Traisenberg – einmal anders – von Türnitz her
28. August 2014 von Bernhard Baumgartner
Der langgestreckte Bergzug vom Türnitzer Höger bis zum St. Aegyder Traisenberg ist für mich der “Traisentaler Mitterkamm”, und als solcher bietet er eine der lohnendsten Überschreitungen in der “Lilienfelder Waldmark” (noch eine treffende Bezeichnung für die Voralpen im Traisen- und Gölsengebiet – Gutensteiner Alpen ist ja wirklich bei den Haaren herbeigezogen).
Am liebsten ist uns als leichte Wanderung der Wancurasteig von St. Aegyd zur Zdarskyhütte, die hier sogar einen Hüterhund hat! Noch besser ist die Tour als Runde über den Traisenbergsattel, egal in welcher Richtung. Aus dem Tal der Unrechten Traisen hat die Gipfelsammlung über den ganzen Mitterkamm hinweg den (leichten) Nachteil, dass Start und Ziel nicht dasselbe sind, also eine Busfahrt nötig ist. Von Türnitz her hingegen lässt sich eine perfekte Runde ziehen, wenn man mit dem Auto in die Traisenbachrotte zufährt.
Für die “Monsterrunde” (aus meiner heutigen Sicht) bleibt man dazu bei der Kreuzung vor dem Ebnerhof stehen und landet nach Zdarskyhütte, Gschwendthütte und Türnitzer Hütte ebenfalls wieder dort. Ehrlich gestanden, das ist uns zu anstrengend – also halbieren wir die Runde und fahren noch ein Stück weiter bis zur Kreuzung nach dem Waldsteighof (wie de Hof In der Klaus ein Landsitz und längst kein Bauernhof mehr). Dort steht dieses interessante Rote Kreuz mit der Jahreszahl 1835 – ein Hinweis darauf, dass früher hier ein wichtiger Übergang zwischen Türnitz und St. Aegyd bestand, noch aus der Zeit vor dem Eisenbahnbau übrigens (immerhin fährt heute noch ein Bus, seit die Bahn in Schrambach endet).
Hier steht schon das nächste Kreuz, noch dazu ein ganz neues, schon weit oben im Wallersbachgraben. Durch diesen ist übrigens auch eine Hochspannungsleitung gezogen worden! Schon längst geplant, ist letzten Sonntag (24. August) endlich der Termin für diese Tour reif geworden. Allerdings ziehen dichte Wolken dahin, verraten den stürmischen Wind auf den Bergen, aber immerhin soll es nachmittags auflockern, und trocken ist es zum Glück die ganze Zeit geblieben.
Wir marschieren auf der Forststraße in den Wallersbachgraben hinein, und weiter oben stellt sich heraus, dass die Markierung in der ÖK (wieder einmal, oder nur in meiner Version der AMAP) nicht stimmt. Denn der obere Graben wird auf einem alten Karrenweg begangen, und von der Jagdhütte geht die (ausgezeichnete) Markierung Richtung Zdarskyhütte nicht über den Traisenbergsattel, sondern direkt gegen die Glinzenmauer hinauf. Wir sind froh, dieses Stück bergauf nehmen zu können, denn talwärts wäre der erdige und verwurzelte Steig noch unangenehmer.
Der Bergwald unter der Glinzenmauer ist voll urig und noch dazu voll Schwammerl! Eine solche Fülle haben wir schon lange nicht gesehen, aber leider nicht von Herrenpilzen und Pfifferlingen (um die Wortwiederholung zu vermeiden…). Sogar die “Bärentatzen” wachsen in Hexenkreisen…
Nur einmal begegnen wir anderen Wanderern, die sich wundern, dass da wer aus der Traisenbachrotte heraufkommt. Aber der Weg ist (wie schon angemerkt) bestens markiert, und eine Tafel mit “Barbaras Stecka Reith” verrät einige Beliebtheit – aber wahrscheinlich vom Traisenbergsattel und aus der Unrechttraisen her.
Oben auf der Bürgeralm bläst der Wind schon recht heftig, und er steigert sich sogar noch samt der immer niedrigeren Temperatur, dass wir richtig angetrieben werden. Einkehr ist diesmal nicht vorgesehen, wir gehen gleich weiter Richtung Gschwendt und Paulmauer. Aber – auf der Starkhöhe, wo der Kamm verflacht, steht abseits im Fichtenforst der einzige Herrenpilz des Tages! Wir nützen die Gelegenheit zum Verlassen der Markierung und gehen gleich links haltend weiter. Der Almweg vermittelt nämlich die Verbindung zu unserem Abstieg auf der “halben Monstertour”.
Jetzt weiß ich endlich wieder, wo ich vor einigen Jahren die schönen Ausblicke zum Tirolerkogel und zum Eisenstein fotografiert habe! Leider ist das Wetter nicht optimal, aber sogar bei diesen Verhältnissen wirken die hohen Wollkopf-Kratzdisteln und der Eisenhut recht imposant. Dazu blüht überall ganz herrlich der Schwalbenwurz-Enzian – es ist wahrlich schon Herbst geworden…
Hier kommen wir schon zum Höllboden, der Wiesenmulde vor der Paulmauer und der Grabenalm. Normalerweise hätten wir die Felskanzel der Paulmauer noch mitgenommen, aber bei dem Sturm – inzwischen setze sogar ich mein Wanderkappel mit dem Schirm nach hinten auf!
Mein Trick für die “halbe Monstertour” ist der Abstieg auf der Forststraße durch den Brunstgraben. Irgendwann vor langer, langer Zeit waren wir hier schon unterwegs, aber die Erinnerung daran ist längst verblasst – jetzt weiß ich, wie sich für Anni und mich 6,5 km Forststraße bergab mit 600 m Höhenunterschied anfühlen…
Von der Kehre am Brunstriegel an ergibt sich ein prächtiger Blick (mit ein wenig Sonne) auf die steilen Waldhänge der Höllmauer und einmal sogar auf den Göller mit seiner Wolkenhaube. Die Felsstufen der Höllmauer reichen mit ihren Schuttrinnen bis an die weithin unterhalb querende Straße herab – ein bequemes Gehen in wilder Landschaft, wenn gerade nicht ein paar Steine herabkollern…
Diese Forststraße gibt es schon sehr lange, eigentlich ist es auch die Zufahrt für die Alm am Höllboden. In meinem Führer “Die Voralpen an Traisen und Gölsen” von 1976 habe ich sie nämlich schon erwähnt. Ausblicke gibt es immer wieder einmal, vor allem auch endlich auf die gegenläufige Kehre weit unten! Und im Geröll oberhalb der Böschung stehen prächtige Hirschzungen-Farne, ein Hinweis auf den Extremstandort dieses Steilhanges (sonst eher in den Schluchten zu finden).
Die Streifen an der Blattunterseite sind die Sporenträger.
Jetzt sind wir schon weit mehr als drei Stunden fleißig unterwegs, und außer ein paar Schlucken aus der Flasche hat es noch nichts zur Stärkung gegeben. Bei der Kehre packen wir dann unser einziges Packerl Schnitten aus, und schon kommt uns der Hochwald wieder ganz romantisch vor und das Gehen funktioniert wieder lockerer…
Rückblick zur von hier aus waldigen Paulmauer und die Felsen der Höllmauer. Nach der nächsten Kehre, wo der Graben schon das Wasser der Türnitzer Traisen führt (diese wurzelt oben in der Höllbodenmulde, sichtbar nur als Viehtränke!), ziehen weitere Windungen hinab in den Brunstgraben. Die Szenerie ist wirklich romantisch, Felsstufen und alte Baumriesen, das ausgewaschene Bachbett, Dolomitrasen mit im Frühsommer sicherlich reichem Blumenflor.
Altholz mit Baumschwämmen und Moospolstern, hier modert so mancher Stamm vor sich hin und wird nicht gleich “entsorgt” – auf Buchenholz halte ich immer nach dem blauen Alpenbock Ausschau, aber es ist wohl nicht die richtige Zeit für diesen selten Käfer, um einen Spaziergang zu unternehmen….
Nun reicht die Gehzeit schon längst über vier Stunden hinaus – endlich wird der Talboden flach, und die Wiesen beim Klaushof kommen in Sicht. Der Besitzer stellt sich auf Tafeln als Stützpunkt der Berg- und Naturwacht vor, hat alles schön renoviert und mit NÖ-geförderten Obstbaumreihen bepflanzt (wir konnten ein Schild mit Klarapfel entziffern).
Nach etwas weniger als fünf Stunden landen wir wieder bei unserem Auto am Ausgangspunkt – unbehelligt! Ich bin diesmal ganz locker, weil ich von einem “jagerischen” Studienkollegen weiß, dass wir hier beim Roten Kreuz auf öffentlichem Gut geparkt haben und gefahren sind. Was dann die Fahrverbotstafeln bei der Abzweigung Ebnerhof (ist ja ein Bauernhof-Pension) sollen, ist mir nicht ganz klar – oder doch? Von Seiten der Gemeinde sollte man da nicht so nachlässig mit solchen Gewohnheiten umgehen, denn eine öffentlicher Weg ist nur allzu bald privatisiert und mit ein paar Caterpillarschüben in eine Forststraße zu verwandeln… Hier das letzte Bild dieser eindrucksvollen Tour:
3 Reaktionen zu “Traisenberg – einmal anders – von Türnitz her”
Sehr interessant, dieser Bericht!
Auf meiner Amap sind beide Wege aus dem Wallersbachgraben herauf eingezeichnet! Sowohl der zum Traisenbergsattel wie auch der Richtung Glinzenmauer.
Ob Eure Route auch eine BC-Schitour wäre? Kommt viell. auch drauf an, wie weit man hineinfahren kann in das Tal (bis zur Kreuzung, wo Ihr diesmal gestanden seid?)
In meiner Karte sind auch beide Wege eingezeichnet, aber mit Markierung nur jener über den Traisenbergsattel. Ich habe leider nicht die neueste Version und muss sie dringend besorgen! – über BEV bestellen? Nur muss diese auch über mein altes Win XP laufen…
Unser Abstiegsweg ist als Schitour ziemlich sicher nicht geeignet – wenn genug Schnee ist, herrscht unter der Höllmauer sicher starke Lawinengefahr!
Was wir bereits gemacht haben (noch dazu in einer Silvesternacht bei Mondschein): In St. Aegyd bei der Waldkirche beginnende Forststraße in weitem Bogen bis zur Hochfläche, auch als Abfahrt bei viel Schnee gut geeignet (aber Vorsicht wegen Autospuren der Hüttenbewirtschafter bzw. wie bei einer meiner anderen Touren wegen Holzschlägerungen geräumt und daher Fußmarsch). Im Höhengelände ganz ideal, bis zur Paulmauer hin, nur gleich oberhalb der Zdarskyhütte eine schmälerer Waldanstieg.
Grüße! BB
Amap Fly kannst sicher über BEV bestellen. Ich denk, die lauft so ziemlich auf jedem Betriebssystem, kann aber nachfragen (Freund Günter arbeitet ja dort).
Ahja, Lawinengefahr! Daran hab ich natürlich nicht gedacht!
Jetzt schau ma erst amal, obs überhaupt diesen Winter wieder mal ordentlich Schnee gibt.