Rund um den Wilden Kaiser
17. April 2014 von Bernhard Baumgartner
Eine frühlingsmäßige Erinnerung aus dem Schiurlaub in Kirchberg / Tirol: Zwischen den Tagen auf den Pisten heißt bei uns ein “Rasttag” nicht faulenzen, sondern sich anderswie in möglichst eindrucksvoller, für uns ungewohnter Gegend bewegen! Der “Kaiserblick” während der “Weiherwanderung” nahe dem Kitzbühler Schwarzsee hat uns zu einer ungewöhnlichen Ausflugsfahrt am 27. März 2014 animiert. Weil jetzt für ein paar Tage “”Winterintermezzo” angesagt ist (in Annaberg NÖ und am Zellerrain 40 cm Schnee und Straßenglätte) scheint mir dieser Bericht gerade passend.
”Schauplatz” für die Gebirgseindrücke sind zwei Seen am Fuß des Kaisers. Zuerst fahren wir über St. Johann und durch das typische Kalkalpen-Quertal bei der Giesenau Richtung Kössen, hier westwärts in die weitgespannte Talmulde mit dem Walchsee.
Wir halten uns aber nicht in der Ortschaft auf, sondern fahren zum Westufer, wo Spazierwege durch die verlandete Niederung führen. Wiesen mit teilweise Flachmoor-Charakter wechseln mit Auwaldbeständen ab, die mit ihren Erlen und Kiefern ebenfalls auf Torfböden stehen.
Von Naturschutztafeln ist hier nichts zu bemerken, und auch Privatgrund ist zumindest hier am Westufer nicht eindeutig festgelegt. So können wir auf schmalen und sumpfigen Steiglein am Ufer entlang gehen und daneben noch der in Winterruhe befindlichen Moorvegetation nachspüren – immerhin gibt es Ranken der Moor-Preiselbeere mit vielen Früchten!
Anschließend folgt eine weite Wiesenfläche, teilweise sumpfignass oder sogar gegüllt, neben dem Röhricht blühen Dotterblumen und Himmelschlüssel, dann ist das Strandbad nahe dem Weiler Öd erreicht – Natur wie Touristisches auch ohne Schnee noch ziemlich im Winterschlaf…
Zuletzt verzichten wir auf den Asphaltmarsch (obwohl Nebenstraße und als See-Rundweg gedacht) und wandern quer über die Wiesen zurück zum Ausgangspunkt. Dort haben wir vom nahen Ufer auch den Blick zum “Kaiser” aufgenommen (dieser nördliche Gebirgszug heißt zu Unrecht Zahmer Kaiser, wenn ich geografisch richtig orientiert bin).
Trotz absolut ungünstiger Saison – zum Glück für uns mit herrlichem Wetter – ist die im Sommer sicher überlaufenen Gegend ganz schön belebt. Überall schwärmen Spaziergänger herum, wohl die “auswärtigen Einheimischen” von den zahllosen Ferien- und Landhäusern, die in Tirol selbst in den entlegenen Winkeln (großherrschaftliche Jagdgebiete sicher ausgenommen) in unglaublicher Dichte herumstehen. Das “Heilige Land” ist also nebenbei fest in deutscher Hand, wenn ich mir als Ostösterreicher diese Anmerkung erlauben darf (und will)!
Zur Umrundung des Kaisergebirges fahren wir dann dem Inntal zu und kommen aus der bäuerlich-touristisch gefärbten Landschaft hinunter in das Stadtgebiet von Kufstein. Die schöne Altstadt “am grünen Inn” wird durchquert, unterhalb der Festung vorbei (uns interessieren diesmal eher die Naturkulissen als die Kulturdenkmäler) und irgendwie auf Schleichwegen, die Autobahn vermeidend, Richtung Wörgl, denn dort müssen wir ins Tal der Weißache am Südfuß des Kaisers abzweigen. Kurzer Aufenthalt nur zur Stärkung und – bei der berühmten Glasfirma Riedel wären wir – fast! – vorbeigefahren, aber nur fast…
Bei Scheffau zweigen wir von der dicht befahrenen Hauptstraße ab und kurven immer steiler und waldiger hinauf zu den hoch gelegenen Terrassenfläche bei Hinterstein. Hier gibt es einige Bauernhöfe am Sonnenhang, dazwischen opulente Landhäuser und am Seeende Einkehrmöglichkeiten, vor dem See Parkplatz mit Gebühr - nichts dagegen einzuwenden.
Bevor wir zu den schon gezeigten “Hornblick” und der Schafwiese kommen, führt uns der breite Weg noch in felsiges Gelände hoch über dem Steilufer. Nach dem Sattel beim Greiderhof, wo Anni das Schaf nachgelaufen ist, geht es näher am See entlang.
Beim Seespitz (mit Gasthaus) kommen wir zu dem am sonnigen Ufer entlang führenden asphaltierten Nebensträßchen – wunderbare Ausblick auf die Szenerie des Hintersteiner Sees und über die Verlandungszone am Seeanfang.
Beim nächsten Bauernhof gibt es sogar eine Felskuppe in den See hinaus, deren Steinformen die Wirkung der Eiszeitgletscher, die rings um das Inntal hunderte Meter dick den Boden bedeckt haben, leicht erkennen lassen. Das Wandern ist voll abwechslungsreich, denn immer wieder gibt es hübsche Ausblicke und nette Begegnungen…
Der sich bis weit in den Nachmittag, ja fast schon dem Abend zu ziehende Ausflug hat sich zuletzt besonders gelohnt. Denn die Seerunde hat doch einige Zeit beansprucht (um die Hälfte mehr als auf den Hinweistafeln angegeben), und nun wird das Licht durch die schon tief stehende Sonne immer interessanter – damit ergeben sich packende Bilder!