Bilder aus Südböhmen – ein wieder belebtes Wander- und Urlaubsgebiet
5. September 2011 von Bernhard Baumgartner
Moorbad Grosspertholz liegt wie Moorbad Harbach näher an Böhmen als an Zwettl (dem “Herzen” des Waldviertels). Noch dazu weil es dort gleich mehrere Grenzübergänge gibt, die wenig bekannt, aber für Touren und Ausflüge sehr praktisch sind. Von Harbach ist man ganz schnell im Wallfahrtsort Brünnl, dem “Böhmischen Lourdes”, und von Karlstift / Stadlberg fährt man (ebenfalls mit dem Auto) hinüber nach Buchers, dem schon verfallenen, aber nun wieder besiedelten Marktort am Fuß der höchsten Gipfel des “Gratzenerlandes” (Steinberg oder Kamenec mit 1072 m der höchste). Nur für Fußgänger und Radfahrer erlaubt sind die Grenzübergänge in Joachimsthal, Schwarzau und bei Hirschenwies / Lauterbach, wo auch die Radroute “Via Verde” in tiefen Wäldern des oberen Lainsitzgebietes das Staatsgebiet wechselt.
Nicht zu vergessen ist der Hauptort dieses Gebietes, die “Bergstadt” (wirklich auf einem Berg gelegene) Stadt Nove Hrady, das altösterreichische Gratzen. Eine reiche Geschichte weist diese Burgsiedlung auf, von 1640 etwa bis 1945 war sie im Besitz der Grafen Buquoit, die das Land ringsum nicht nur ausnützten (wie man bis 1989 wohl “historisch korrekt” gesagt hätte), sondern auch in jeder Hinsicht förderten. Glashütten in den Wäldern, später die Holzbringung, architektonische Juwele und besonders der Naturpark im Theresiental, wie auch der seit 1858 geschützte Urwald bei Zofin (dem früheren Sophienschloss) gehen auf sie zurück.
Bald nach 1945 war das “Gratzenerland” von der deutsch sprechenden Bevölkerung “gesäubert” worden (wie es unter den Nationalsozialisten in umgekehrter Richtung der Fall war, um bei den geschichtlichen Tatsachen zu bleiben). Mit dem immer intensiver ausgebauten “Eisernen Vorhang” während der Zeit des Kalten Krieges wurde die unmittelbare Grenzregion völlig entsiedelt. Mit dem Sturz des Kommunismus durch die “samtene Revolution” in der Tschechoslowakei 1989 trat eine völlige Veränderung der Verhältnisse ein.
Wenn man heute diese Grenzregion bereist, durchwandert oder noch besser auf den zahlreichen und gut markierten Radrouten “erforscht”, glaubt man zu träumen. Zwar erinnern noch manche Siedlungen und Wirtschaftsbetriebe in ihrem ruinösen Zustand an die Zwangsbeglückung der Bevölkerung. Aber daneben merkt man weitgehend ein Aufblühen, eine allmähliche Anpassung an den auf der österreichischen Seite der Grenze selbst in den abgelegensten Orten selbstverständlichen Leben- und Wirtschaftsstandard. Was 1968 in der kurzen Freiheit unter Dubcek viele Gäste nach Böhmen gelockt hat, gilt auch heute wieder – Gastlichkeit und ein Näherrücken an die Nachbarn, die nun immer mehr zu Partnern werden und nicht mehr als imperialistische Bedrohung angesehen werden.
Wir wanderten nicht nur entlang der vorzüglichen tschechischen Wanderwegmarkierungen, sondern auch der besten Markierung folgend, die es überhaupt geben kann – den Grenzsteinen zwischen Österreich und Tschechien. Darüber wird noch zu berichten sein, vorläufig nur ein paar Bilder aus Südböhmen.
2 Reaktionen zu “Bilder aus Südböhmen – ein wieder belebtes Wander- und Urlaubsgebiet”
Hallo Bernhard, vielen Dank für die Beschreibung. Ich habe mir die Ecke schon immer mal vorgenommen, aber bis jetzt noch keine Tour realisiert. Ein Bekannter meinte, der Rosenberger Teich und Umland seien von der Lainsitz aus einen Abstecher wert. Werde auch das prüfen und bei Gelegenheit meine Anmerkungen schreiben. Grüße, Achim.
Die berühmtesten Teichlandschaften Südböhmens liegen weiter nördlich von Nove Hrady / Gratzen, rund um Trebon / Wittingau. Wir haben eine interessante Rundwanderung bei Chlum gemacht, über die ich noch berichten werde!
Grüße! BB