Ungarn / Balaton / Tapolca: Auf den Burgberg Csobanc
19. April 2017 von Bernhard Baumgartner
Das Gebiet um den Plattensee hatten wir schon ein paarmal als Urlaubs- und Wanderziel gewählt, hochsommerlich 2000 und 2001, aber auch schon in den 1980er Jahren. Schöne Angebote führten uns im Frühjahr 2009 nach Balatonfüred, und nach Tapolca kamen wir im April 2012 und Oktober 2013. Als Ergebnis der letzten Aufenthalte gab es sogar einen Beitrag im Heft 3 / 2014 des Outdoor-Magazins “Land der Berge”.
„Vulkanwandern“ – ohne Weltreise!
Text und Bilder: Bernhard Baumgartner
Im Nationalpark „Balaton Oberland“ ragen schroffe Basaltklippen aus Weingärten, Laubwäldern und pannonischen Steppenböden – ungewöhnliche Wanderziele über dem schimmernden Plattensee.
Also hatte wir viele nennenswerten Ziel schon besucht und allerlei Naturbesonderheiten im NP Balaton Oberland erkundet. Aber der angekündigte Kurzurlaub von Astrid & Andreas & Bernie & Veronika & Clemens bewog uns doch wieder, im Hotel Pelion Tapolca zu buchen, begleitet von unserer Nachbarin Grete.
Bei der Anreise am Donnerstag 6. April – diesmal über Oberpullendorf und Köszeg auf angenehmer Route – war das Wetter noch sehr gemischt, und wir konnten die beiden ersten Tag voll zum Baden in der Hoteltherme ausnützen.
Am Samstag, 8. April, begann sich anscheinend die verkündete Wetterbesserung durchzusetzen, außerdem war die Therme wochenendmäßig stark besucht. Also machten wir uns nach der Mittagszeit zu einer naheliegenden Tour auf: CSOBANC, 376 m hoher tertiärer Vulkankegel mit einer im 13. Jh. angelegten Höhenburg, die im Zug der Niederschlagung ungarischer Aufstände 1709 zerstört wurde.
Das Wetter war zwar nicht sehr verlockend, aber immerhin mit etwas Sonne und noch mehr Wolken und vor allem starkem Nordwestwind. Die kurze Zufahrt erfolgt auf der Richtung Plattensee (Badacsonytomaj) führenden Straße bis zum Nachbarort Gyulakeszi, wo neben der Kirche ein Fahrweg zum Bergfuß abzweigt (Parkmöglichkeit, markierter Fahrweg zur Burg = Vhar).
Unsere (schon vom Herbst 2013 bekannte) Route führt aber nicht auf dem Burgweg bergwärts, sondern wir gehen gleich rechts am Bergfuß entlang, an Kelterhäusern vorbei und kurz durch einen Garten hindurch, zu dem von Westen her einmündenden Fahrweg. Die Rieden sind noch völlig kahl, aber daneben blühen Sträucher und Bäume schon recht hübsch, und den Hintergrund bilden der Georgsberg und der spitzigere Gulacs.
Der Fahrweg windet sich durch ein Seitental zwischen teilweise gut bewirtschafteten, anderseits verwilderten alten Kulturflächen hinauf und berührt dabei einen Geopunkt mit Basaltblöcken. Dann geht es links wendend an weiteren Kelterhäusern (Kleinhäuser in Weingärten, mitunter samt Keller und selten mit Ausschank) vorbei bis zu einer Kreuzung.
Die Kreuzung markiert eine typisches Steinkreuz mit Marienfigur. Hier könnten wir links am steilen Bergfuß zum Ausgangspunkt zurück gelangen, wir wollen aber den Gipfel komplett ersteigen und überschreiten. Also rechts auf einem flacheren Weg und bei angenehmer Sonnenwärme im Windschatten des Csobanc zur Anhöhe bei der St. Donat-Kapelle. Diese ist dem Weinheiligen Donatus geweiht, daneben befindet sich ein Brunnen, ebenso intakt und hergerichtet wie mehrere Landhäuser entlang der folgenden Wegstrecke.
Da sind mir nun zwei Herbstbilder dazwischen gerutscht! Bei unserer aktuellen Wanderung blühten die Nussbäume, ein eigentümlicher Strauch daneben, und die Aussicht gegen den Plattensee war eigentlich ganz vorzüglich.
Alle diese Bilder von Anni!
Teilweise sogar etwas bergab geht es nun auf dem von Kaptalantoti heraufkommenden Fahrweg neben einzelnen sehr schön gelegenen Häusern am Oreghegy bis zum Waldrand – dort befindet sich die links hinauf weisende blaue Markierung, entlang der wir durch niedrigen Wald und Gebüsch immer steiler und mit einigen Kehren gegen den Gipfel ansteigen.
Hier gibt es blühenden Milchstern, die Breitblättrige Weißwurz und auf den Graslichtungen eine stattliche Wolfsmilch. Sonst ist der Berg anscheinend botanisch recht dürftig, entweder ruderaler Wald oder alter Kulturboden wie auf der bald erreichten Hochfläche. Dort erkennt man an Gruben und Wallformen, dass das Gipfelplateau wohl zur Gänze einst als Schutzraum befestigt war, aber nur mehr einige Mauerreste der Burg sind erhalten und teilweise denkmalschützerisch saniert.
Die umfassende Aussicht ändert nichts an den unwirtlichen Wetterverhältnissen, der stürmische Wind treibt uns sozusagen an den Abstieg, wo der Burgweg etwas geschützter verläuft. So kommen ganz gemütliche, aber auch ganz schön “ausgeblasen” wieder zum Auto am westlichen Bergfuß und fahren zurück zum Hotel Pelion in Tapolca, wo schon das warme Thermalwasser und das opulente Abendbuffet auf uns warten (übrigens haben wir zu Dritt an den vier Abenden zwei 1,5 Liter Magnum Rotwein geschafft…).