Hinter dem “Pferdereich” von Hafling und Jenesien versteckt – Kampidell
10. November 2011 von Bernhard Baumgartner
Gegenüber dem Meraner Talhang und dem Mittelgebirge von Tisens ein Stockwerk höher gelegen, erstreckt sich nördlich von Bozen eine weitläufige und seit altersher besiedelte Hochlandschaft. Östlich vom tief eingeschnittenen Sarntal und begleitet vom engen Eisacktal befindet sich der berühmte Ritten. Unser Ausflugsgebiet von Lana her nennt Dr. Anton Lutterotti, dessen Buch “Südtiroler Landeskunde” (Athesia 2000) ein überaus wertvoller Begleiter für Südtirol-Urlaube ist, den “Tschögglberg”. Dorthin geht unsere nächste leichte Tour, mit Maximalhöhe von 1500 m allerdings noch ins “Lärchengrün”, dafür mit bezaubernden Aussichten.
Die beste Auffahrt, wenn man nicht bei Meran über Hafling zur Höhe fährt, führt von Terlan hinauf nach Mölten. Unterwegs bietet das Dörfchen Verschneid eine ganz tolle Rundwanderung über die “Lärchenalmen” am Tschaufen und Salten, ganz berühmten Ausflugs- und Wanderzielen. Weil wir diese Tour schon im Frühsommer bei herrlicher Blütenpracht unternommen haben, benützen wir diesmal von Mölten die schmale Bergstraße Richtung Jenesien.
Ein schon ganz schön voll gestellter Parkplatz (überall mit Gebühr) zeigt uns – hier landen wir richtig, denn was an Herbstgästen nur aufzubieten ist, strebt der Langfennhöhe zu. Neben einem einladenden Gasthaus steht dort die Jakobskirche auf dem höchsten Punkt, wo man “den Kranz der Berge in allen Himmelsrichtungen bewundern kann”. So Lutterotti, der weiter schwelgt: “Wo sonst kann man stundenlang über Lärchenwiesen wandern, über Urwege, eingefasst von alten schrägen Zäunen, in weltentrückter Abgeschiedenheit und verzaubert zu jeder Jahreszeit durch das wechselnde Farbspiel der bärtigen Lärchenriesen”.
Inzwischen hat sich dort grundsätzlich nichts geändert, aber die fest gefügten Bretterzäune lenken strikt die Massen der Wanderer und halten sie von den mit urigen Lärchen locker bestandenen Weideböden fern. Trotzdem wird das Wandern oder besser Spazieren hier zu einem einmaligen Erlebnis, für das eine kurze Runde genügen muss. Freilich wäre eine ausgedehntere Route südwärts über die Almböden zum Salten überaus verlockend, oder gegen Norden über das Möltener Joch zum Schöneck. Wir gehen jedoch bald am Osthang wieder zurück zum Ausgangspunkt nahe dem Straßensattel, erleben dabei aber ein grandioses Dolomitenpanorama bis hin zur Sella und dem Latemar. Dazwischen steht der massige Schlern mit den bizarren Felsen von Euringer und Santnerspitze. Aus der Karte identifizieren wir erst später daneben den Langkofel einerseits und den unverkennbaren Rosengarten mit den Vajolett-Türmen – “König Laurins Felsenreich”, wie der Sagenwelt um Dietrich von Bern entstiegen…
Jenseits der Sattelhöhe lockt uns auf der Sarntaler Seite eine schmale, aber asphaltierte Bergstraße “ins Abseits”, wo ich mir nach der Landeskunde-Beschreibung in der Karte einige Punkte markiert habe. St. Magdalena in Kampidell heißt diese Einschicht, und dort stimmt wirklich alles (ausgenommen die altersschiefen Zäune). Zwar hat die Einkehr im Stegerhof geschlossen, aber daneben stehen das alte Berghaus (bezeichnet mit steinernem Bischofswappen und der Jahreszahl 1590) und das neue Sommergästehaus der Grieser Benediktiner. Sogar die Tierwelt kommt nicht zu kurz – oberhalb grasen Lamas (oder sind es Alpakas?), und im Hof ringeln sich die Hauskatzen im Begrüßungsritual.
Beim Parkplatz hatte uns ein deutscher Gast gefragt, wo hier die “Wiese mit den vielen Pferden” sei, was wir nur mit “wahrscheinlich in Hafling” beantworten konnten. Doch plötzlich stehen sie gleich unterhalb vom überaus malerischen Dorf Flaas neben einem Wegkreuz am Straßenrand – die Haflinger! Sie kraulen und striegeln sich nicht nur gegenseitig, sondern sind auch gegenüber den neugierigen Fotografen sehr freundlich.
Dann geht es in weitläufiger Fahrt die Hänge entlang, durch Wälder und an einmalig schönen Aussichtspunkten vorbei zur Ortschaft Jenesien. Mit jeder Kurve einen Ruck tiefer, von diesem Sonnenbalkon immer noch hoch über Bozen schließlich rasant in die Tiefe – Tunnels, Brücken, Kehren, bis man unten im Talboden landet. Die wirbelnde Welt der Bozener Vororte empfängt uns in Gries, doch vor lauter Verkehr verzichten wir auf die kunsthistorische Empfehlung an dieser Stelle und machen uns über die Weinstraße an die Rückfahrt nach Terlan. Diese Strecke am Talrand mit ihren alten Ansitzen und pittoresken Burgruinen dauert zwar ein bisschen länger als die Schnellstraße halbwegs bis Lana, dafür bildet sie einen passenden Abschluss unserer Ausflugs- und Spaziertour über den Tschögglberg.
3 Reaktionen zu “Hinter dem “Pferdereich” von Hafling und Jenesien versteckt – Kampidell”
Laut einem Freund, der selber Lamas hat, sind es Lamas und keine Alpakas!
Wieder mal ein wunderbarer Bericht mit sooo schönen Fotos! Macht so richtig Lust auf Südtirol. Irgendwann MÜSSEN wir dort auch mal hin! Scheint mir so, als gäbe es dort genug zum Wandern für meinen Mann! Der bevorzugt Almwege, mit Steinen hat er’s nicht so – anschauen schon, aber nicht drübergehen.
Da wäre es für euch dort sicher richtig! Nicht umsonst ist ganz Südtirol überaus beliebt – für Autoren “narrensicher”, wie sonst nur das Waldviertel!!!
Drum muss ich jetzt endlich mit der Einarbeitung meiner Touren in die Neuausgabe mit Südböhmen anfangen. Aber vorerst beschäftigt mich noch immer der Vortrag über die Pilgerwege, wobei ich von den Hemmawegen neu nur Digitalbilder habe.
Wahrscheinlich ist das ohnehin der letzte Vortrag mit Dias, denn abgesehen von den widrigen Lichtverhältnissen im Saal hat das mit dem Beamer bei der Buchpräsentation in Annaberg prima funktioniert.
Dabei noch Glück gehabt – unsere Freunde Helga und Wolfgang Wald (die Santiagopilger auf neuen Raten!) haben im August die Tour von Murau bis Gurk gemacht und können mir mit einigen Dias aushelfen.
Weiters mein neuer Trick bestens gelungen – einige sehr gute Digitalbilder ausgedruckt (auf A5) und ganz klassisch mit Diafilm fotografiert – Ergebnis sehr gut!!!
Wir melden uns übernächste Woche! LG BB
Auf den Vortrag freu ich mich schon sehr!!