstrauß mitgebracht und dann ausgesamt? Jedenfalls unbeabsichtig und zum Glück an der ungewöhnlichen Blattform erkannt, bevor als “Unkraut” ausgerissen…
Eine hübsche Zierpflanze ist sicherlich dieser Storchschnabel mit dem Beinamen “Ballerina”. Erhältlich in jedem Gartencenter, braucht diese zarte Schönheit viel Gefühl, um sich mehrere Jahre im Garten zu halten.
“Blumenhartriegel” sind recht modern und beliebt wegen ihrer oft rosa getönten Blütenblätter – diese sind aber eher auffallend von den Laubblättern unterschiedene Hochblätter, und die noch grüne Blüte in der Mitte verwandelt sich später in eine rote Beerenfrucht. An den Blättern erkennt man die Verwandtschaft mit der einheimischen Kornelkirsche = Grüner Hartriegel oder “Dirndlstrauch”. Diese Art stammt aber aus Japan und heißt Cornus Kousa, trotzdem absolut winterfest und ein kräftiger, hochstrebender Strauch.
Nun wird es exotisch, denn die Ingwerorchidee stammt wohl aus so fernen Ländern. Beim versehentlichen Hineinstechen in den Wurzelstock kamen dicke Rhizome zum Vorschein, ob das der berühmte Ingwer sein mag? Als “Deutscher Ingwer” wird der im Sumpfgelände vorkommende, aber seltene Kalmus bezeichnet, ein Neubürger seit dem 16. Jh. und in Ostasien beheimatet.
So weit ist diese hübsche Blütenpflanze nicht her – das Purpur-Leinkraut stammt aus dem Mittelmeerraum und hat sich uns bei einem Urlaub angeschlossen, wie wissen wir nicht. Es war auf einmal da und kommt als einjährige Pflanze seit mindestens drei Jahren immer wieder (Höhe bis fast 1 m), hält sich aber nur im Steingarten wie in seiner Heimat auf der Apenninenhalbinsel und auf Sizilien. Im Süden wir dieses Leinkraut mit der für uns ungewöhnlichen Blütenfarbe auch als Zierpflanze kultiviert.
Nun geht es in die Alpen! Und an diesem hübschen Felsbewohner wird als Beispiel festgemacht – man soll sich nicht täuschen… Für mich war das immer schon der Buckel-Steinbrech, nur hat sich soeben beim Nachschlagen in der Exkursionsflora herausgestellt, dass es einen solchen gar nicht gibt… Erstmals aufgefallen im Maltatal, später noch öfters in den Zentralalpen und in Südtirol, aber nie auf Kalk. Jetzt bin ich mir ziemlich sicher – es ist der Buckel-Mauerpfeffer (Sedum dasyphyllum), auch als Dickblatt-Mauerpfeffer bezeichnet, weil seine kleinen Laubblätter zwar oberseits ziemlich flach, aber unterseits stark gewölbt sind. Es gefällt ihm auch im Steingarten sehr gut, und er blüht jedes Jahr wieder.
Bei diesem Riesen im Steingarten (mindestens 1,5 m hoch, am Bild nur zwei Blütenquirl) besteht aber kein Zweifel – es ist der echte Schnapsenzian! Richtig heißt er Gelber Enzian und ist in den Gebirgen Südeuropas zuhause, eigentlich für mich in den Südalpen und wohl auch in den Dolomiten, weil er einen ladinischen Namen besitzt – Stlupet ghiel. In der Natur gefunden in den Julischen Alpen (bei der nächsten beschriebenen Tour im Triglav Nationalpark), gekauft im Pflanzenmarkt. Der Gelbe Enzian wird auch als Arzneipflanze kultiviert, den Enzianschnaps gewinnt man aber auch aus den Wurzeln von Pannonischem und Purpur-Enzian (Blütenfarbe dunkelrot), ferner vom gelblich blühenden Tüpfel-Enzian.