Ebenwald – immer wieder ein Genuss!
19. Februar 2016 von Bernhard Baumgartner
Schon für meine Eltern gehörte es in ihrer Jugend zur Gewohnheit, am Wochenende von Rainfeld auf den Ebenwald zu gehen. Meine Mutter und meine Tante hatten dort sogar eine enge Freundin, die “Kaltenreiter Fanny” (Frau Wiesbauer vom Kaltenreiter-Hof). Dort waren sie von den im Tal herrschenden Wirrnissen der Zwischenkriegszeit weit entfernt und verbrachten ihre liebste Zeit am Ebenwald oben “wie in einer anderen Welt”. In der Nachkriegszeit übernachtete ich als Kind mit meinen Eltern sogar einmal beim Kaltenreiter, als wir über die Reisalpe zur Hinteralm wandern wollten. Ich erinnere mich noch an die Jause, die wir von der Fanny mitbekamen – Bauernbrot mit Butter und harte Eier, das hatte so um 1947 noch viel zu bedeuten… Mit den beiden Söhnen der Fanny, dem Kaltenreiter Sepp und seinem Bruder Toni war es für mich später eine willkommene Zusammenarbeit, für die ich noch immer dankbar bin, als für das St. Veiter Häuserbuch den abgekommenen Häuser am Egger Sand nachgeforscht wurde.
So ist es nicht verwunderlich, dass wir bei passendem Wetter auf den Ebenwald fahren, um einfach schnell “hoch hinaus” zu kommen. Leider gab es schon länger keine ausreichende Schneelage, dass wir die neuerdings wieder geplante Loipe hätten belaufen können oder einfach einen Tourenlauf durch das freie Gelände zu machen. Immerhin haben wir im heurigen dürftigen Winter einen wunderschönen Schneetag auf der Kiensteiner Öd erleben können (im Blog und facebook, dort mit überraschend starkem Echo aufgenommen!).
Am Samstag, 13. Februar, war dann wieder ein solcher passender Tag – frischer Schnee, überraschendes Aufklaren bei mittlerem Frost, die Straßenauffahrt kein Problem (außerdem gut gestreut). Vom noch fast leeren Parkplatz bei eisigem Nordwestwind hinüber zum Kaltenreiter und gleich rechts weiter über den weiten Sattel Richtung Traxlerhof (die Frau Lampl von dort betreut Anni beim Besuchsdienst). Nun öffnet sich der Blick nach Osten und Süden, der nahe Unterberg beherrscht das Blickfeld, und der Schneeberg ist ohnehin “eine Wucht” im Panorama.
Eigentlich lag sehr wenig Schnee, obwohl es am Vortag bis ins Tal so dicht geschneit hatte, denn der heftige Sturm hatte ganze Arbeit geleistet! Die besondere Überraschung war, dass es mit plötzlich aufkommendem Südstau ganz schnell klar wurde und der Himmel blitzblau leuchtete. Dazu einige Bilder:
Leicht links haltend kommt man am Ende der Traxlerwiese zu einem “Hausmarterl”, wo nach Frau Lampl im Frühling Schneeglöckchen und Krokusse blühen sollen (da werden wir hoffentlich zeitgerecht hinkommen, aber es wird noch dauern… während bei uns im Garten alles voll blüht, ist etwa von den Märzenbechern auf der Sumpfwiese nordlich vom Göllersreiter im Wiesenwienerwald noch nichts zu sehen).
Die folgende Wiese geht es gleich schräg hinan, bis wir bei der Baumzeile oberhalb zur sogenannten Mahhoid kommen (ich hoffe, mich richtig zu erinnern, jedenfalls kann “Mahhoid” eine Wiese bedeuten, die sowohl gemäht als auch später beweidet wird). Hier ist eine der riesigen Rotbuchen gefällt worden, und die Holzmugel liegen wie urweltliche Gestalten übereinander getürmt da. Bilder davon sieht man in “Annis Bilderalbum” in meinem facebook “Wandertipp bernhard baumgartner” (bei sinnvoller Nutzung zahlt sich facebook wirklich aus, denn die Bildberichte der virtuellen Bergfreunde ermöglichen das Miterleben aktueller Touren, ich verweise u. a. auf Auer Karl, Robert Rosenkranz, Franz Sturmlechner und Stefanie Bartl, das Dolomitenalbum einer italienischen Bloggerin ist zum Beispiel ebenso umwerfend wie die Bilder der Freunde des Waldviertels, ganz abgesehen von den intensiven Führungen von Dorli und Jonny Berger im Zwalk).
Nun führt die vom Egger Sand kommende blaue Markierung rechts weiter zum Schwarzwaldeck, von dem ich diesmal gar kein Bild bringe, aber in meinem Blog findet man unter > Suche: Schwarzwaldeck , sicher einen Beitrag. Dieser blauen Markierung folgen wir dann zurück zum Egger Sand mit meiner “geliebten Ferne” – habe ich wahrscheinlich schon einmal bei einer Wanderung zu den Schneeglöckerln auf der Hahnwiese (> Suche im Blog: Hahnwiese) erzählt. Das ist eine Tränklacke, umrahmt vom roten Boden und Steinblöcken der Gosauschichten, in der sich im Frühjahr Unmengen von Kaulquappen tummeln, übrigens seit vorigem Jahr mit einer Baumstammbank der Landjugend ein bequemer Rastplatz (oder auf der Parkbank neben der Hütte).
Den Zaun entlang gehen oder stapfen wir dann südwärts hinauf zum Höhenrücken vor der Ebenwaldmulde mit seiner Reihe schöner alter Bäume und – dem “Kaltenreiter-Stiegl”, einem originalen Zaunüberstieg, heuer ganz neu hergerichtet. Mit den nächsten Schritten bergab öffnet sich dann einer der prächtigsten Voralpenblicke – über den Kaltenreiter hinweg auf den von Hochstaff und Reisalpe überragten Ebenwald. Als 1976 mein erstes Buch, der Wander- und Landschaftsführer “Die Voralpen an Traisen”, in grün kariertem Kleid und mit einem Bild des überragenden Lilienfelder Fotografen Wilhelm Wagner (dessen Vater ist auf einem Gemälde bei einer Schitour auf den Ötscher verewigt, ich glaube es in einer früheren Landesausstellung gesehen zu haben). Als also dieser Führer im Geschäft in Kleinzell angeboten wurde (wegen Vertrieb über Kaufläden und Trafiken wahrscheinlich so erfolgreich verkauft), meinte der Herr Wiesbauer vulgo Kaltenreiter (Mann der Kaltenreiter Fanny): “Da ist ja unser Haus drin, das möcht ich gleich haben”….
Inzwischen hatte sich die Bewölkung schon wieder verdichtet, und welch ein Glück hatten wir, schon am frühen Vormittag aufgebrochen zu sein!
4 Reaktionen zu “Ebenwald – immer wieder ein Genuss!”
Wie schön es war , als Kind von Salzerbad aus zum Türkenloch und auf die Ebenwaldhöhe zu gehen, mit vielen anderen Kindern – richtig aufregend damals, 1948 !
Herbert, jetzt wirst Du vielleicht verwundert sein – ich (geb. 1942) wuchs im nahen Rainfeld auf und wurde wegen Schilddrüsentbc (wie damals ein hoher Prozentsatz der unterernährten Kinder) ins fast benachbarte Salzerbad “zur Erholung” geschickt, wahrscheinlich1946 oder 47. In meiner Erinnerung ein wahres Drama oder besser ein unvorstellbares Trauma, wie man einem von Mutter, Tante und Großvater (mein Vater kam damals erst kurz zuvor aus zum Glück westlicher Kriegsgefangenschaft) behüteten Kind antun konnte… Dabei war es für die vielen Kinder aus allen möglichen Gegenden, vor allem wohl Wien, sicher ganz schön dort, mitten in den Bergen. Ich weiß nur noch, dass sich ein oder zwei ältere Mädchen (wahrscheinlich auch aus unserer Gegend dorthin verfrachtet) um mich angenommen haben, aber insgesamt hatte ich lange Zeit ein Grauen vor dieser Örtlichkeit. Jetzt schaut ja alles anders aus, und die Kuranstalt (Anstalt!) gehört ja zu einem Gesundheitskonzern, der auch Perchtoldsdorf führt, wo ich nach meiner KnieOP so gut auf die Beine gebracht wurde.
Alles Gute und beste Grüße! Bernhard
Lieber Bernhard,
herzlichen Dank für Deine Erläuterungen !
Auch ich, geb. 1939, wurde 1948 als “Wiener Kind” nach Salzerbad zur Erholung geschickt; damals gehörte Salzerbad der Evangelischen Kirche und wurde – auch noch Jahre danach – für Sommeraufenthalte genutzt.
Für uns Wiener war’s damals eine abenteuerliche Weltreise ( Zug von Wien – Meidling über Leobersdorf nach Hainfeld – von dort ging es mit einem Lastwagen nach Salzerbad ); die ersten drei Tage habe ich vor lauter Heimweh nur geweint. Aber dann, nach und nach, begann es mir zu gefallen; der grosse Teich zum Baden, die Spiele mit den anderen Kindern und die Ausflüge ! – so wie der vorhin von mir erwähnte; dort begann ich mich für einiges aus der Natur zu interessieren; Salzkristalle, Baumarten, das Türkenloch – um einige zu nennen.
Und jetzt freue ich mich immer wieder, nach Salzerbad zu kommen.
Nochmals herzlichen Dank und liebe Grüsse aus Wien !
Wunderschöne Bilder und Beschreibung! Danke fürs virtuelle Mitwandern-Lassen. Sitz noch immer daheim und huste. Aber jetzt gottseidank schon deutlich weniger. Vielleicht nächstes WE mal probieren, ein bissl rumgehen.