Ein “Gustostückerl” für Blumenfreunde – “Reden” bei Bad Fischau-Brunn
29. April 2011 von Bernhard Baumgartner
Die 39. Fahrt nach Wiener Neustadt seit Jänner! Bisher reichte die Energie weder für Stadtbesichtigung noch Abstecher in die Umgebung. Aber bei dieser letzten Fahrt war es endlich so weit – auch in der Natur, wie wir hofften, denn sollten jetzt nicht schon die Zwerg-Schwertlilien blühen?
Das Naturschutzgebiet “Auf der Reden”
Als Reden steht diese niedrige Vorkuppe der Fischauer Berge zwischen Brunn und Winzendorf wohl im Grundbuch oder Kataster. Dem Sinn nach müsste es besser “Röten” heißen, was im Volksmund wie “Redten” klingt, benannt nach dem rötlichen Verwitterungsboden. Dieser kommt in den Weingärten schön zum Vorschein, und oberhalb steigen die Konglomerate und Hallstätter Kalke dieses Bergzuges an (parallel zur Hohen Wand und von dieser durch die Gosaumulde der Neuen Welt getrennt).
Umgürtet von einem Saum aus Schwarzföhren und verschiedenen Sträuchern (Wolliger Schneeball, Warziges Pfaffenhütchen/Spindelstrauch, Badener Weichsel, Berberitzen), befinden sich auf dieser Kuppe Trockenrasen und sogar Felssteppen, wo der steinige Untergrund aus der dünnen Humusschicht hervorkommt. Aufmerksam auf dieses pannonische Naturdenkmal wurden wir schon vor vielen Jahren durch unseren Mentor MR Dr. Otto Hausleitner, langjähriger Gemeindearzt von St. Veit an der Gölsen, der uns nicht nur in die diversen Florenbereiche, sondern z. B. auch in die Kunstwelt Kärntens einführte. Vor etwa 15 Jahren (in meiner aktiven Zeit als Lehrer und Obmann der Lilienfelder Bezirks-Lehrerarbeitsgemeinschaft) besuchten wir diesen Standort sogar bei einer Veranstaltung mit dem Piestinger Hauptschullehrer Gerhard Winkler.
Was blüht denn da?
Reste der Frühlingsflora waren Unmengen fruchtender Küchenschellen, schon etwas verblüht die Hochstängeligen Kugelblumen, derzeit in Vollblüte die Österr. Schwarzwurzel, knospig schon der Diptam. Aber was fehlt – die Zwerg-Schwertlilien! Nur die kleinen “Schwerteln” der unverkennbaren Blätter zeigen sich in dichten Rasen, aber weder Knospen noch Blütenreste – ob wir jetzt zu früh oder zu spät dran sind, lässt sich schwer entscheiden, und mit meinen älteren Aufzeichnungen muss ich erst vergleichen… Auch vom Frühlingsadonis war nichts zu bemerken! Gegen den Sommer zu findet man hier auch absolute pannonische Seltenheiten, wie die Adriatische Riemenzunge und im Wald näher gegen Brunn (Biotop D in der Karte) den Violetten Dingel.
Auf dem Römerweg
Bei der Autobahnabfahrt Wr. Neustadt-West fuhren wir aus der Stadt kommend geradeaus nach Weikersdorf am Steinfeld und bis Winzendorf. Die abkürzenden “Schleichwege” quer übers Steinfeld hatte ich leider übersehen, auch sind die unbedeutenden Abzweigungen nicht beschildert, wohl um den Verkehr auf den Hauptstraßen zu kanalisieren. Markant in Karte und Gelände die Kreuzungen mit der Puchberger Bahnstrecke – gleich nach dieser zweigt in Winzendorf der Römerweg ab, beschildert als Sackgasse, aber nirgends mit Fahrverbot (oder übersehen?). An Wochentagen ist es auf diesem asphaltierten Güterweg absolut ruhig, sonst sicher vor allem viel Radverkehr!
Wir fuhren also auf dem Römerweg (längerer Zumarsch geht bei mir derzeit nicht, wäre von Fischau-Brunn empfehlenswert) bis zu der Einsenkung nördlich vom Engelsberg (dort ein früher überaus bedeutender Steinbruch – Engelsberger “Marmor”). Eine ganz reizvolle Landschaft, die vom steil ansteigenden Föhrenwaldsaum über Weingärten und Wiesen in die Ebene absinkt. Nach einer Wegkreuzung in der seichten Mulde (hier verläuft die 1. Wiener Hochquellenleitung) geht es zu einer Kreuzung bei P. 326 m mit scharfer Rechtsbiegung des Asphaltweges. Gleich danach parkten wir am rechten Wiesenrand und bemerkten gleich bergwärts einen Weg mit alter roter Markierung.
Der botanische Spaziergang
Auf diesem Weg kurz zwischen aus Steinen geschlichteten Flurabgrenzungen bis zu einer Kreuzung vor dem steileren, bewaldeten Berganstieg der “Röten” (rechts der “Waldrandweg”, den wir für den Rückweg benützten, in meiner Karte blau eingetragen, im Gelände unmarkiert!). Hier gingen wir links auf einem hohlwegartigen Steig (alte rote Markierung, auch in meiner Karte so eingetragen) hinauf bis zum Sattel der Bergwiese hinter dem NSG (dort findet man gegenüber am Waldrand die gelbe Markierung zur Eisensteinhöhle). Rechts davon, also “talwärts”, ist man dann gleich auf der Kuppe mit ihren Trockenrasen-Lichtungen (Naturdenkmal-Tafeln). Steigspuren laufen über diese Flächen, und vom rechten (südlichen) Rand der Kuppe hält man sich dann am besten auf diesen links (nordwärts) bis zu einer größeren und tiefgründigeren Wiesenfläche (dort die meisten Riemenzungen). In deren äußerster Ecke ist ein Steig zu finden, der steil hinab zum “Waldrandweg” führt, der uns zurück zur ersten Wegkreuzung und zum Ausgangspunkt bringt, dabei oberhalb der Weingärten entlang.
Weiter bis Brunn
Der Römerweg führt am Bergrand entlang weiter, vorbei an einem Kreuz mit abzweigendem Waldweg (dort im Schwarzföhrenbestand das Dingel-Vorkommen, Karte Biotop D). Anschließend erstreckt sich ein “Schlägerungsbiotop” – hier wollte der Grundbesitzer das Siedlungsgebiet ausweiten (was durch den Widerstand der Anrainer verhindert wurde) und hat dazu vorsorglich den Schwarzföhrenforst geschlägert. Auf den nun besonnten Flächen hat sich die pannonische Flora ganz üppig entwickelt (Biotop P meiner Karte). Dann geht es in das Ortsgebiet von Brunn (an der Schneebergbahn !) hinein.
Sehenswertes und Wandermöglichkeiten
In Bad Fischau gibt es ein mit Vöslau vergleichbares, relativ kühles Thermalbad in nostalgischem Ambiente! Die Pfarrkirche steht in einem historisch bemerkenswerten Kirchhof. Ein interessantes Ausflugsziel ist die Eisensteinhöhle (eine überraschend warme Thermalhöhle, Führungen am 1. und 3. Wochenende jeden Monats von Mai bis Oktober).
Unsere Standardroute über die Fischauer Berge habe ich in “Das große Wandererlebnis NÖ” beschrieben, sie geht von Bad Fischau über den Blumberg und den “Kürassier” zum Größenberg (herrlicher Schneeberg- und Hohe Wand-Blick, interessante Flora mit Küchenschellen, Weißem Fingerkraut usw.). Von dort nahmen wir den Abstieg südwärts, mit Seitenweg zum Steinbruch auf dem Engelsberg (äußerst eindrucksvoll !), dann hinab zum Römerweg und zum beschriebenen NSG “Auf der Reden” , weiter zur Eisensteinhöhle und nach Fischau, insgesamt ca. 4 Stunden, sehr lohnend, solange es nicht zu heiß ist!
Den heurigen Blütenstand Ende April zeigen die Bilder. Ich würde mich über Rückmeldung per Kommentar von späteren Begehungen sehr freuen!