Im Heidelbeer- und Pilzviertel: “Schon wieder nix!”
25. Juli 2012 von Bernhard Baumgartner
Jetzt wollten wir endlich die Probe aufs Exempel machen (wie es so sprichwörtlich heißt) – ab zum Lokalaugenschein nach Heinrichs bei Weitra, im obersten Waldviertel, direkt an der Grenze zu Gratzen / Nove Hrady gelegen. Denn dort sollte es doch sowohl Heidelbeeren als auch Pilze geben, zumindest haben wir von den Kolm-Verwandten Anfang Juli solches berichtet bekommen.
Anfahrt schön zügig, aber es “zieht sich” auch, die Kilometer spulen sich nur so ab, nach viel Verkehr (naja, nur dort ist auch wirtschaftlich was los, wo sich statt Fuchs und Hase die Opel, BMW usw. begrüßen). Aber vom im Kern so malerischen Zwettl an – schöne Grüße im Vorbeiflug an D&J - in den fernen Nordwesten gehört die Straße, wie alle auf der Strecke gut ausgebaut, fast uns allein.
In Weitra kein Aufenthalt, aber noch ein schneller Jausenkauf, denn im Hinterwald gibt´s nichts mehr… Dann über Schagges durch die für uns so allerliebste Landschaft hinüber nach Heinrichs, dem mehrfach preisgekrönten Blumendorf: Wirklich ein Dorf wie aus dem Bilderbuch – in der Schule wohnen Kolm Franz und Christl, das Pascher-Geschäft hat zwar noch das “Tratschbankerl” (ohne Gemischte Warenhandlung), der Bäcker kommt von Pertholz vorbei, aber den Pfarrer Gabriel gibt es noch immer, auch die schöne Granitkirche von 1872/74, und den Stangelwirt – dort bekommt man den Führer für den Erlebnisweg über den Mandlstein.
Erster Landeplatz (hier haust und baut der Kolm Franz III. – könnten auch schon mehrere Franzen sein, aber die wir halt kennen, und der Storch ist auch unlängst eingekehrt!) – also Landung in der Göllitz, am Ende der neuösterreichischen Welt (seit 1919) . Der vertraute Platz im Wald beim Würgelhäusl, wo wir beim Beerenbrocken 2007 unseren Autoschlüssel “anbauten” (eine Abenteuergeschichte für sich, weitab im Wald vor dem verschlossenen Auto und der Reserveschlüssel im versperrten Haus in Heinrichs…). Uns würgt es auch schon - die Heidelbeeren müssten wir mit der Lupe suchen, und an Pilzen gibt es nur viele Rotkappen (wenn es solche gewesen sein sollten, wir nehmen aber ohnehin nur Eierschwammerl und Herrenpilze und Parasole, leider…).
Daher zurück zur Mandlsteinstraße bei der “Peckten Buche” mit der Schwedenkapelle und hinauf zum Sattel, wo man mit kurzem Anstieg zum Gipfel kommt. Haben wir voriges Jahr ausführlich besucht, daher in Gegenrichtung zum “Hut”. Achtung, der Erlebnisweg hat eine Rotpunkt-Markierung im weißen Kreis! Weiß-rot-weiß in Streifen ist die Forstmarkierung, aber als wir dieser nachgehen, kommen wir an den tollsten Steingebilden vorbei. Der “Hut” lädt mit seinem Hochsitz in der Steinschale fast zu einem Nickerchen ein, aber das wäre schon der einzige Zeitvertreib, denn auch dort oben gibt es “nix” zu finden. Dafür vom Aussichtsbankerl ein schöner Fernblick auf Gratzen und einen grusligen auf das AKW Temelin.
Wieder hinunter vom Berg und kurz vor Heinrichs dem Wegweiser nach zum Doppelwackelstein. Na, der ist kurios! Man kraxelt hinauf und beginnt mit allem zur Verfügung stehenden Gewicht zu wackeln. Scheinbar rührt sich nichts, aber plötzlich schreit Anni: “Wackelt schon!” Aber nicht der obere Block, sondern der “doppelte”, also der Unterlagsblock mit dem Naturdenkmalzeichen. Aber natürlich wackeln alle beide zusammen, nur merkt man es eher beim Hinschauen als beim Obenstehen – oha! nicht schwindlig geworden, es wackelt wirklich! Daneben steht der Kudelring, auch ein gewaltiger Brocken, und was noch? – ein Sendemast, mitten im Forst…
Auch der Nachbarblock des Doppelwackelsteins hat schöne Steinschalen, die seitlich wie an einem “Ohrwaschl” abstehende verlockt mich zu einer Sitzung. Gut gepolstert mit etwas Moos und Humus und Fichtennadeln – das Ergebnis ist nicht zu übersehen! Aber im Vergleich mit dem am Vortag bei Madame Tussots im Wiener Prater gesichteten Allerwertesten (für den bei der Südpoltour blank präsentierten …. ist “allerwertest” sicher besonders treffend) ist es ohnehin egal, und beim Abstieg hat der luftige Wind bald alle Spuren der feuchten Sitzfläche getilgt…
Ein Sammelziel ist noch offen, wo wir im Vorjahr sogar einige Brätlinge gefunden haben. Der sogar asphaltierte Forstweg dorthin zweigt von der Pyhrabrucker Straße kurz nach Heinrichs ab und führt ins Waldgelände der “Reutlüß”. Aber vorher platzieren wir uns noch auf einem wunderhübschen Aussichtsbankerl zur Mittagsjause – ein besonderer Genuss beim Blick über die liebliche Landschaft rund um Heinrichs. Die Ausbeute danach - immerhin für einen großen Suppentopf für das Familienessen am nächsten Tag haben die Schwammerl gereicht (Rekordhalter Enkerl Felix mit fünf Tellern! super Oma!), und für zwei Schüsserl Fruchtjoghurt. Aber Hauptsache war letztlich der gelungene Ausflug in die Kolm´sche Familienheimat, gleich mit einem schon längst fälligen, wenn auch kurzen Besuch verbunden – schöne Grüße an alle, und beim nächsten Besuch kommt der Rest der Verwandtschaft dran…
Wenn man nach Weitra kommt, vielleicht um die Spiele im Schloss zu besuchen, sollte der Heinrich´ser Erlebnisweg über den Mandlstein nicht versäumt werden, er gehört sicher zu den paar allerschönsten Bergwanderungen im Waldviertel! Die Tour ist in allen meinen Waldviertel-Führern enthalten – heuer in der 5. Ausgabe seit 1994 (nicht wie im Buch angegeben 3. Auflage) und wieder erweitert, mit der Wachau wie bisher nun auch mit Südböhmen. Mein “ultimativer” Waldviertelführer (wie alle neuen Bücher im Kral-Verlag), wie man diese Beifügung auch deuten mag…
4 Reaktionen zu “Im Heidelbeer- und Pilzviertel: “Schon wieder nix!””
Gut – oder besser gesagt: schlecht! Die Heidelbeeren können wir uns wohl für heuer abschminken (noch nicht dazugekommen, im Wechselbereich nachzuschauen). Aber Schwammerl sollten schon noch kommen?!
Neueste Meldung von der Schwammerlszene – heute von Werner berichtet, dass im Ötschertalbereich (bis hinein in den Rotwald) nichts zu finden ist, allerdings soll es bei Turnau (vorigen Donnerstag der katastrophale Regen) sehr viel Eierschwammerl gegeben haben.
Heidelbeeren vielleicht erst Anfang September am Wechsel oder vorher schon auf der Turnauer Alm, wenn dort oben ein Fruchtansatz ist (?), sind noch nicht so hoch oder weit gekommen!
Dafür wachsen im Garten Gurken und Fisolen üppigst, und was wohl noch – Zucchini….
Grüße! ABB
Gestern bei Sturzregen in der Seegrotte, heute mit der gesamten Baumi-Binder-Rasselbande in Laxenburg, Superprogramm für alle…
Ha, endlich nach mehreren vergeblichen Anläufen – heute war “Pilztag”!!!! Für alle Suchenden – Voralpenlagen um 1000 m auf Lunzer Schichten (mit Geologiekarte verlässlich und nicht angewiesen auf Ratschläge, die ohnehin nicht stimmen, weil keine(r) sein Schwammerlplätze preisgibt).
Vom Ringkogeltag am Dienstag bis heute immer was los, aber Bilder sind fertig, und hoffentlich morgen auch der Bericht!
Schönes Wochenende! Bestens zum Schwammerlsuchen, aber kaum zum Wandern… BB