Gastein: Schmaranzeralm & Guggenstein – gemütlich & scharf!
16. September 2013 von Bernhard Baumgartner
Zwar sieht jeder bei der Fahrt ins Gasteinertal an der Westseite zwischen Dorfgastein und Bad Hofgastein den Hangvorsprung, der sich aus der Talperspektive mit seinen Steilabfällen und Felsstufen wie ein Gipfel gibt. Guggenstein ist sein Name, wobei nicht klar ist, ob dieser sich vom Ausblick von seiner scharfen Schneide herleitet oder weil er sich so ins Blickfeld drängt. Schmaranzer ist der Hausname des Gehöftes unten im Hofgasteiner Ortsteil Wieden, zu dem die Alm oben im Talschluss des Seitengrabens unter dem über 2400 m hohen Kramkogel gehört, und Schmaranz(er)alm klingt ja auch irgendwie interessanter als Wiedneralm.
Dieser Bergwinkel war uns schon vertraut, weil wir mehrmals zur Biberalm hinaufgefahren waren, wo es nicht mehr weit zum Wetterkreuz ist. Als besonders schöne Tour erlebten wir die Runde weiter halbwegs Richtung Seebachscharte und südwärts über den Sattel (2124 m) neben der Schwarzwand mit Steilabstieg zur Schmaranzeralm. Vertraut sollte man, egal ob zur Biberalm oder zur Schmaranzeralm, mit der Auffahrt sein, denn so gelangt man immerhin 900 Höhenmeter hinauf in die Region der Waldgrenze und erspart sich den endlosen Marsch über die unteren Berghänge.
Wichtigste Voraussetzung – fünf Euro in Münzen mitnehmen! Dann von der Hauptstraße zum Bahnhof Hofgastein abzweigen, kurz davor links und in der Folge auf schmaler Asphaltstraße über Breitenberg hinan bis zum Schranken nach dem Hof Brandeben. Nach der automatischen Mautstelle auf Sandstraße weiter (hoffentlich ohne Gegenverkehr!) und in weiten Kehren durch Hochwälder und über Almwiesen bis zur Verzweigung auf ca. 1600 m mit Wegweiser und kleiner Parkmöglichkeit. Rechts geht es noch weiter hinauf zur Biberalm, links hinein in den Almkessel bei der Schmaranzeralm.
Auffahrt gut gelungen und auf der Almhütte freundlich empfangen, ein “Knäuel” von jungen Hunden wuselt herum, und “wohin geht´s?” “Auf´n Gugga” – gleich gibt es die Wegbeschreibung dazu, denn markiert ist dieser Hüttengipfel nicht. Die Alm bietet sogar einen Fischteich samt Angelzeug an, ich begnüge mich mit der Angelpose per Walkingstock, Anni balanziert auf schmalem Baumstamm über das Bacherl… Dann geht es auf einem gemütlichen Almweg den Hang hinauf bis zur markanten “dürren Lärche”, wo sich der frisch ausgeschobene Weg links hinauf in ein Hochtal wendet. Zum Kamm ist es dann auch nicht mehr weit.
Der Kammsteig zum Guggenstein hinaus schärft sich zusehends, etwas abschüssiger als auf den Bildern zu sehen, jedenfalls äußerst eindrucksvoll und gar nicht so selten begangen. Unser Rastplatz ist dann nicht beim Gipfelkreuz, sondern in der Sattelmulde zwischen blühendem Heidekraut und spärlichen Heidelbeeren, samt herrlicher Aussicht in die Kare unter der Türchlwand und über das Tal hinweg auf Tischlerkar und Ankogelgruppe.
Am Kamm finden wir sogar zwei Besonderheiten, eine Bart-Glockenblume in Weiß und mehrere Sträucher der Blauen Heckenkirsche (Lonicera caerulea). Diese auf saurem Boden (Waldviertel, Zentralalpen, laut Janchen am Ringkogel in den Göstlinger Alpen?) vorkommende Art blüht im Frühsommer blassgelb, und ihre Früchte sind gerade reif. Leider erst zuhause in der Exkursionsflora gelesen: Früchte essbar, wohlschmeckend (ähnlich Heidelbeeren)! Na, da haben wir einen seltenen Fruchtgenuss versäumt…
Abstieg und Talfahrt verlaufen angenehm, und jetzt verbleiben neben einem Spaziergang ins Angertal und zwei Tagen Alpentherme nur noch die Wanderungen ins Naßfeld (Sportgastein) und durch das Kötschachtal zum Alpengasthof Prossau – lauter schöne Urlaubserinnerungen!