Dingli Cliffs – Maltas “höchster Berg”
26. November 2014 von Bernhard Baumgartner
Aus der mitteleuropäischen “Nebelsuppe” am besten auf einen hohen Berg, aber indem sogar Ötscher und Schneeberg nicht hoch genug erscheinen, gleich “virtuell” nach Süden…
AB Ausblick von den Dingli Cliffs, dem “höchsten Berg” von Malta, gegen das hinter dem südlichen Horizont gar nicht so ferne Afrika!
Erinnerung an den sechsten “Maltatag” am 6. Oktober 2014:
Genau nach Busplan (vielleicht das meistbenützte Druckwerk für Maltatouristen) Richtung Rabat – auf vermeintlich bekannter Route, aber dann leider doch kreuz und quer durch Naxxar und Mosta… Immerhin gibt es an dem in einer Parkanlage gelegenen Terminal zwischen Rabat und Mdina (unserem anschließenden Ziel) ein rasche Umsteigmöglichkeit in den nächsten Bus. Dieser fährt durch die engen Gassen von Dingli, nahe der mit Kuppel und Türmen hochragenden Kirche vorbei, südwärts – und bergauf, es geht ja zum höchsten Gipfel Maltas!
Vorbei an einer ganz modern wirkenden Touristeneinkehr sind wir unversehens auf einem steinigen Höhenrücken angelangt. Da ist schon die historische Magdalenenkapelle, also schnell ausgestiegen!
Statt auf einem Gipfel steht man hier auf einer langgezogenen Klippe, die ca. 260 m steil und vielfach in Felswänden zum Meer abstürzt. Karger Boden mit geringem, jetzt im Herbst großteils verdorrten Bewuchs, das spärliche Gras völlig graubraun vertrocknet, dazwischen immergrünes und zumeist sehr dorniges Gesträuch. Eigenartige Rillen durchziehen die Steinflächen – sie werden als urzeitliche Spurrillen angesehen und von den imperialen Briten nach den Schienen in einem Bahnhof nahe London benannt (irgendwie typisch, und wenn auch die englischen Namen für uns leichter auszusprechen sind, ist es gut nachvollziehbar, dass die Malteser eher auf die Ortsnamen in ihrer eigenen Sprache Wert legen…).
Wie soll es nun weitergehen? Bergauf – nicht möglich, wir sind ja schon zuhöchst oben, also in die Tiefe… da sind ja die Felsabbrüche… aber es öffnet sich auch eine kleine Scharte, wie hinaus ins Leere, ein schmaler Fahrweg! Dem vertrauen wir uns an, nachdem ein vorher abzweigender Steig doch zu waghalsig erschienen ist…
Zwischen den Felsstufen ziehen sich ruderale Flächen gemischt mit brachem, dürtigen Kulturland die Hänge entlang. Ein nur mäßig getarnter Landsitz ist bedrohlich abgeschirmt, aber sonst bewegt man sich hier ungehindert durch ein überraschend vielfältiges Gelände.
Aber die Bewirtschaftung muss noch immer intakt sein, denn vielfach liegen Reste von der letzten Ernte vor dem Hochsommer herum, vor allem Zwiebel, und ein flacher Streifen guten Bodens ist mit jungen Birnbäumen bepflanzt.
Überall stehen sie herum oder quellen aus Felsritzen oder zwischen anderen Pflanzen hervor – die “Ohrwaschlkaktus”. Die Früchte schrecken mit ihren Stacheln zwar ab, aber das Innere könnte doch irgendwie gut schmecken, haben wir nicht sogar eine Marmelade davon gekostet? Also nimmt sich Anni einer solchen Frucht mit dem Taschenmesser an, und als ihr die zwei Hände zu wenig werden, klemmt sie die “Kaktusfeige” sogar zwischen den Knien ein… Die Nachwirkungen sind grauenhaft und lange schmerzlich anhaltend…
Ein umfangreicher Zitronenbaum trägt alle Fruchtstadien von grün bis bereits braunfaulig – ehrlich, so herrliche riechende und schmeckende Zitronen haben wir noch nie erlebt – pur Natur und bio…
Auf einem tieferen Terrassenrand halten wir dann Rast, nicht zu üppig, aber doch ausreichend “Material” für ein Wanderpicknick im Rucksack. Von dieser Stelle aus ergibt sich auch der beste Blick auf einen Felsvorsprung, der genauso eindrucksvoll ist wie die Felsinsel “Fifla” draußen im Meer (diese soll angeblich nicht zu betreten sein, da sie dem britischen Militär als Artillerieziel diente).
In diesen Bildern erkennt man den unterschiedlichen geologischen Aufbau Maltas – die massiven Kalkschichten und die sandigen “weicheren” Globigerinenkalke (nach Fossilien so benannt, gibt es auch in Niederösterreich!), dem Reichtum an Bausteinen Maltas, denn sonst gibt es nicht viele natürliche Reichtümer, vor allem kaum Wasser!
Allmählich machen wir uns an den Aufstieg, ganz schön heiß um die Mittagszeit, zum Glück weht immer ein frisches Lüfterl als Erinnerung an den vorigen Schlechtwettertag.
Dann ist wieder die Cliffhöhe erreicht, und wir wandern am Felsabbruch entlang zur Bushaltestelle bei der Magdalenenkapelle.
Nun heißt es warten bis endlich in der Ferne der Bus auftaucht, aber inzwischen genießen wir noch den Ausblick über die steile Südküste, am besten im Schatten der Magdalenenkapelle…
In der Nähe von Rabat sehen wir auch den einzigen größeren, allerdings auch vor langer Zeit angepflanzten Wald rund um das Schloss Busket. Dann brummt auch schon der Bus daher, zum Glück klimatisiert, und wir fahren zurück zum Terminal zwischen Rabat und Mdina, unserem Nachmittagsziel.