Wandern auf Malta – von Marsaxlokk nach Marsaskala
10. Mai 2015 von Bernhard Baumgartner
Wie schon angekündigt – hier ein nächster Hinweis, wie man sich über Wandermöglichkeiten in Malta informieren kann: Zunächst im Internet, wo aber eher nur Werbeobjekte präsent sind. “Malta-Heritage-Trails” klingt eigentlich vielversprechend, aber dabei gibt es eher Bilderserien zu naturkundlichen oder historischen Themen. Also zur zentralen Anlaufstelle – Tourismuszentrale in Valletta. Wir waren schon das dritte Mal dort, als wir den Ständer mit den “Wanderblättern” entdeckten! Insgesamt stehen hier sieben Folder mit detaillierten Informationen zu Verfügung, in mehreren Sprachen gut übersetzt, mit Routenkarte, Bildern und vor allem mit genauer Wegbeschreibung.
Einer dieser Wandervorschläge verbindet die beiden Hafenorte an der Ostküste Maltas – Marsaskala und Marsaxlokk. Uns verlockte die Route, weil wir in dieser Gegend noch nicht unterwegs gewesen waren und weil für beide Orte eine günstige Busverbindung von Valletta aus besteht.
Erster Akt also – Busfahrt von Paceville zum zentralen Terminal in Valletta, von dort nach kurzer Wartezeit mit Anschlussbus durch die südöstlichen Stadtgebiete und über freies Land. Es geht durch Paola, Tarxien und an Ghar Dalam vorbei (dort eine Höhle mit für die Urgeschichte Maltas überaus wichtigen Funden – im Archäologischen Museum erläutert wahrscheinlich eindrucksvoller als bei der Standortbesichtigung). Wir wollen diesmal aber eher die Natur in ihrer Frühlingspracht erleben als historische Stätten besichtigen, trotzdem entlässt uns der Bus am Hafenzugang von Marsaxlokk, also im verbauten Gebiet.
Erste Wanderstrecke also am gesamten Hafen dieses bekannten und viel besuchten Fischerortes entlang (wir sind auch schon das dritte Mal hier), aber wieder überaus malerisch! Nach dem langen Bogen, den der Hafen um die Bucht von Süden nach Nordosten beschreibt, folgt bei dem für Fischerboote ausdrücklich reservierten Anleger zuletzt eine Pizzeria. Für uns die letzte und auch einzige Gelegenheit zum Einkaufen (für Einkehr gäbe es genug Möglichkeiten). Durch einen Kindergartenausflug herrscht hier Partystimmung! Zwei riesige gefüllte Pizzabrote und zusätzlich eine Flasche Wasser nehmen wir als Proviant mit, und das war sehr gut, sonst wären wir bei den mehreren Stunden über Land ganz schön schwach geworden. Frage an die Kellnerin – wie lang ist es nach Marsaskala? Zehn Minuten – aber mit dem Bus! “Walking” scheint hier eher exotisch zu klingen…
Trotz Plan ist die Orientierung nicht einfach, denn auf Markierungen hat man entlang der empfohlenen Routen weitgehend verzichtet! Nur die Richtung ist klar – hinauf zum östlichen Höhenrücken, von dem uns allerdings weglose Agrarflächen und Heideböden trennen. Mehr dem Gefühl nach als mittels der Karte gelangen wir in einem nicht zu langen Straßenmarsch zu der in der Beschreibung angekündigten Kirche Tas Silg. Das soll “Maria Schnee” heißen, aber Schnee wird das Barockkircherl mit dem daneben befindlichen Landsitz kaum jemals gesehen haben…
Die Mauerformationen auf der nächsten Anhöhe heißen auch Tas Silg, in der Karte als Battery bezeichnet. Zutritt gibt es keinen, auch dringt wildes Hundegebell aus der Bastion (vielleicht dient es als Tierheim). Als Rastplatz benützen wir die Außenstiege eines höheren Gebäudes, das sich als Wasserreservoir entpuppt und einen schönen Panoramablick bietet. Hier könnten wir südwärts einen Abstecher auf die Delamara-Halbinsel machen. Wir konzentrieren uns aber lieber auf den Weiterweg nach Marsaskala, und das war auch gut so, denn die gesamte Strecke hätten wir kaum geschafft. Außerdem ist der Weiterweg zum nächsten Hafen sicher lohnender als die von den Schloten eines Elektrizitätswerk überragte Landzunge bei Delamara.
Nach hübschem Rückblick auf Marsaxlokk von den blumenbunten Rainen der asphaltierten Höhenstraße geht es zwischen Steinmauern dahin. Plötzlich öffnet sich die Aussicht gegen die östliche Küste, und diese ist ein landschaftliches Gustostückerl, wie an den Bildern zu erkennen ist. Trotz voller Sonne ist das Dahinwandern überaus angenehm, denn wie an den meisten anderen Tagen weht ein erfrischendes Lüftchen (positiv gespürt – eher ein zünftiger Wind).
Entlang der malerischen Buch mit ihrer Steilküste zieht eine hohe Steinmauer auf der Landzunge abwärts. Sie umschließt den “Naturpark Xrobb il-Ghagin” – ein mit Hilfe mehrerer europäischer Staaten verwirklichtes Naturschutzprojekt. Weil wir glauben, die Halbinsel umrunden zu können, wandern wir die Mauer entlang bergab, wobei sich ein prächtiger Blick auf die Bucht unterhalb und die vorspringende nächste Landzunge mit einem Felsfenster ergibt.
Leider führt am Ende der Halbinsel mit dem Naturpark keine Weg weiter, also heißt es wieder bergauf zurückzugehen. Wir zweigen aber noch vor dem auf der Hochfläche verlaufenden Weg in das Naturschutzgebiet hinein ab. Hier gibt es zunächst einige Aufforstungsflächen, daneben und überwiegend naturbelassene Garigues, typische steinige Heideflächen, hier allerdings frei von Müll und anderen Beeinträchtigungen.
Neben den zu dieser Zeit geschlossenen Gebäuden des Naturschutzzentrums befindet sich der Felsabbruch in die nächste Bucht, ein grandioser Ausblick von dem durch Spaltungen des Kalksteins bedrohten Klippenrand.
Um nicht neuerliche einen Umweg nehmen zu müssen, gehen wir einfach über die Garigueflächen weiter auf die obere Begrenzungsmauer zu. Diese ist zum Glück ein Stück lang eingestürzt, denn am Felsrand ist der Durchschlupf durch massive Eisengitter versperrt. Dann stehen wir wieder auf dem Hauptweg, und ein freundlicher Herr, vielleicht ein Naturschutzwart, macht uns auf das lebensgefährliche Betreten des Klippenrandes aufmerksam. Wir haben trotzdem Tief- und Ausblicke genug, bis sich ein seichter, von Steinmauern begrenzter Hohlweg zur Küste hinabwendet.
Bei einem Brachfeld halten wir dann letzte Rast und verputzen den in weiser Vorraussicht mitgetragenen Proviant. Hauptblütezeit ist jetzt neben den gelben Daisy´s und rotem Kronenklee für die Gladiolen (Foto AB), dazu kommen noch andere Arten und immer wieder Orchideen.
Nach fast vier Stunden Wanderzeit landen wir beim südlichen Strand von Marsaskala – wie auch andernorts abseits der Hotelstandorte eine recht urige Angelegenheit, entlang der Wasserlinie Berge von angeschwemmtem und vertrocknetem Seegras, die holprige Straße entlang eine “verhüttelte” Szenerie. Man kann sich gar nicht vorstellen, dass hier jemand den Strandurlaub verbringt, aber es wird wohl so sein, so wie man es sich halt leisten kann…
Sobald wir zur Hauptstraße kommen, wird alles touristischer und gepflegter, eine Promenade mit Bänken, schöne Landhäuser, noch geschlossene Einkehrmöglichkeiten und – die ersehnte Bushaltestelle. Die Wartezeit dauert nicht lange, und bei der Busfahrt merken wir erst die eigentümliche Anlage des Hafenortes Marsaskala. Diese Stadt (oder ist es “nur” ein Dorf?) nimmt eine weitläufige Halbinsel ein, und über die Anhöhe hinweg folgt erst die eigentliche Marsaskale-Bucht mit der großen Pfarrkirche. Dann bleiben die südöstlichen Gefilde der Insel hinter uns, und über Valletta kommen wir in langer Fahrt zurück zu unserem Standort in Paceville – und, oh Schreck, es ist bereits Ostermontag, 6. April, nur mehr drei ganze Tage in Malta…