Orchideen – zur Abwechslung auf Malta
6. Juni 2015 von Bernhard Baumgartner
Auf Malta soll es rund ein Dutzend Orchideenarten geben, diese Summe kommt allerdings im Jahreslauf zusammen, denn wir sahen von Mitte März bis April fünf Arten, wobei uns aber nur eine bekannt war.
Zwar habe ich mir das Buch von Schönfelder “Mittelmeerflora” heruntergeladen (sehr mühevoll bei dem Umfang, am tolino noch das S/W, färbig am Tabl.). Also auf ins Internet – Orchideen Malta, was sich als Bildersammlung eines offensichtlich deutschen Orchideengärtners erwies. Richtig fündig wurde ich aber bei: www.maltawildplants.com
Diese botanische Datenbank wurde von einem wohl schon länger in Malta lebenden Botaniker bzw. Fotografen erstellt und bietet die Möglichkeit, nach Blütenfarben oder Pflanzenfamilien zu suchen, die Informationen und Bilder dazu sind für Normalverbraucher wie mich völlig ausreichend. Das gilt übrigens auch für diesen Bericht!
Doch nun zu den Orchideen die ich vorstellen will:
Zuerst das Wanzen-Knabenkraut (Orchis coriophora), schon gesehen im pannonischen Gebiet und vor allem auf Istrien. Auf Malta kommt die Subspezies fragans vor.
Nun wird es schon interessanter – es folgen Bilder von der uns noch mehr vertrauten Pyramidenorchis (Pyramidenständel, die Nomenklatur wechselt je nach Literaturherkunft), jedenfalls Anacamptis pyramidalis ssp. urvilleana, schon dem Habitus nach von unserer heimischen Art durch die blassere Blütenfarbe unterschieden.
Vollkommen neu waren für uns drei Ragwurzarten – hier die Braune Ragwurz / Ophris fusca. Sie war besonders zahlreich und in vollster Blüte!
Das Mal auf der Lippe ist etwas variabel, jedenfalls soll es die angelockten Insekten täuschen, eine(n) Artgenossen/in zur Befruchtung vorzufinden… Beim genaueren Hinsehen entdeckten wir jedoch zwei weitere Arten, von welchen uns die Spinnenragwurz schon abgegangen war (diese sahen wir äußerst oft z. B. in Istrien oder auf Krk). Es handelt sich auch um eine Spinnenragwurz, allerdings um die Ophris sphegoides ssp. melitensis, eine auf Malta endemische Art.
Das Mal kann hufeisenförmig aussehen oder nur angedeutet aus zwei “Stricherln” bestehen!
Die “Highlights” kommen aber est jetzt!
Dieses kleine Ungeheuer heißt Drohnen-Ragwurz oder Ophris bombyliflora!
Teilweise schon im Abblühen begriffen, lichtet sich auch der “Pilzmantel”, und ich glaube, es war schon immer die gleiche Art!
Zu unserer größten Überraschung trafen wir mehrmals, aber nicht oft auf eine uns ebenfalls völlig neue Orchidee – eine von uns nicht näher zu bestimmende Art des Zungenständels / Serapis.
Fast hatte es den Anschein, als wäre die Knospe nicht ganz geöffnet, und daher fehlte der Vergleich mit den Bildern in der “Mittelmeerflora”: Schönfelder Ingrid und Peter, Kosmos Atlas Mittelmeer- und Kanarenflora. Die Bestimmung der anderen Arten war insofern erleichtert, als in diesem Buch die Verbreitungsgebiete kartenmäßig dargestellt sind (Malta = Sizilien bis Tunesien).
Bei unseren Wanderungen waren wir bezüglich Orchideen in bestimmten Gebieten besonders fündig – vor allem Dingli Cliffs, die Küste zur Paulusinsel, auch die Marfa Ridge; überraschend jedoch Pembroke, wo der teilweise ruderale Küstenstreifen als ehemaliges Militärgebiet nicht kultiviert werden konnte und sogar ein Heritage-Naturtrail besteht.
Insgesamt waren wir “botanisch” in Malta auch nicht mehr “fündig” als etwa bei unseren Frühjahrstouren in Istrien oder auf den Inseln Cres und Krk. Den überwiegenden Eindruck machten die üppigen und farbenfrohen Blütenflächen aus – gelb die Crown Daisy genannte Kronenwucherblume (Chrysanthemum / Glebionis coronarium), der Nickende Sauerklee (begann im April schon zu verblühen) und vor allem die leuchtend roten Blütenköpfe des Kronen-Süßklees (Hedisarum coronarum).
Viele andere Blüten sieht man auch in unseren anderen Berichten über Wanderungen auf Malta!
Hinzufügen möchte ich noch, dass die Aufnahmebedingen durchwegs nicht einfach waren – steter und häufig heftiger Wind behinderte die Makro- und Autofukusfunktion. So mussten wir teilweise mit einer Hand die Blumen ruhig halten, mit der anderen fotografieren, und oft gelangen zur Bildwirkung nur die digitalen Ausschnitte. Wir waren selber jedenfalls überrascht durch diese Bildausbeute und behalten sie als Erinnerung an die Naturerlebnisse immer wieder bereit…