Nöchling – einer meiner letzten ausständigen Waldviertelorte
15. April 2016 von Bernhard Baumgartner
Nöchling im südwestlichsten Waldviertel – ein interessanter Ort, aber noch nie bewandert! Das war jetzt nachzuholen, am Montag 11. April, einem wundervoll luftigen und sonnigen Frühlingstag.
Von der Donau im Strudengau und ebenso vom Yspertal geht es über steile und dicht bewaldete, sogar felsige Steilhänge hinauf zur sonnigen Hochfläche, wo sich der Markt Nöchling auf einer Kuppe ausbreitet. “Nochlingia” ist bereits 998 urkundlich, erstaunlich für diese Randlage, gilt aber nicht für die Ortschaft selbst sondern für das gesamte Gebiet zwischen Sarmingbach, Ysper, Donau und dem “Wald gegen Böhmen zu”.
Viele größere Orte könnten sich freuen, so wie Nöchling “beisammen zu sein”! Alles sauber, viele Neubauten, so auch das Gemeindeamt (mit dem bunten Turm) usw. Zwei Gasthäuser verlocken zur Einkehr, aber es ist erst Vormittag, und so kaufen wir beim Bäcker&Cafe ein, bevor wir uns an die Tour machen, auch der Fleischhauer wird sehr gelobt, und wem der Treibstoff ausgeht – vor dem Elektrogeschäft gibt es zwei Zapfsäulen – das alles im “Bergmarkt” Nöchling!
Der Predigtstuhlweg Nr. 3 verläuft über asphaltierte Güterwege die Mulden der Hochfläche entlang gegen Westen, bis er nach den Kienauhäusern als Wanderweg durch die oberen steilen Randhänge des Strudengaus führt. Von einem Wiesensattel mit Rastbankerl geht es dann auf den Waldkogel mit dem Predigtstuhl – vom Plateau aus niedrig, steil und felsig hinab zur Donau, die schon zwischen den sich soeben blattgrün überziehenden Bäumen zeigt.
Gloxwald heißt das kleine Dorf schon jenseits der oberösterreichischen Grenze, wohin wir als nächstes kommen. Markant sind hier die von 1870 bis 1979 betriebenen Steinbrüche, die anfangs für die Donauregulierung und den Eisenbahnbau der Donauuferbahn dienten und eine späte Konjunktur beim Bau des Donaukraftwerkes Ybbs / Persenbeug erlebten. Die Ansiedlung entstand daher als Wohnort für die Steinbrucharbeiter, damals bestand sogar eine Transportseilbahn hinab nach Sarmingstein an der Donau! Heute führt ein Themenweg in das ehemalige Steinbruchgelände.
Nicht zu vergessen oder zu übersehen (leider erst nachträglich in der Nöchlinger Wanderkarte nachgelesen, ich gehe nach dem ÖK-Ausdruck) – vom Predigtstuhlgipfel geht es noch ein Stückchen weiter zum eigentlichen “Predigtstuhl”, einem als Kletterfelsen beliebten Felszacken…
Sonst verläuft der Predigtstuhlweg Nr. 3 wie der anschließende Toberspitzweg Nr. 4 hauptsächlich auf Forststraßen. Man muss schon froh sein, nicht Asphalt unter den Füßen zu haben. Aber das frühlingshafte Wetter und die schönen Detailmotive machen diese Wanderung auf jeden Fall lohnend, erst bei Fernsicht müsste die Tour ganz hervorragend sein, etwa im bunten Herbst wegen der vorwiegenden Mischwälder. Nun blühen die Kirschbäume, und die Birnblüten beginnen sich gerade zu öffnen, ebenso die Blätter der Rotbuchen.
Bei einer gut markierten Abzweigung gehen wir von der Forststraße weg zu einem Waldsattel hinauf und besteigen dann den Tagesgipfel – Toberspitz. Wirklich spitz und mit Granitblöcken besetzt und einem künstlerisch geschmiedeten Gipfelkreuz. Wer nur die Parkbank zum Rasten hier herauf geschleppt hat (2012, sonst keine Bezeichnung).
Der Abstieg verläuft recht moderat und gelangt beim Hof Tober zu den asphaltierten Hofzufahrten. Nach diesem Haus ist der Gipfel benannt, und interessant ist das Gelände oberhalb des Gehöftes – am Rand einer Sandaufschüttung, die fast wie ein Moor wirkt, geht viel Wasser auf, das auch einen kleinen Teich füllt. Auf dem vermeintlichen Moorboden haben wir uns leider nicht umgeschaut…
Dafür hat Anni dieses Panorama aufgenommen – etwas verwirrend, denn der Güterweg tritt durch die 360-Grad-Runde zweimal ins Bild, links der Tober, rechts der Toberspitz, das Ameislein in der Mitte bin ich, schon vor dem nächsten Waldstück.
Hier sind wir wieder in Nöchling, und jetzt wissen wir erst, worum es sich bei dem Strasser-Mausoleum rechts neben der Kirche handelt – wohl um die Begräbnisstätte der ältesten Steinbruchbesitzer, die kirchlich hierher gehörten, vermute ich zumindest…. Sicher werden wir diese wunderhübsche Landschaft wieder einmal aufsuchen, vielleicht im Herbst bei klarer Fernsicht oder im Winter, wenn es genug Schnee für die vorgesehene Loipe gibt!