Zu den sanften steirischen Westalpen
14. Juli 2015 von Bernhard Baumgartner
Eigentlich sollte man an so extrem heißen Tagen wie zuletzt im Hochgebirge unterwegs sein. Aber ein günstiges Angebot hat uns nach Schwanberg ins Moorheilbad-Kloster gelockt. Schon unser fünfter Aufenthalt in dieser Gegend, und könnte es dort nicht schon Heidelbeeren und Schwammerl geben?
Unser Anreisetag fiel ausgerechnet auf den heißesten Tag der letzten Hitzeperiode – aber wir fuhren ja über die Berge! Das ist so vortrefflich bei Fahrten in die Steiermark – gleich nach dem Start über Lahnsattel und Totes Weib ins Mürztal - die richtige Einstimmung! Von Mürzzuschlag auf der Schnellstraße bis ins Murtal bei Knittelfeld bzw. Zeltweg geht es schnurstracks dahin, und schon folgt die Abzweigung bei Weißkirchen übers Gaberl (die Route über Graz vermeiden wir eher und machen gleich aus der Anreise einen eigenen Ausflug).
Von der vielbefahrenen Bergstraße übers Gaberl – ein Kurvenparadies für die Motorradfahrer! – verläuft eine Sandstraße den Bergkamm mit seinen Windrädern entlang zum Alten Almhaus.
Eigentlich war hier allerhand los, zum Wochenende sicher ein beliebtes Ausflugsziel. Gerade um die Mittagszeit gewaltige Hitze selbst auf dieser Berghöhe von 1600 m! Es reichte daher nur für einen Almspaziergang, aber mehr bietet sich hier ohnehin nicht an. Für starke Marschierer hingegen muss die Überschreitung all dieser Berghöhen von der Gleinalpe bis zur Koralpe ein Genuss sein – sozusagen am “Sommerlangen Zaun” entlang (obwohl ich erst herausfinden muss, was das bedeutet).
Freier Blick ringsum, malerische Quellwolken und nichts als Sonne – Hitze und grelles Licht zum Schwindligwerden! Aber die Geologie sorgt sogar für einen winzigen schattigen Rastplatz – auf den kalkig wirkenden Schichten der Kammhügel liegen nämlich Blöcke aus quarzhältigem harten Gestein auf, wie kleine Burgen wirkend und mancherorts als “Öfen” bezeichnet.
Glockenblumen und ein “Steinerner Hase” (Anni – phantasievoller Fotoblick)
Sonst blüht hier fast nichts mehr – was halt das Weidevieh übrig gelassen hat… Aber eigenartige Schreie klingen vom nahen Gipfelhang herüber – kein Kuhgemuhe, sondern… irgendwie Brunft- oder Rangkämpfen ähnlich! Jetzt kommen wir erst drauf, wir sind ja in der Heimat der Lippizaner, die hier auf der Sommerweide sind!
Auf einer Infotafel und später im Internet finden wir dazu allerhand Interessantes, aber momentan halten wir uns an die Straße Richtung Maria Lankowitz, den berühmten Wallfahrtsort – die ersten paar Kilometer ohne Asphalt…
12 km windet sich die Straße von der Stubalpe hinab in die Niederung bei Köflach-Voitsberg, damit hinein in noch mehr Hitze! In der Wallfahrtskirche möchte man am liebsten sitzen bleiben… und im halbschattig abgestellten Auto zeigt dann das Thermometer 42 Grad!
Auf jeder Bergseite haben wir nun eine für uns neue Kirche besucht. Weißkirchen ein großer neugotischer Bau, an die ursprüngliche und weit in die Geschichte zurückreichende Kirche (diese sehenswert, aber leider verschlossen) angefügt. Maria Lankowitz als eine der beliebtesten Wallfahrten der Steiermark, am Steirischen Jakobsweg gelegen. Danach beschäftigt uns nur noch die restliche Fahrtstrecke nach Schwanberg. Zuerst bei Köflach auf gut ausgebauter Zubringerstraße von Graz her, dann – zum Glück die Abzweigung nicht übersehen – rechts Richtung Deutschlandsberg. Eine hübsche Fahrt über die Hügel am Fuß des Koralpenmassivs, Stainz wird durchquert (das kennen wir schon vom Steirischen Mariazellerweg), und zuletzt auf der Hauptstraße, obwohl die Seitenroute über Bad Gams schöner wäre, nach Deutschlandsberg (ein Kreisverkehr nach dem anderen). Nach Schwanberg einzubiegen und über den idyllischen Hauptplatz am Ziel zu landen, das empfinden wir wie ein “Heimkommen”. Immerhin sind wir schon mehrmals hier und haben uns jedesmal im modernen Kurhotel “Moorbad im Kloster” sehr wohlgefühlt.
Die Hitze steigert sich am Mittwoch, 8. Juli, noch einmal, bis nachmittags die Gewitter rings von den Bergen und Hügeln grollen und nachts auch über Schwanberg hereinbrechen. Wir widmen uns an diesem Tag voll der Erholung mit den angebotenen Therapien und dem angenehm leeren Hallenbad. Wunderbar ist die folgende Abkühlung, und so kann es am nächsten Tag schon wieder ans Wandern gehen. Zwei volle Tage haben wir noch, und für die Heimfahrt ist wieder ein Gipfel auf den sanften steirischen Westalpen vorgesehen…