Käse aus dem Obstgarten? “Alles Quitte…!”
5. November 2008 von Bernhard Baumgartner
Anni als ”Käsemacher”
Nein, wir haben keine Kuh gekauft oder gemolken, auch kein Schaf und sogar keine Ziege – Anni ist seit Kindheitsbeinen (Säuglingsstadium bald nach Kriegsende) nämlich allergisch auf “Goaßmilch”. Dabei handelt es sich selbstverständlich nicht um eine Allergie gegen diese für Menschenkinder gesündeste (?) Milch, sondern um eine unüberwindlich verankerte Abneigung gegen dieses Produkt der schon sprichwörtlichen “Eisenbahnerkühe”.
Unser Rohprodukt sind Früchte (nicht im eigenen Garten geerntet, haben leider noch keinen solchen meist strauchartigen Kleinbaum) – die Quitten: ein Mittelding zwischen Apfel und Birne, ziemlich hart wirkend, aber doch überraschend leicht zu zerteilen. Das daraus erzeugte “Eingekochte” ist weder Marmelade noch Konfitüre, sondern hat den Namen “Quittenkäse”. Wohl weil es so stark geliert, dass man die ausgekühlte Masse weniger streichen, als eher mit dem Messer sogar ganz schön dünn schneiden kann.
Den Produktionsfortgang sieht man der Reihe nach in der Bildergalerie! Interessant ist die individuelle Geschmacks- und Farbgestaltung, die Anni nach dem Gefühl vornimmt. 2006 waren mehr Orangen dabei, heuer mehr Zitronen. Auf jeden Fall ein “fruchtiges Gedicht” und wozu verwendbar? Na eben wie Marmelade oder Konfitüre, aufs Gebäck oder Brot oder einfach zum Naschen. Oder hat wer eine Idee wozu noch???
Übrigens sind Quitten sehr lagerfähig, also muss man sich mit dem “Käsemachen” nicht beeilen. Dazu Botanisches aus der “Exkursionsflora” (der Pflanzenbibel von Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler und meinem Wanderkollegen und Mitautor von “Naturerlebnis NÖ” Karl Oswald): Familie Rosengewächse, Unterfamilie Apfelähnliche oder “Kernobstgewächse”. Nicht verwendet werden die Ziersorten Japan- und China-Scheinquitte (Chaenomeles), obwohl uns bei Praskac eine “Zitronenquitte” zu dem Zweck verkauft wurde (giftig wäre diese wohl auch nicht). Sondern die Echte Quitte (Cydonia oblonga), ein im Mai bis Anfang Juni rosa blühender Großstrauch bis Kleinbaum mit apfel- oder birnförmigen Früchten (zwei entsprechende Sorten), deren glatte Schale von einem hellbraunen filzigen Belag überzogen ist (im Bild schon abgewaschen, geht ganz leicht). Als Obstgehölz kultiviert, stammt sie aus Transkaukasien, Persien, Zentralasien oder Südostarabien, bei uns manchmal verwildert (bei einer Wachautour in Spitz über den Setzberg fanden wir voriges Jahr ein solches fruchtschweres Exemplar im Gebüsch, leider waren die Früchte schon überreif und begannen zu faulen). Die bei rechtzeitiger Ernte (Ende September bis Anfang Oktober) lange lagerfähigen Quitten legt man gern auch in die Wäschekästen oder Wohnräume (!), weil sie einen sehr angenehmen Duft verströmen. Na, wer hätte all das Interessante von dieser weitgehend unbekannten (?) oder wenig gebräuchlichen Frucht angenommen!
2 Reaktionen zu “Käse aus dem Obstgarten? “Alles Quitte…!””
Was ! Und da habt ihr uns gestern gar keine Kostprobe mitgebracht. Die schönsten Quittenbüsche / -bäume sind mir diesen Herbst übrigens beim Althammerhof im Semmeringgebiet untergekommen – http://wandertipp.at/andreasbaumgartner/2008/10/14/quitten-und-seelenschaukel-am-althammerhof/
LG Andreas
Im Herbst kannst du dir sicher sein, auch wirklich Quitten gesehen zu haben. Bei unserem Urlaub in Lana zur Blütezeit haben wir endlos gerätselt, was aus den herrlichen “Überapfelblüten” reifen wird – Quitten oder Asperl.
Unsere Asperl beginnen etwas zögerlich abzufallen, sind aber die meisten noch steinhart. Ein Frost wäre da hilfreich…