Almrauschblüte auf der Gerlitzen
22. Juni 2015 von Bernhard Baumgartner
Anders als der Dobratsch (Südliche Kalkalpen, aber tektonisch als “Drauzug” die im Süden verbliebene Wurzelzone der Nördlichen Kalkalpen – kompliziert und für geologisch Interessierte daher umso interessanter!) gehört die Gerlitzen zu den Zentralalpen. Zwei Gründe für uns, diesen “einfachen” Berg aufzusuchen – Gesteine völlig anders als auf dem kalkigen Dobratsch (daher auch Unterschiede in der Flora), und wir waren noch nie auf der Gerlitzen! Dazu kommt noch, dass man aus der sommerlich heißen Seeniederung hoch hinauf ins Kühle fahren kann.
Wir wählten zur Auffahrt die vom Ossiacher See bei Bodensdorf abzweigende Bergstraße (asphaltiert und gut abgesichert, geringe Maut bei einem Schranken, an den man ganz nah heranfahren muss, damit er sich öffnet… wir mit der “langen Leitung” brauchten sogar den Notruf…). Es geht in vielen Kehren unglaublich hoch hinauf, der See versinkt förmlich in der Tiefe, wenn sich Ausblicke ergeben – zuerst noch von einzelnen Gehöften und Landhäusern auf steilen Wiesen, dann aus dem immer mehr mit Lärchen durchmischten Fichten-Bergwald.
Endstation ist auf dem “Feuerberg”, einer neuen Hotel- und Hüttendestination mit Standard eines Wellnessbetriebes, und das an der Baumgrenze um die 1700 m! Der Gipfelbereich ist eigentlich als Natur&Erlebnis&Park ausstaffiert, vom Asiatischen Garten bis zur “Norischen Himmelsleiter”. Immer wieder kreuzen Lifte das noch nicht beweidete Almgelände, aber wenn man den richtigen Weg aussucht, erlebt man eine schöne, vor allem durch den fantastischen Ausblick bevorzugte Gipfelregion.
Zur “Höhenanpassung” nach der Auffahrt gehen wir nicht gleich steil bergwärts, sondern spazieren die Kehren des Himmelsleiter-Weges hinab zur “Felsenkapelle” und zum “Felsensee”. Die Anlagen wirken recht esoterisch, eher wenig naturkundliche Information, was aber sicher auch recht ergiebig wäre.
Danach biegen wir in die Südhänge ein, die eher naturbelassene Matten aufweisen, mit höchsten Lärchen, Zwergstrauchheiden und alpinen Rasen. Die frühe Blüte etwa von Gentiana acaulis (der “Urgesteins-Enzian”, wie er auch im Gartenbau verwendet wird, im Kalkalpenbereich der Clusius-Enzian wie am Dobratsch) ist schon vorbei. Aber immer noch finden sich hübsche Blüten, und vor allem der Steig entlang der freien Berghänge ist ganz wunderbar!
Durch die gegen Abend aktiver werdenden Gewitterwolken ist der Fernblick zu den Karawanken und Julischen Alpen leider etwas verschleiert, doch im Nahbereich gibt es immer wieder etwas Schönes…. (Bilder ABwandertipp).
Abgesehen von den dicht blühenden Preiselbeeren fallen nur wenige Blüten auf’!
Alles nicht sehr spektakulär, denn der große Auftritt ist den Rostblättrigen Alpenrosen (Urgesteinsform, Blattunterseite rostbraum; in den kalkalpinen Bereichen die Wimper-Alpenrose, blüht etwas später) kommt erst beim Abstiegsweg. Nun sind wir erst einmal froh, dass das Wetter hält, obwohl sich einzelne Haufenwolken (Foto AB) schon riesig auftürmen. Zum Wandern auf fast 2000 m ist es ideal, schön frisch, samt Bergwind, und gerade noch ohne Anorak!
Wir bleiben trotzdem auf dem rund um den Gipfel verlaufenden Almweg und wandern erst vor der von Arriach heraufkommenden Straße zum Zentrum von Lift-Bergstationen und Gastbetrieben auf der hohen Gerlitzen. Beim Abstieg gibt es dann von der Wetterkreuz-Pyramide an nur mehr Almrausch, wohin man sich auch wendet – Märchenland, für die Kinder erst unten nahe dem Feuerberg-Parkplatz ein echter Märchenwald mit bunten Holzfiguren.
Talfahrt ohne viel Gegenverkehr, und dann nichts wie ins Wasser…