Türnitzer Schwarzenberg
17. Mai 2013 von Bernhard Baumgartner
Der Schwarzenberg bei Türnitz ist eigentlich (wie der Geißenberg mit der Schneeries bei Schwarzenbach im Pielachtal) eher als Schitourenziel bekannt. Darüber habe ich auch schon im Blog berichtet > Suche: Schwarzenberg
Jetzt im Mai hat der Mostheurige beim “Loisbauer” – noch bis Pfingstmontag (ohne Gewähr!) – geöffnet, und man hat zu dieser Zeit dort gute Einkehr- und Parkmöglichkeit. Sonst lässt man das Auto schon am besten beim Knedelhof stehen, dem Ausgangspunkt für den Eisenstein. Oder man fährt bis zum Schwarzenbacher Gscheid hinauf, wo sich der Türnitzer Höger im Profil wie ein “Voralpen-Matterhorn” präsentiert.
Eigentlich hat mich Karls Bericht im Blog wieder auf diesen Gipfel aufmerksam gemacht, und wir hatten den Aufstieg vom Gscheid auf den Schwarzenberg auch schon bei der Zufahrt zum Geißenberg (im Blog) vorgehabt. Am Donnerstag, 16. Mai, wollte ich nun endlich wissen, wie es dort hinaufgeht. Karl hat ja den Aufstieg über die nordostseitigen Klippen gemacht, und mir war schon aufgefallen, dass am Gipfel ein Weg von dort her einmündet. Es wurde eine ganz wunderhübsche Höhenrunde bei stark windigem, aber nicht zu warmem Föhnwetter. Ich füge hier gleich in meine Erlebnisse die Routenbeschreibung (kursiv und wie in der Karte eingetragen) bei.
Ausgangspunkt: Gscheid (841 m, Straßensattel zwischen Türnitz und Schwarzenbach an der Pielach). Parkplatz auf dem im Winter gesperrten Umkehrplatz der Straßenmeisterei.
Aufstiegsweg: An der linken Seite der Baumzeile auf Fahrspur zum Waldrand. Wo sich diese links wendet (nicht links weitergehen!), leicht rechts an den Rand der Lichtung. Dort beginnt ein deutlicher Steig mit alter roter Markierung. Dieser führt schmal, aber gut gangbar durch den Hochwald mit einigen Kehren über den Steilhang hinauf. Bei einer höheren Kehre nach links nimmt die Steilheit etwas ab, und hier fallen kegelförmige Aufschüttungen von Abraumhalden und einige großteils verstürzte Stolleneingänge des ehemaligen Bleibergbaues auf. Zusätzlich zu den wenigen, aber gut erkennbaren alten Markierungen kommen hier Steinmänner, und der Steig führt in Sichtweite von links gelegenen Felsstufen nun direkter hinauf zum Ausstieg an einem Forstweg (links ein Hochstand). In derselben Richtung weiter verlaufend, ist der Weg im Schlaggelände nicht mehr so deutlich ausgeprägt. Mit nochmaliger Forstwegquerung hält man sich leicht rechts, dabei Ausblick gegen den Eisenstein, die nordwestlichen Randberge des Pielachtales und bis zum Waldviertel. Durch ein folgendes kurzes Waldstück erreicht der Weg die freie Kammhöhe, und rechts folgt bereits das Gipfelkreuz auf dem Schwarzenberg (1096 m, Rastplatz, Gipfelbuch).
Der Aufstieg war wirklich sehr anregend und überraschend kurz. Der urige Rastplatz mit Tisch und Bank würde zwar zur Rast einladen, aber es bläst zu heftig. Ausblicke wunderschön und auch fotogen – nicht nur der über den Wäldern des Hochlandes ragende Ötscher. Dazu Holunderknabenkräuter in schönster Blüte. Nach zehn Minuten geht es schon weiter – obwohl ich weiß, dass dort kein Weg hinunter führt, steige ich am rechten Rand der steilen Gipfelwiese ab, dann bleibt aber nur der rechts führende neuere Forstweg Richtung Almhütte. Vor dieser befindet sich wie am Gipfelhang eine ebenflächig gebaggerte und angebaute Wiese, die aktuelle Mode bei den Almbauern. Am Türnitzer Boden, wo die Holunderknabenkräuter am dichtesten blühen, wird außerdem der Almboden “geschwendet”, also von allem Gesträuch und aufkommenden Baumwuchs befreit. Das kommt zwar der Almweide zugute, aber nicht der natürlichen Umgebung. Immerhin muss anerkannt werden, dass in unserem Waldklimagebiet alle freien Flächen mehr kurz als lang sich von selber wiederbewalden.
Start am Gscheid 7.50 Uhr, Gipfel 8.35, Thorstallwiesen 9.25 – so geht das dahin, inzwischen immer wieder ein Moment zum Fotografieren, denn die Motive sind sehr hübsch, auch bei dem nicht überaus brillanten Wetter. Naturbeobachtungen – ein Vogerl an der Gipfelfichte (wird doch nicht ein Goldhähnchen sein?), ein Holunderknabenkraut-Bastard zwischen der roten und gelben Variante. Geologisch und wirtschaftshistorisch interessant die Reste des Bleibergbaues (zwischen 1771 und 1813 Ausbeute von 20 000 Zentner Blei, Verhüttung in der Annaberger Schmelz – man bedenke den Transportweg, zumal in der damaligen Zeit). Karl hat bei seinem letzten Beitrag sogar noch ein aktuelles “Arbeitsbild” eingefügt! Spannend wird es dann noch, was es mit dem “Schlund” auf sich hat…
Abstiegsweg für die Rundwanderung bis zu den Thorstallwiesen: Vom Gipfel über die südseitigen Wiesenhänge hinab zur Almhütte auf dem Türnitzer Boden (Variante – den Gipfelhang am rechten Rand hinab bis zu einer Forststraße, auf dieser rechts, oberhalb einer als Almwiese frisch planierten Fläche, ebenfalls zur Almhütte). Nun folgt man dem Güterweg bis in die nächste Mulde, wo links unterhalb eine Gruppe riesiger Rotbuchen auffällt, die den abgezäunten „Schlund“ umgibt. Links davon vorbei zum unteren Waldrand, in dessen linkem Winkel neben einer trockengelegten Tränklacke der alte Almweg in den Hochwald hineinführt (dieser ist kaum zu verfehlen und erspart den weitläufigen Bogen der Almstraße). Nach dessen anfangs flacher Strecke (kurz nach einer wie gepflasterten Stelle) leicht rechts bergab zu einem Forstweg und diesen querend in derselben Richtung weiter. Nach einem alten Zaungatter folgt ein eher dicht verwachsener Forst, durch den der alte Weg zügig schräg bergab leitet. Er mündet in eine Lichtung (rechts verfallende Blockhütte), und den von einer Baumzeile begleiteten Zaun entlang geht man auf dem Wiesenstreifen mit spärlichen Spuren weiter. Nach einem Zaungatter geht es am Wiesenrand bei einer kleinen Hütte kurz hinab zum Güterweg der Thorstallwiesen (840 m, rechts ein Eisentor an dem in weitem Bogen zur Almhütte am Türnitzer Boden hinaufführenden Forststraße).
Nach der Karte ist der Abstiegsweg klar, trotzdem gibt es noch zwei etwas spannende Stellen – den alten Almweg und die Querung von den Thorstallwiesen zur Gscheidmulde. Zunächst ist alles einfach, denn vom halben Gipfelhang kann es nur rechts weiter zur Almhütte am Türnitzer Boden gehen, und dort folgt ohnehin die Forststraße. Deren weiten Bogen will ich jedoch abkürzen, was mir im Winter (jetzt weiß ich warum, weil ich das Gelände kenne) nicht gelungen ist.
Ich gehe also von der Almhütte die Forststraße entlang und biege zur markanten Baumgruppe in der folgenden Mulde links ab. Der Blick ins Berginnere ist gruseliger als es das Bild zeigt, denn es geht senkrecht in die Tiefe, daher auch die feste Umzäunung. Aus meinem ersten Führer “Die Voralpen an Traisen und Gölsen” entnehme ich – 140 m Ganglänge, außerordentliche Tropfsteinbildungen; ich glaube, Werner ist dort schon einmal hinunter gekraxelt, im “Höhlenbuch” würde sicher noch mehr drin stehen. Für mich ist aber am wichtigsten, den alten Almsteig zu finden bzw. für die Beschreibung in der Gegenrichtung den Einstieg von den Thorstallwiesen. Beides gelingt problemlos, und dann bin ich schneller als geglaubt bei den wunderschönen Hochwiesen mit ihrem Türnitzblick.
Von den Thorstallwiesen zum Gscheid: Der Güterweg quert links (nördlich) die Thorstallwiesen mit ihrem prächtigen Ausblick über den Türnitzer Talkessel, dahinter von rechts nach links Türnitzer Höger, in der Ferne der Unterberg, näher die Reisalpe und Hinteralm-Muckenkogel. Auf diesem bleibt man, bis er augenfällig in den geschlossenen Wald hineinführt. Davor aber, bei einer kleinen spitzgiebeligen Holzhütte, links auf Karrenweg am Waldrand entlang bergauf, nahe an einer weiteren Hütte in einer Baumgruppe vorbei, dabei hübscher Rückblick zum Tirolerkogel. Am Abschluss der Thorstallwiesen befindet sich eine markante Reihe hoher Fichten. Man klettert über die Stangen einer „Schusslucken“ und steigt jenseits über eine steilere Wiese zur Mulde bei einer neuen Jagdhütte ab, wobei der im Bogen heraufkommende Forstweg gequert oder bequemer rechts um die Kehre herum verfolgt wird. Aus dieser weitläufigen Wiesenmulde quert der Forstweg mit scharfer Kurve in den Hochwald und führt flach um den oberhalb felsig aufragenden Nordostkamm des Schwarzenberges herum. Zuletzt sogar leicht ansteigend, werden die Gscheidwiesen erreicht. Bei einem auffallenden Felsblock wendet sich die Forststraße nach rechts, und hier geht man in der Wiesenmulde (etwa entlang der Stromleitung) links hinauf zur Sattelwiese am Gscheid. Nichts den Wegspuren am linken Waldrand folgen, denn diese sind wegen der Quellaustritte zwischen dem Kalkmassiv des Gipfels und den Sandsteinschichten der Gscheidmulde bald danach kaum begehbar!
Erst nach zwei voreiligen Versuchen weiß ich – vom Güterweg abzweigen, bevor er endgültig in den Hochwald hineinführt. Ob die markante spitzgiebelige Holzhütte noch lange stehen wird, ist zu bezweifeln. Der folgende Aufstieg am Waldrand führt durch schon höheres Wiesengrün, ein paar etwas mickrige Stattliche Knabenkräuter fallen auf (sollten eigentlich wirklich stattlicher sein) und letzt Holunderknabenkräuter. Letzter Rückblick im Sattel mit einem Wall von stattlichen Fichten und dem erwähnten Durchstieg (sogenannte “Schusslucken”). Dann jenseits hinab zur nächsten Forststraße und ganz gemütlich weiter bis zu den Wiesen zwischen Gscheidsattel und Gscheidhof. Hier gibt es zwei Fehlermöglichkeiten – auf dem Fahrweg bleiben und (als großer Umweg) dann der Straße zum Ausgangspunkt folgen / oder gleich links am Waldrand und dann innerhalb vom Gehölz bleiben (eine Sumpftour). Mir passierte das Zweitere, trotzdem waren die 2 1/2 Stunden Wanderung im Gipfelbereich des Schwarzenberges wirklich mehr als zufriedenstellend und zum Nachgehen empfehlenswert!