Himmlischer Herbsttag am HIMMEL
6. November 2017 von Bernhard Baumgartner
Der Frühnebel am Sonntag, 5. November, hat uns gleich aus dem Tal auf die Höhen getrieben. Und wo kommt man schnell zu einer Berghöhe, ohne weit zu fahren und sich nicht ins Gedränge der übrigen Wanderer zu pferchen? Für uns ein schon mehrfach und mit Erfolg ausgesuchtes Ziel ist der Himmel bei Lehenrotte.
Egal ob zur Zeit der Frühlingsblumen oder bei der Orchideenblüte (Anfang Mai) oder bei erstem Schnee und Raureif, diese kleine Wanderung ist immer ein Treffer, besonders an einem so milden und klaren Herbsttag. Von der Mariazellerstraße wird in Lehenrotte abgezweigt, aber nicht links in die Ortschaft und nicht gleich rechts auf der ersten Seitengasse (dort führt der Wanderweg hinauf), sondern erst bei der rechten Abzweigung kurz danach. Die Bergstraße bis zum schon längere Zeit geschlossenen Erholungsheim der NÖ Gebietskrankenkasse ist asphaltiert und gut ausgebaut, und es finden sich keine Verkehrsbeschränkungen (außer 30 kmh). Oben gibt es einen geräumigen, meist nur wenig besetzten Parkplatz (nur bei der Bergmesse im Sommer stark besucht). Dass diese großzügige und seinerzeit modern ausgebaute Anlage nicht mehr benützt und dabei immer mehr dem Altern überlassen wird, verwundert schon einigermaßen. Allerdings soll sie jetzt zum Verkauf ausgeschrieben sein, Wunschpreis 1,8 Mill. Euro, Grundstücksgröße “nur” 50 Hektar (daher keine Eigenjagd), wer das prachtvoll gelegene Haus wieder in Betrieb nehmen will, wird doppelt so viel auslegen müssen, was ziemlich viele Käufer abschrecken wird…
Man geht oberhalb vom Parkplatzrechts, den seichten Graben querend, zu einer Viehweide und stößt dort auf die von Lehenrotte heraufkommende blaue Markierung. Der folgende Fichtenwald befindet sich, wie die Almmulde oben, in Werfener und Gosauschichten (früher wurde in Lehenrotte Gips abgebaut) und wäre zur passenden (früheren) Jahreszeit sicher ein Schwammerlrevier. Bei einer riesigen mehrstämmigen Linde gelangt man zum Güterweg mit Einmündung von der Jausenstation Teufel und folgt der Forststraße rechts weiter. Eine Kehre wird auf Steig abgekürzt, und danach wartete diesmal ein Hindernis – eine Holzseilbahn für den unterhalb “aufgemachten” Schlag. Knapp müssen wir uns die Böschung entlang daran vorbei zwängen, dann geht es bei einer üppig fließenden Wasserfassung vorbei gemütlich bis zum Almhaus.
Der Almhalter, Prof. Bernhard Hahnak, ist jetzt nicht mehr oben, leider, denn voriges Jahr haben wir einmal seine kärntnerischen Spezialitäten sehr genossen. Im kleinen Hochbeet stehen allerdings noch dicht die Küchenkräuter, sonst ist Betriebspause bis zum nächsten Juni.
Den kurzen Wiesenweg bis zum Gipfelkreuz dürfen wir gerade bei solch herrlichem Wetter nicht versäumen. Mit jedem Schritt weitet sich die Aussicht, nach den näheren Bergen wie Türnitzer Höger und Göller sieht man auch schon die Gemeindealpe, bald auch das Felsenhaupt des Ötschers, schließlich gerade noch Tonion, Hochschwab, Kräuterin mit Hochstadel und Fadenkamp und neben dem Ötscher den Gipfelscheitel des Dürrensteins. Ganz interessant ist der rechte Bergrand mit seinem Felsrand, dort will gerade noch ein Waldsteppen-Windröschen blühen, und vom vielen Thymian und Oregano strömen geradezu mediterrane Düfte im linden Wind herauf.
Hinter dem Gipfelkreuz mit seinen klobigen Baumstammsitzen prangt ein Laubbaum noch voll in goldenem Laub, es scheint ungewöhnlicherweise ein Elsbeerbaum zu sein, bei genauem Hinschauen haben aber die vom Sturm zerflederten Ahornblätter eine edlere Baumart vorgetäuscht. Der nächste Tausendergipfel ist der Hohenstein, durch eine schöne Kammwanderung mit dem Himmel und ebenso mit dem Eisenstein verbunden (die Gräben sind allesamt enttäuschend, außer dem Weg durch die Raxenbachrotte von Türnitz, alle beschrieben in meinem vorjährigen “Wandererlebnis Voralpen” / Kral-Verlag). Allerdings trägt der Hohenstein fast keinen Hochwald mehr, so ausgedehnt sind die Holzschläge an seinen Flanken. Der auffallendste Bergriese, schon im Winterkleid, ist natürlich der Schneeberg.
Zurück beim Almhaus, treffen wir erst auf mehr Wanderer. Noch ein Blick zum Göller, dann geht es auf der Forststraße und dem geradeaus anschließenden asphaltierten Güterweg zurück zum Parkplatz beim Heim – insgesamt ein netter Bergspaziergang, gerade zu dieser späten Jahreszeit am schönsten in der Mittagssonne.