Meran: Schloss Trauttmansdorff, Botanischer Garten
6. Oktober 2018 von Bernhard Baumgartner
Nachdem es uns voriges Jahr in Lana bei Irmgard und Sepp Pircher / Hofmannshof so gut gefallen hat, bestellten wir auch für heuer gleich wieder (nach längerer Pause seit 2011) zwei Wochen die anheimelnde Ferienwohnung “unterm Dach”, allerdings diesmal schon im September (diesen Monat haben wir noch nie in Südtirol erlebt). Zur Anfahrt wählten wir diesmal mit Absicht die “Südroute”, nachdem wir letztesmal über diese wegen der Sturmwarnung im Norden heimgefahren waren. Die Fahrt hat uns wieder viel besser gefallen als die Autobahnstrecken über Salzburg und Innsbruck, abwechslungsreicher und Wechsel von nicht zu dicht befahrenen Bundes- und Schnellstraßen. Es dauerte zwar insgesamt 10 Stunden für die 620 km, aber dabei war noch eine Runde in Krumpendorf, und in Sillian kehrten wir im Schokoladencafe´Pichler ein. Immerhin reichte es noch abends für einen Spaziergang durch die Apfelgärten zur Agathakirche.
Am ersten Aufenthaltstag, Dienstag 18. September, wollten wir gleich zum Schloss Trauttmansdorff, weil wir den relativ frühen Herbsttermin für die Blütezeit noch ausnützen wollten. Diesen 2001 eröffneten Botanischen Garten Südtirols haben wir bereits 2002 erstmals und dann eigentlich bei jedem unserer Aufenthalte in Lana (diesmal schon das achte Mal) besucht. Die ganze Anlage ist einfach fantastisch, wir vergleichen immer mit dem Botanischen Garten Nymphenburg in München und mit dem Alpengarten Belvedere in Wien. In TRAUTTMANSDORFF (ganz eigenartige altadelige Schreibweise) besticht der Gegensatz der präsentierten Pflanzenregionen – Wüstenanlage (im Winter unter Folien), Farnwälder Südostasiens, Südtiroler Bauerngarten und Wein- bzw. Obstrieden, Palmenstrand usw. Die unermüdliche personalintensive Pflege und stete Erneuerung der Pflanzungen ist bewundernswert!
Zuerst finden wir uns im späten Sommer, wenn auch die Rosen nach der heuer besonders heißen Jahreszeit den Höhepunkt schon überschritten haben. Dafür gehen wir zwischen Obstbaumreihen und Weinstöcken (unter sogenannten “Pergeln”) über den Hang Richtung See hinunter (dort gibt es eine sehr nette Einkehrmöglichkeit, wir waren aber etwas zu früh dran für eine Unterbrechung), und dabei tauchten wir in die “Urlaubswelt” der letzten Jahre ein – Kapernblüte und Feigenkaktusfrüchte wie in Malta! Besonders schön entwickelt sollte natürlich der Dahliengarten sein, wenn auch vielleicht nicht so üppig wie sonst oft noch im Oktober, der heiße Sommer hat halt seine Spuren hinterlassen…
Im Bauerngarten wurden gerade Hühner und Zwerghasen gefüttert – auch so kleine Attraktionen gibt es hier, wie auch etwa die Vogelvoliere und den “Liebesgarten” zuhöchst an dem zur Haflinger Hochfläche ansteigenden Steilhang.
Alles eitle Wonne und irgendwann grauer Alltag? Die Reihenfolge der vorigen Bilder könnte das so erzählen, aber zum Glück kann das LiebesLeben auch anders verlaufen… Wir näherten uns von den hohen Galerien her den botanischen “Sonderkulturen”, zunächst mit absonderlichen Blüten und Früchten, um später in das Tropenhaus einzutauchen.
Die fast beklemmende Urwaldatmosphäre im Orchideenhaus (ein solches gibt es noch viel großflächiger in der Orchideenwelt Raffeiner bei Terlan!) wird noch unterstrichen durch die in ihren Glaskammern herumwerkenden Insekten, Stabheuschrecken und Blattfresserameisen und sonstige…. Was wir sonst immer am Anfang gesehen haben, im Frühjahr mit der Rhododendronblüte denRundgang beginnend, kommt diesmal als Abschluss – die urweltlichen Bestände der Farnwälder und die japanischen Bambusgärten. Eine der seltensten Pflanzen der Erde, ein Urweltgewächs namens Wollemia nobilis (durch Austausch mit Botanischen Gärten vermutlich in Australien hierher gekommen) ist schon gewaltig gewachsen, seit wir sie erstmals frisch gepflanzt gesehen haben, und daneben wächst schon ein junges Exemplar!
Drei Stunden waren wir (diesmal ohne Pause) in dieser Wunderwelt der Gewächse aus aller Welt und ihrer oft bizarren Blüten unterwegs. Ein Blicks über die Schlossanlage hinaus auf die Bergwelt, Weingärten mit ihren Lesehöfen und verstreuten Kirchen und Schlössern gibt schon einen Vorgeschmack, was uns in diesen beiden Wochen erwarten kann!