Csobanc – eine Weingartenwanderung
31. Oktober 2013 von Bernhard Baumgartner
Dieser 376 m hohe Gipfel südöstlich von Tapolca ist zunächst einmal ein Burgberg. Das gar nicht so kleine Plateau weist Mauerreste einer Festung auf, die sowohl gegen die Türken als auch gegen die habsburgischen Angreifer erfolgreich verteidigen werden konnte. Erst nach Niederschlagung des ungarischen Freiheitskampfes unter Rakoczi Anfang des 18. Jhdts. wurde die Burg gesprengt.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Basaltgipfeln der Umgebung scheint der Gipfelaufbau nicht durch Steinbrüche beeinträchtigt zu sein, wie etwa auf dem berühmten Badacsony. Aber sogar dort hat in den letzten 50 Jahren nach dem Ende des Steinabbaues die Natur schon viele Spuren verdeckt. Von dem weiter östlich zwischen Köveskal, Monoszlo und Zanka aufragenden Hegyes-tö blieb hingegen nur mehr ein Felszahn erhalten, der zu einem sehenswerten Freilichtmuseum ausgestaltet wurde.
Schon Anfang April 2009 haben wir den Csobanc bei einer Wanderung überschritten. Damals waren wir auf den Gipfelbereich konzentriert, und dazu bot sich die Zufahrt von Süden durch die Weingärten hinauf bis zur Flur Oreghegy an (nördlich von Kaplantoti von der Landstraße abzweigender Güterweg mit blauer Markierung). Vom südöstlichen Waldrand leitete dann ein markierter Steig (blaues L) über den Steilaufbau hinauf zum Gipfel, der bei Paragleitern ein beliebter Startplatz ist. Als Abstieg wählten wir den nordwestlichen Burgweg Richtung Gyulakeszi, wendeten uns aber unterhalb der Steilhänge auf Weingartenwegen gegen Süden zur Donati-Kapelle und gelangten so wieder zum Ausgangspunkt Oreg.
Jetzt im bunten Herbst waren eher die Weingartenwege rund um den Csobanc verlockend. Dazu kurze Zufahrt von Tapolca bis ins Dorf Gyulakeszi und dort bei der Kirche auf Seitenstraße und Feldweg abzweigend bis zum Berganstieg. Der grün markierte Burgweg hätte uns, anfangs als asphaltierter Hohlweg direkt hinauf zur Ruine am Gipfel geführt. Wir schwenkten aber der Spezialkarte nach gleich rechts auf Fahrweg in die Weingärten des unteren Berghanges ein.
Dass der Weinbau hier ambitioniert betrieben wird, beweist die “Csobanci Bormanufaktura” der Cooperation von Beöthy Janos und Töth Sandor, die ihre Spitzenweine sogar im Hotel Pelion anboten. Im Gelände ausmachen konnten wir allerdings nicht, woher die “Lacrima Basalto” kommen (“Basalttränen” ? es wäre halt schon sehr nützlich, das so überaus unverständliche Ungarisch zumindest ansatzweise zu verstehen; immerhin “Elado” / Verkauf und “Tilos” / Verbot prägt sich ein, weil häufig zu sehen…). Ausgedehnte Weingärten erstrecken sich im westlichen Vorfeld des Csobanc, die Hänge hinan gibt es eher kleinräumige Rieden, verschieden intensiv bewirtschaftet, aber auch aufgelassen.
Aber bevor es soweit ist, endet unser bequemer Seitenweg an einem kleinen, gepflegten Landhaus, wo zum Glück der Inhaber gerade fleißig am Werken ist. Er weist uns auch den richtigen Weiterweg, durch einen Nachbarsgarten hinab zum Bergrandweg. Erst bei der folgenden Kreuzung geht es richtig bergwärts, auf einem Fahrweg hinein in ein Hochtal zwischen sonnigem Weingartenhang und Buschzonen. Interessant ist ein scharfe Kuppe mit Sandsteinblöcken, eine seltene geologische Erscheinung, wie uns eine Infotafel des Nationalparks erklärt (in Ungarisch und Englisch, also etwas verständlich). Unser Ziel ist die Donati-Kapelle, heißt “Szt. Donat kapolna”, dem Weinheiligen Donatus geweiht, wie auch bei uns üblich.
Wäre dieses Kelterhaus zumindest zeitweilig als Ausschank bewirtschaftet, hieße es “Pince”. Aber solche Gelegenheiten gibt es eher am Badacsony oder dem ebenfalls belebteren “Georgsberg”. Für uns führt der Weiterweg nun rechts ganz malerisch zwischen steinigem Rain, Sträuchern und Nußbäumen hinüber zur Donati-Kapelle. Vorher aber kommen wir noch an einem typischen Kreuz vorbei, so wie es vielfach an Straßen und Wegen zu sehen ist.
Bei der Donati-Kapelle hängt fast einladend der Glockenzug in den Vorraum herab, und es wäre auch gerade Mittagszeit! Aber während in unseren Dörfern oft sogar in der Einschicht Mittagsglocken geläutet werden, hört man das Geläute hier nur aus den fernen Dörfern. Jedenfalls gibt es neben der hübschen Aussicht auch ein renoviertes, zum Kauf angebotenes Landhaus, auf dessen Stufen wir uns zumindest zur Rast niedersetzen können.
Gleich neben diesem vernachlässigten oder bereits aufgelassenen Weingarten steht ein ganz stattliches, bereits vor drei Jahren renoviertes pannonisches Landhaus. Wir könnten jetzt die Rieden entlang weitergehen bis zur Flur Oreg, wo ein Güterweg heraufkommt, und von dort aus den Gipfel überschreiten. Reizvoller erscheint es jedoch, herunten im “Weingelände” zu bleiben, also ein Stück denselben Weg zurück und dann teilweise durch Hohlwege und weitere Rieden und Obstgärten entlang gegen Nordwesten zu wandern.
Durch die Senke am vorgelagerten Hügel mit dem Flurnamen Kömagas ist bald der Burgweg mit der grünen Markierung erreicht. Auf diesem geht es durch einen asphaltierten Hohlweg zurück zum Ausgangspunkt.
Unser nächstes Ziel hatten wir schon mehrmals an diesem Tag vor Augen – einen breit ausladenden Basaltgipfel (wie alle diese Berge vor 6 bis 8 Millionen Jahren noch ein tätiger Vulkan) südwestlich von Tapolca – den “Georgsberg”.