Malta: Die schönsten Badebuchten erwandert!
16. April 2015 von Bernhard Baumgartner
Die Buchten an der Nordwestküste Maltas konnten wir (wie berichtet) bei wundervollem Badewetter im Oktober 2014 erleben, allerding bei völlig verdörrter Natur. Daher war die küstengebirgige Landschaft unser vornehmlich erträumtes Ziel zum Wandern! Weil sich eine sehr günstige Streckenwanderung mit Busverbindung anbietet, ist sie auch bestens zu empfehlen.
Zufahrt mit Bus 225 auf einer zügigen Strecke ohne viele Umweg (im Gegensatz zum 205, der endlose Schleifen zieht) über Naxxar und Mostar (beide Kirchen überaus beachtenswert). Von der Route nach Rabat wird bei einem markanten Kreisverkehr nordwestlich abgezweigt und die Sattelhöhe der Dwejra Ridge erklommen (bei der Busstation auf der Höhe könnte man aussteigen und gegen Westen den Höhenrücken mit den Dwejra bzw. Victoria Lines erwandert – die Chinesische Mauer Maltas!). Sobald in Mgarr die Kirche in Sicht kommt, schnell aussteigen, denn der Bus biegt hier scharf zur Golden Bay ab!
Die Kirche von Mgarr (wo es auch bedeutende archäologische Stätten, aber nicht besonders günstig zum Besichtigen gibt) hat ihren Namen übrigens von der Entstehung her. Die Einwohner des Dorfes sammelten jahrelang das Geld ihrer Eierverkäufe, bis sie 1927 den hochragenden Kuppelbau errichteten konnten (die Kuppel schaut beim vorigen Bild noch von rechts herein).
Wir erlebten hier wieder die Freundlichkeit der MalteserInnen – auf unsere Frage, wann die Osterprozessionen in Mgarr stattfinden würden, antwortete sie uns (sogar höchst erfreut) – nicht hier, aber in Mostar, am Karfreitag um 17 Uhr – wir waren am Gründonnerstag unterwegs und planten nun schon leichter den höchsten maltesischen und österlichen Feiertagen (geworden ist es dann Valletta).
Die Wanderung entlang der Asphaltstraße war wegen dem verschwindend geringen Verkehr (zu dieser Zeit!!!!) und wegen der bunten Blumenfülle ebenfalls ein Genuss, etwa 45 Minuten und immer weiter bergab. Dann standen wir am Ufer der Gnejna Bay, links und rechts Klippen und Fischerbauwerke, dazwischen ein wunderbarer Sandstrand, über den riesenhohe Wellen hereinrollten.
Wir begannen unsere Weiterwanderung rechts, kraxelten über eine sandig-steinige Böschung hinauf zu einem ausgeprägten Weg, der oberhalb der Bucht entlang weiter verlief. Unten tosten die Brecher gegen Molen und schmale Landeplätze. Hier heroben bummelten wir durch üppiges, mit buntesten Blumen durchwirktes Grün – dazu der einmalige Ausblick!
An dieser Stell haben wir schon ein Tamariskenhain mit altem Gebäude passiert und kommen in den nördlichen, immer wilderen Bereich der Bucht. Hier brechen die weichen Gesteinsschichten der Mergel und Grünsande hervor und verwittern zu Formen, die an den Kalkglimmerschiefer der “Bratschen” in den Hohen Tauern erinnern. Der gelbliche Stein ist Globigerinenkalk, nur scheinbar weich, aber als Baustein wie in der Natur sehr widerstandsfähig. Besonders die teilweise überspülte Felszung ist eindrucksvoll. Dazwischen verwandeln Wasseraustritte die Grünsande in einen ungenehmen Matsch (später treffen wir sogar auf einen Austritt wie bei einer Mure).
Unser Ziel kennen wir ja – den Sattel neben dem Tafelberg Il Karraba (aus hartem auflagerndem Korallenkalk), im Bild übrigens die Felszunge und rechts der Sattel. Dorthin zu kommen, erscheint aber problematisch, denn womöglich müssten wir die sandigen Steilflanken hoch über der wilden Brandung überwinden! Viel zu gefährlich, daher wandern wir denselben Weg zurück. Im Nachhinein wissen wir, nach dem nächsten Riedel hätte im Grüngelände ein Steig wahrscheinlich unproblematisch zum Klippenvorsprung hinaufgefährt…
Kurz bevor wir den Ausgangspunkt an der Gnejna Bay erreichen, steigen wir entlang von kaum erkennbaren Pfadspuren die Grünhänge hinan, auf die überhängenden Klippen zu. Zuletzt kommen wir zum Glück auf einen Steig und mit ein wenig Griffhilfe hinauf zur Hochfläche beim historischen Wachturm.
Jetzt stellt sich heraus, dass es gut war, den Weg zurück zu gehen und hier herauf zu steigen – das Plateau ist nicht voll mit Blumenpolstern, aber noch berückender ist der Aus- und Tiefblick!
Hier haben wir schon die Rastpause hinter uns, sind am schwindelnden Klippenrand mit seinen Abbruchrissen entlang gegangen, bis einer steiler Durchschlupf (schon nach dem vorspringen Kap) den Abstieg zum Sattel ermöglichst. Ein landschaftlich extremer Kontrast, die kuschelig weich wirkenden Mergelschichten, die abgründig zum Strand hinableiten, jenseits des Sattel der der koralline Tafelberg. Durch üppigen Wuchs und einer Gründsand-Mure vorbei führen Wege zur nächsten Bucht hinab – Tuffielha Bay, das Glanzstück zum Baden und Herumwandern!
Am Strand unten liegen schon die ersten SonnenanbeterInnen herum, und beim kleinen Restaurant ist man schon intensiv an den Saisonvorbereitungen – zu Ostern wird es hier sicher starken Betrieb geben! Dann steigen wir die lange Stufenreihe hinauf zum Parkplatz der zwischen Mgarr und Golden Bay verlaufenden bzw. abzweigenden Seitenstraße. Das Eis beim Standel hat uns nicht so geschmeckt, aber umso mehr das folgende letzte Wegstück!
Auf schon mehrfach bekanntem Weg gehen wir nun zwischen Klippenrand und Felsflächen weiter zur Golden Bay – aber welcher Unterschied zur Öde der Natur des Oktobers, nun alles bunt und voller Blüten!
Samt Rasten und Schauen und Fotografieren haben wir für diese wunderbare Wanderung – von der Landschaft sicher am eindrucksvollsten auf Malta – mehr als vier Stunden gebraucht. Am Ziel oberhalb der Golden Bay gibt es ein kurioses Lokal – “Apple Eye” – gute “Kuacherl” auch mit Äpfeln usw. Dort versorgen wir uns für den späten Nachmittagskaffee, halten uns aber nicht auf, sondern fahren mit dem schon bald kommenden Bus 225 zurück nach Pembroke zur Wohnung in Pender Gardens. Ein traumhafter Tag liegt hinter uns und macht noch Appetit auf mehr, aber zunächst gilt es, die folgenden Ostertage mit ihren maltesichen Eigentümlichkeiten zu erleben…