Kärnten: Abseits vom Wörthersee
22. Juni 2017 von Bernhard Baumgartner
Eigentlich verbinden wir mit einem Urlaub in Kärnten auch immer einige Bergtouren. Aber bei so idealem Badewetter und dem Domizil in Velden mit so einmalig schönem Badestrand kommen sogar wir Bergbegeisterten in Versuchung… Außerdem könnte es doch Mitte Juni in den Wäldern rund um den Wörthersee vielleicht doch schon Schwammerl geben… Das Ergebnis solcher Umstände ist, dass es heuer (abgesehen von zwei längeren Ausflügen) nur zu zwei kleinen Waldwanderung in der Umgebung gereicht hat. Diese ist aber auch recht lohnend, denn nordwärts steigen vom See die Anhöhen zur Hochfläche des Ossiacher Tauern an. Bevor man die Bergdörfer wie Köstendorf und Techelsberg erreicht, erlebt man sogar eine voll urige Landschaft mit scharf eingerissenen Gräben und Waldwildnis, dazwischen sumpfige Mulden und größere Teiche, die großzügig als “Waldseen” durchgehen können.
Seisser See am Sonntag, 11. Juni
Richtig an dieses Gewässer heranzukommen, ist gar nicht so einfach, wie wir bei der Zufahrt über Kranzlhofen bemerken. Einzig Wanderwegweiser könnten uns helfen, und einen solchen finden wir bei der Weiterfahrt von Kranzlhofen Richtung Kerschdorf kurz vor einem gut ausgeschilderten Parkplatz. Dort quert der Veldener Höhenweg zwischen Seisser See und Forstsee, und die gerade vorbeimarschierenden Wanderer bestätigen unseren Einstieg in die Route zum Seisser See.
Gut beschildert führt der Wanderweg zunächst über ein romantisches Bacherl, dann schlängelt sich die Route mit vielen Kreuzungen und leichten An- und Abstiegen durch die zerklüftete Waldgegend dahin, die eindeutig von den eiszeitlichen Gletschern geprägt ist (vor mehr als 10 000 Jahren lagerten hier gute 600 oder mehr Meter Gletschereis, das von Tauern und Nockbergen bis ins Klagenfurter Becken reichte). Mit der Wanderkarte ist in diesem kleinräumigen Gelände nicht viel anzufangen, man muss nur bei jeder Abzweigung das Ziel Seisser See nicht übersehen.
Jetzt sind wir richtig! Jeserzer See ist der slowenische Name für den Seisser See und kommt von dem am Berghang oberhalb gelegenen Ort Oberjeserz her. Natur- bzw. Landschaftsschutzgebiet ist hier selbstverständlich, denn abseits der Gehöfte und Landhäusern mit ihren Obstgärten gibt es Sumpfwiesen, die das Nordufer umgeben. Bemerkenswerte Flora gibt es zwar nicht, dafür ein Gasthaus neben altertümlichen Gebäuden.
Der Vorsaison entsprechend ist hier noch nicht viel los, aber die Schirme im Gastgarten sind schon aufgespannt, während die relativ großen Parkplätze erst recht spärlich besetzt sind. Wir wenden uns vom freundlichen Wiesenufer mit seinen Bankerl an die waldige Südseite zum See-Rundweg. Zum Glück vermeiden wir die Richtung Kranzlhofen angegebene Runde (von dort sind wir ja den Berg herauf gefahren), sondern halten uns dem Gefühl und unbezeichneten Waldsteigen nach nahe am Seeufer.
Am dicht bewaldeten und mit Steinblöcken besetzten Ufer entlang gibt es schmale Steige, die uns an das Ostende des Seisser Sees an der Kerschendorfer Straße leiten. Wir könnten gleich zum Parkplatz weitergehen, aber statt diesen Halbkilometermarsch zweigen wir beim sogenannten Seeblick (laut Karte) wieder zum nördlichen Seeufer ab. Für das Baden müsste man hier eine Gebühr entrichten, für ein zusätzliches Sonnenbad noch etwas mehr, der Durchgang ist frei.
Ein wunderhübscher Waldweg leitet uns weiter, und immer wieder gibt es Einstiege zum Baden. Dann leitet uns ein bergwärts abzweigender Weg wieder zur anfangs begangenen Markierung, die entlang wir zurück zum Parkplatz kommen. Die zweistündige Runde hat sich jedenfalls gelohnt, und im nächsten Bild sieht man noch einmal den Seisser See mit der Kirche von Oberjeserz, also unverkennbar idyllisch und malerisch, daher recht lohnend! Vor allem nicht weit vom Wörtherseestrand entfernt, wo schon wieder das moderate warme Wasser lockt.
Forstsee am 16. Juni
Einen Tag vor der Abreise hat sich (wie schon kurz vorher) das Wetter etwas verschlechtert – eigentlich nicht, eher nur labilisiert… Also vor dem Sonnen und Baden am Strand noch einmal kurz ins Wald- und Wasserrevier. Ziel ist der uns schon bekannte Forstsee, auf der Berghöhe zwischen den Uferorten Velden und Pörtschach. Dieser ist wesentlich größer als der “Jeserzko jezero”, noch dazu weil er in den 1930er Jahren für ein (aus heutiger Sicht kleines) Kleinkraftwerk aufgestaut wurde.
Für den Forstsee ist die Zufahrt einfacher, wenn man vom Linksabbiegeverbot bei Saag absieht. Besser als irgendetwas zu riskieren, daher einfach ein kleines Stück Richtung Pörtschach, dort retour und einfach richtig abbiegen. Wieder geht es ein waldiges schluchtartiges Tal hinauf bis zum Parkplatz, der jetzt zwar noch gering belegt ist, aber wo doch bereits eine Parkgebühr eingehoben wird. Dann gleich hinein in den uns schon bekannten Wald, wobei wir “unseren” Schwammerlplatz wegen Schlägerungen wohl abschreiben können. Wo wir dann im Wald herumkraxeln wird uns klar, es gibt noch nichts, keine Eierschwammerl oder sonstwas !
Wir begeben uns daher vom südlichen See-Rundweg ans nördliche Ufer, wo der Forstsee seinen Paradeausblick hat. Nur wenige Wanderer beleben die Szenerie – doch halt! – ein abgezäuntes Gelände ist gut besucht, aber es gehört den Fischern! Von Wald begleitet gibt es hier aber auch einen recht netten Strandstreifen, und auffällig sind vor allem die phänomenalen Gletscherschliffe – von den Eiszeitgletschern glatt geschliffene Felshöcker.
Der Rundweg um den Forstsee ist nicht nur ausgiebiger als am Seisser See, landschaftlich sehr lohnend. Wo man abseits durch die Wälder wandert, gibt es immer wieder sumpfige Mulden, kleine Bächlein und idyllische Waldränder. Dort blüht als “Jahreszeitblume” der Wald-Geißbart, treffend als “Sonnwendfäden” bezeichnet.