Hipplerkogel: Mit Schneeschuhen “ins Hintaus”…
29. Januar 2011 von Bernhard Baumgartner
Außer dem Gölsentaler Karl wird wohl kaum jemand wissen (vor allem nicht die gängigen Schitourenspezialisten), wo sich dieser Kogel befindet. Das “Hintaus” wird ja schon eher bekannt sein – normalerweise sind dort Ställe und Scheunen (hinter den Bauernhäusern), bei uns nach einer (derzeit sehr zusammengeräumten) “Kramurizone” eine Strauchzeile mit hoher Vogelkirsche, Linden, Hainbuchen… schon die Wiesen vom benachbarten (im Sommer uns so fleißig zugüllenden) Bauern.
Heute (vom Hineinstellen in den Blog aus schon gestern, also Samstag) stieg ich am Vormittag durchs “Hintertürl” hinaus auf diese Wiese, um noch ordentlich Luft und Bewegung zu schnappen, bevor es wie täglich nach Wiener Neustadt ging (ein paar von euch wissen Bescheid). Es war so erstaunlich viel Schnee, dass ich gleich mit den Schneeschuhen loszog. Dazu einige Minusgrade, am höheren südlichen Talrand der Gölsen Raureif von nächtlichen Nebelfeldern, aber oben am Sengenebenberg (unserem und wie ich meine nördlichsten Tausender !) wehte der Südostwind leuchtende Wolkenfetzen in den unglaublich blauen Himmel…
Der Hipplerkogel – diese Erhebung am nördlichen Talrand des Gölsentals hat ganz ähnliche Nachbarn. Nach Westen zu den Weißenkogel und dann den Hinterleitnerkogel, allesamt nach Bauernhöfen benannt und aus einer härteren Gesteinsart der Flyschzone aufgebaut, der sie ihre Form verdanken, während die anschließenden Mergelschichten tiefer abgetragen wurden. Hier gibt es einen harten Kalksandstein, analog zu den Steinbrüchen im Kahlenberggebiet bei Wien, der in St. Veit und Traisen (an der typisch so bezeichneten Steinwandleiten) früher in großen Steinbrüchen abgebaut wurde. Vor allem in den 1920er Jahren bei der Gölsenregulierung, aber bis nach 1950 bestand vom Kerschenbach-Steinbruch sogar noch eine Feldbahn zum Bahnhof St. Veit (ein interessantes heimatkundliches Schnüffelproblem, wann diese Geleise abgetragen wurden…?).
Die Bauernhöfe heißen selbstverständlich nur dem Hausnamen nach so – der Bauernhof auf unserem Kogel hat die Besitzer Knoll, vulgo Hippler, das kommt vom mittelalterlichen hubel oder Hügel, was auch der Lage auf der Bergkuppe entspricht. Der Hinterleitner (westlich der Schwarzenbachstraße) versteckt sich übrigens an der Nordseite “hinter” seinem Kogel. Dazu übrigens eine Anmerkung zu Csaba Szepfalusis Artikel über hochsteirische Schitouren rund um Frein im letzten Land der Berge – die Wildalpe dort heißt selbstverständlich nicht nach dem jagdbaren Wild so, sondern der Bergname kommt vom mittelalterlichen widt = Wald, und dieser etwas niedrigere Bergrücken ist im Gegensatz zu den höher über die Baumgrenze aufragenden Nachbarn sicher früher mehr bewaldet gewesen – erstens in der Wärmezeit vor dem Klimaumbruch um 1500, zweitens ist der Wald erst durch die Almweiden von den Gipfeln etwas herabgedrückt worden. Wer nachlesen will – Tippelt / Baumgartner, Mariazeller Bergland, NÖ Pressehaus 1977 und 1979 (davon hüten Werner und ich sogar noch einige Restexemplare).
So jetzt zu meiner “Minitour” – ein erstes Ziel war die “Hipplerlacke”, wo neben dem Froschlöffel sogar im Sommer die Sumpfschwertlilie gut angewachsen ist, nachdem sie mir im eigenen Garten zu sehr ausgewuchert hat. Dort oben gibt es wunderschöne Wiesentrassen, wenn nicht gerade die Strauchzeilen ausgelichtet werden und die Äste bis zum Wiesenräumen im Frühling im Weg herum liegen. Weiter oben folgt ein Obstgarten mit neu angesetzten seltenen Arten – die Familie Knoll vulgo Hochedler (im Kerschenbach ansässig, nahe der Hochedlerkapelle > Suche im Blog !) ist führend beim Gölsentaler Bauernladen in St. Veit engagiert und natürlich ein Biobetrieb. Weiter zum eigentlichen Hipplerkogel hinauf stand bis vor zwei Jahren eine herrliche Lärche, die aber anscheinend einem Blitzschlag zum Opfer gefallen ist – dafür befindet sich auf der Gipfelkuppe, mitten im Pilzrevier ein neuer “Handymast”, fast getarnt von den riesigen Rotbuchen und Fichten ringsum.
Im Abstieg (schon einmal beim “Silberfichtenkogel” im Blog beschrieben) folgte ich teilweise dem “Marterlweg” – vom seinerzeitigen Obmann der St. Veiter Dorferneuerung, KR Sepp Kraushofer, beschildert. Jeder Hof hat hier seine Hauskapelle, und beim Birkenkreuz nahe dem Endpunkt meiner Wanderung hängt ein von Astrids Vater aus Maria Lanzendorf – Gerhard Melzer – gestiftetes Marienbild.
Wir können nur von Glück sagen, ein so erlebnisintensives “Hintaus” zur Verfügung zu haben, und mit dem Fotografieren war die Zeit noch besser ausgefüllt (ganz abgesehen von dem spätabends noch “gehämmerten” , aber doch nicht mehr fertig gewordenen Bericht).
3 Reaktionen zu “Hipplerkogel: Mit Schneeschuhen “ins Hintaus”…”
Hipplerkogel:muß ich zu meiner Schande gestehen,war ich glaub ich noch gar nie,werd das aber bei Gelegenheit nachholen!
“Bauernhöfe: Mooser im feuchten Talkessel, Weißhofer”
dazu Anmerkungen,soweit mir bekannt:
Mooser:Sulzer vulgo “Bauernmoser”
Weißhofer:im Volksmund “Weiß`n”
soll aber nicht belehrend sein,nur meine Meinung bzw. Wissen!
lg. Karl
Hallo Karl, du kennst dich sicher mit den Hausnamen besser aus – “Mo(o)ser” gibt es ja vielfach bei uns, “Bauernmoser” vielleicht als Gegensatz zum “Hanslmoser” beim Pfenningbach oder im Wobach…
Das gibt oft Anlass zu Verwechslungen – als ich vor einigen Jahren vom Standort des Zungenmäusedorns beim Gehöft “Moreder” (= Mayröd, ein vormals verödet gewesener Meierhof) den Familiennamen Lechner hinzugefügt hab, sind die Pflanzensucher oft in den Wobach, weil dort in der Karte “Lechner” steht!
Übrigens – weißt du ob der Eisensteinwirt immer (nach Schneelage halt) zum Wochenende oben ist?
Schöne Tour heute und Grüé! BB
@Karl – mach dir nicht`s draus, wir kenne den Hipplerkogel auch nicht.
@BB – gut zu wissen, was du dazwischen machst. So siehts derzeit auch bei uns aus.
LG aus Zwettl