Wandertipp für Kärnten-Urlauber: Auf den Storschitz
19. Juni 2010 von Bernhard Baumgartner
Auf diesen Gipfel wurden wir durch einen alten Wanderführer der unvergesslichen Bergautorin Liselotte Buchenauer aufmerksam (Liselotte Buchenauer & Wilfried Gallin, Kärntner Wanderbuch, Tyrolia 1976). Während des Kärnten-Urlaubes war nach mehreren Tagen in den Gurktaler Alpen und auf den Hemma-Pilgerwegen endlich eine Tour in den Karawanken fällig (ein Artikel von mir über die “Berge wie hohe Mauern” erscheint im nächsten “Granatapfel”). Gewitter waren angesagt, schwüles Wetter, also keine Monstertour, aber doch hinauf zu einem als Blumenberg gerühmten Gipfel!
Der Kärntner Seeberg
Da kann man über das aktuelle “Problemland” Kärnten meinen, was man will und die politischen Umstände ignorieren, aber geschehen ist dort seit unseren Urlauben in den 1980-er Jahren schon allerhand (selbstverständlich wie überall in unserem Land). Was ich zu den “künstlichen Erregungen” bezüglich Ortstafeln und Volksgruppen meine, das habe ich im “Granatapfel” anzudeuten versucht (Auszug folgt nach Erscheinen).
Jedenfalls geht es nach zügiger Zufahrt quer übers Drautal hinein in das wildgetürmte Kalkgebirge der Karawanken. Bad Eisenkappel wird durchfahren (das Kurhaus befindet sich übrigens im angrenzenden Bad Vellach), dann übersehen wir vor lauter gut ausgebauten Straßenkehren ganz das Ortsgebiet von Vellach (wir sind früher einmal aus dem weltverlorenen Graben in die Vellacher Kotschna hineingewandert und haben die nahe Trögener Klamm mit den ersten von uns gesichteten Krainer Lilien erlebt). Schon sind wir auf dem Seeberg-Sattel (1215 m), einem leeren Grenzstützpunkt, der nicht ahnen lässt, welche Probleme hier einst bestanden (bei Wanderungen kein Grenzübertritt und später Passzwang usw.) und nun durch die beiderseitige Zugehörigkeit in die Europäische Union aufgelöst wurden. Das schöne Gasthaus auf slowenischer Seite scheint geschlossen, etwas dürftiger nimmt sich die Einkehr diesseits aus (kann auch täuschen…), gleich daneben typisch ein stattliches Land- oder Jagdhaus mit Verbotsschildern, dass ja keiner zu nahe kommt…
Unser Weg auf den Kärntner Storschitz
Zur Auswahl stehen zwei Anstiege, die man auch in einer schönen Rundtour verbinden kann. Beim bald folgenden Jagdhaus zweigt der steile und stellenweise gesicherte “Felsenweg” ab, wir wählten den ebenso lohnenden Weg um den Berg herum (ganz nach Empfehlung unseres Kärnten-Lotsen MR Dr. Otto Hausleitner: “Der Weise geht um den Berg herum!”). Beim Gipfelkreuz trafen wir allerdings andere Touristen, die mit einem Hund über den “schwierigen” Weg heraufgekommen waren…
Ein paar kurze Sonnenblick zeigen uns noch die Felsriesen der gegenüber aufragenden Steineralpen, dann wird es zunehmend finsterer, besonders oben auf dem Gipfel, aber Gewitter und Regen verschonten uns den ganzen Tag. So wurde die Wanderung zwar kein Höhepunkt in unserer Woche, aber es war ein kühles und angenehmes Gehen. Auf Forstwegen, kurz steil zu einer ebenfalls bequemen Wegfortsetzung und weiter bis zum Nordkamm beim Pasterksattel (1401 m). Hier wendet sich die überall gute Markierung gegen den Gipfel zu, das wie überall dicht bewaldete Gelände ist anfangs noch immer mäßig ansteigend (auf 3,5 km der gesamten Strecke von 5 km). Dann geht es aber entschieden steil hinauf bis zur Bergschulter am “Kepp” (1633 m) mit einer von der Trögerner Seite heraufkommenden Forststraße. Vor uns erhebt sich der steile Gipfelaufbau, aber im mit Wetterbäumen und Gestrüpp samt Latschen bewachsenen obersten Bergwald und darüber hinaus auf einem Steig gut zu bewältigen. Nach ca. 2 Stunden langen wir beim Gipfelkreuz an und blicken in den schwindelnden Abgrund der Ostflanke und sorgenvoll zu den wild getürmten schwarzen Wolken! Trotzdem geht sich ein Jause aus, und nach 20 Min. machen wir uns schon wieder an den Abstieg, während wir bei schönem Wetter uns hier sicher länger aufgehalten hätten.
Der Abstiegsweg
Der Storschitz wäre ein toller Aussichtsberg – im Westen Grintoutz und Koschuta, nördlich gegenüber der Hochobir und im Südosten die leider verhangenen Steineralpen am südlichsten Zipfel Österreichs, der Petzen im Nordosten verhüllt auch schon sein breites Haupt (er fehlt uns noch unter den leichten Karawankengipfeln). “Blumenberg” Storschitz – eine leichte Enttäuschung, denn oben herrscht noch der Bergfrühling, um den Seeberg blüht auch nur, was wir schon kennen, immer wieder eindrucksvoll die Riesen-Taubnessel / Lamium orvala – mit ihren prachtvollen Blüten auch “Nesselkönig” genannt und eine typische Südalpen-Pflanze. Der Abstieg verläuft kurzweilig, immer noch sind die rutschigen Wegstellen im oberen Teil trocken, und weiter unten kommt sogar wieder die Sonne hervor. Am Nachmittag wird es dann, nach einer kleinen Stärkung in Bad Eisenkappel, wieder so schön, dass wir über einen “Schleichweg” nach Diex hinauffahren können. Denn nahen Hemmaberg bei Globasnitz schenken wir uns, denn dort haben wir schon mit “Otto” (Dr. Hausleitner) vor Jahren alles nur Sehenswerte abgegrast und fotografiert…